Debütroman von TikTokerin ‚Toxische Pommes‘Berührende Geschichte über Integration

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Auf dem Bild ist die TikTokerin ‚Toxische Pommes‘ bis auf Höhe der Schultern vor einem grauen, unscharf gemachten Hintergrund zu sehen. ‚Toxische Pommes‘ blickt nicht in die Kamera, sondern nach links.

TikTokerin ‚Toxische Pommes‘ auf der Leipziger Buchmesse im Rahmen der Veröffentlichung ihres ersten Romans „Ein schönes Ausländerkind“.

Die TikTokerin ‚Toxische Pommes‘ erzählt in „Ein schönes Ausländerkind“, wie Migration eine Familie und ihren Alltag prägt und verändert.

Viele Familien mussten wegen der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren ihre Heimat verlassen. So auch die namenlos bleibende Familie in „Ein schönes Ausländerkind“, dem ersten Roman der Satirikerin ‚Toxische Pommes‘, die bei TikTok bekannt wurde.

Geschichten über das Leben in der neuen Heimat

Geschrieben ist der Roman aus der Perspektive der Tochter. Sie schildert ihr Leben und den Alltag ihrer Familie in unzähligen Episoden, erzählt von der Ankunft in Wien, von Frau Hell, bei der sie unterkommen und die ihre Mutter als 'Gegenleistung' als Putzhilfe ausnutzt. Sie berichtet von ihrer Kindheit, der gemeinsamen Zeit mit dem Vater, seine Freude über ihre Erfolge in der Schule und im Schwimmverein. Und von ihrem eigenen Streben danach, eine perfekt integrierte Österreicherin zu werden.

Ohnehin geht es viel um den Vater. Er kommt nie wirklich in Österreich an, bleibt als arbeitsloser Hausmann in den eigenen Wänden gefangen, lernt als einziges Familienmitglied kein Deutsch. Dies setzt der Roman stark um, gibt er doch die wörtliche Rede des Vaters in Kroatisch wieder und übersetzt sie in Klammern ins Deutsche.

Gelungene Erzählung über eine brüchige Familie

Aber nicht nur das macht „Ein schönes Ausländerkind“ zu einem lesenswerten Debüt. Mit großer Detailtreue, viel Scharfsinn und Gespür zeichnet die ‚Toxische Pommes‘ eine Familie zwischen zwei Identitäten, Kulturen und Sprachen.

Der Roman beschreibt eine Welt, die die drei Familienmitglieder immer wieder vor Hürden stellt. So bekommt die Tochter keine Gymnasialempfehlung, weil Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Die Mutter wiederum droht wegen der fehlenden Staatsbürgerschaft ihre neue Stelle in der Pharmazie zu verlieren. Und der Vater wird zunehmend zur Belastung für die Familie, das Verhältnis zwischen ihm und seiner Frau und Tochter wird immer konfliktreicher.

„Ein schönes Ausländerkind“ zeigt eindrucksvoll auf, wie sich geflüchtete Familien arrangieren und sich die Migration in ihre Biografien einschreibt. Das ist an vielen Stellen traurig und schmerzhaft. Doch dass die ‚Toxische Pommes‘ diese und andere Momente trotzdem so humorvoll, feinfühlig und leicht und letztlich einfach berührend erzählt, macht ihr Romandebüt besonders. Das mag womöglich daran liegen, dass es auch ihre eigene Geschichte ist.


‚Toxische Pommes‘ ist das Pseudonym der österreichischen Satirikerin Irina ihren Nachnamen behält sie für sich. Geboren in Jugoslawien floh sie als Zweijährige mit ihren Eltern vor dem Jugoslawienkrieg. 2020 startete die Juristin ihren TikTok-Kanal. Dort setzt sie sich humorvoll und zugleich kritisch mit der Gesellschaft auseinander. Ihr Pseudonym beruht auf ‚toxischen Beziehungen‘ und ihrer Vorliebe für Pommes frites.

Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind. Zsolnay, 208 Seiten, 23 Euro.

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