Mit KI-generierter StimmeDer Pumuckl kehrt bei RTL zurück – fast schon unheimlich gut

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Florian Eder (Florian Brückner) wickelt den traurig schauenden Pumuckl in ein Tuch ein.

Florian Eder (Florian Brückner), der Neffe des verstorbenen Meister Eder, ist nun der neue menschliche Freund des Pumuckl.

Der „Pumuckl“ ohne die Stimme von Hans Clarin und Gustl Bayrhammer als Meister Eder? Kann das gut gehen? RTL beweist, dass es möglich ist.

An Gesetze muss man sich bekanntlich halten. Und wenn das Koboldsgesetz besagt, dass ein Nachfahre der Klabautermänner bei dem Menschen bleiben muss, bei dem er sichtbar wurde, weil er an etwas festklebt, dann muss das so sein. Da kann auch Florian Eder (Florian Brückner) nichts machen.

Und so kommt es, dass der Neffe des vor 30 Jahren verstorbenen Schreinermeisters Eder nicht nur die Werkstatt seines Onkels in einem Münchner Hinterhof übernimmt, statt sie wie ursprünglich geplant für gutes Geld zu verkaufen, sondern gleich auch noch den Pumuckl. 

Als bekannt wurde, dass RTL eine Neuauflage der legendären Kinderserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ plant, die von 1982 bis 1986 produziert wurde, bekamen es vermutlich viele Fans des Kobolds mit der Angst zu tun. Wie soll das gehen ohne Gustl Bayrhammer als Schreinermeister und ohne die prägnante Stimme von Hans Clarin? Und wer die Neuauflage von „Biene Maja“ kennt, in der diese plötzlich schönheitsgenormt erschlankt war, musste man sich auch um den Pumuckl ernsthaft Sorgen machen.

Doch alle Zweifel waren unbegründet. Der Pumuckl durfte sein Bäuchlein ebenso behalten wie die Knollennase, das gelbe Oberteil und die grüne Hose. Und auch die feuerroten Haare stehen noch genauso wild ab wie eh und je. 

Der Münchner Produktionsfirma NeueSuper ist für RTL eine echte Überraschung geglückt. Statt der befürchteten Fremdscham löst ihr neues Mensch-Kobold-Gespann tatsächlich Verzauberung aus. Ältere Zuschauer werden in Nostalgie schwelgen, aber auch Kindern, die das Original gar nicht kennen, dürften diese Geschichten gefallen.

Die Gründe für das Gelingen dieses Experiments sind vielfältig. Man spürt, dass viel Geld, Zeit und Liebe in dieses Projekt geflossen sind. Die Werkstatt, die einst als Drehort diente, gibt es schon lange nicht mehr.  Sie wurde abgerissen. Und so wurde am Stadtrand von München in einer Industriehalle alles von Grund auf neu aufgebaut und dann auf alt getrimmt. Das Ergebnis spricht für sich. 

Sein unangepasstes, wildes Wesen hat sich der Pumuckl glücklicherweise bewahrt

Einen großen Anteil am Gelingen hat auch Bayrhammer-Nachfolger Florian Brückner. Der versucht sich gar nicht erst an einer Imitation des großen Vorbildes, sondern erschafft – natürlich auch dank des Buchs von Korbinian Dufter, Matthias Pacht, Katharina Köster und Moritz Binder – eine neue Vaterfigur für den Kobold. Herzensgut war der alte Eder ja immer, aber eben auch ein bisschen grantig.

Der neue Eder ist einfühlsamer bei seinen Versuchen, den Kobold ein bisschen zu erziehen. Der Erfolg hält sich natürlich auch bei ihm in Grenzen, sonst würde es ja keinen Spaß machen. So ein Kobold ist halt meist beratungsresistent. Außerdem repräsentiert er das Kind in uns allen, und das soll sich ruhig ausleben.

Doch auch die ernsten Themen finden Platz. In einer wirklich berührenden Folge fragt der Pumuckl, wann der alte Eder endlich aufhöre mit dem Totsein und zurückkomme. Daraufhin gehen die beiden gemeinsam auf den Friedhof und besuchen das Grab, wo der Pumuckl lernt, was es heißt, wenn ein Mensch gestorben ist. Chaos veranstaltet er dann ungewollt auch dort. Er bleibt eben ein Freund des Schabernacks.

Sein unangepasstes, wildes Wesen hat sich der Pumuckl nämlich glücklicherweise bewahrt. Er ist halt ein kleiner Anarchist, ausgestattet mit einem gesunden Egoismus. Sachen wegverstecken, Unruhe stiften und Reimen waren und bleiben seine liebsten Hobbys. Schauspieler und Kabarettist Maxi Schafroth hat die scheinbar unlösbare Aufgabe übernommen, ihm seine Stimme zu verleihen. Er macht das erstaunlich gut und steht dem verstorbenen Originalsprecher Hans Clarin fast in nichts nach. 

Doch RTL hat noch einen weiteren Coup im Ärmel. Die Firma Respeecher aus der Ukraine verwandelte Schafroths Stimme mittels KI in die Hans Clarins - mit Einwilligung von dessen Erben. Das Ergebnis ist verblüffend, ja fast schon unheimlich nah am Original. Wer die Serie bei RTL+ streamt, kann nun aus beiden Stimmfassungen wählen.

Der renommierte Regisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) schließlich hat alle Fäden wunderbar aufgenommen und verknüpft. So wird tatsächlich wahr, was der kleine Unruhestifter am Anfang lauthals in die Welt schreit: „Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da!“ Und das ist tatsächlich ein Grund zur Freude.


„Neue Geschichten vom Pumuckl“ stehen bei RTL+ in den Stimm-Versionen mit Maximilian Scharfroth und Hans Clarin (KI) zum Abruf bereit. Zudem gibt es dort eine zweiteilige Doku über den Entstehungsprozess zu sehen. Bei RTL laufen alle 13 neuen Folgen am 1. (ab 15.45 Uhr, Folgen 1 bis 6) und 2. Weihnachtstag (ab 15.15 Uhr, Folgen 7 bis 13) im Nachmittagsprogramm.

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