Flaschenpost von Andreas Altmann„Diese fünf Zeilen sind mein Geschenk an dich“

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ALTMANN, der Flaschenwerfer

Andreas Altmann in Paris

Paris – Seine Flaschenpost schleudert Andreas Altmann - ein Deutscher in Paris, passend zur Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Frankreich – in die Seine, wie er sein Leben lebt: mit Vehemenz und Hingabe, ein Aufrührer, Widerständiger. Als er vom Flaschenpost-Projekt erfährt, antwortet er: Hurra, dabei! „Ich mag Sätze, die wie Flammenwerfer daherkommen“, schreibt Altmann im Vorwort zu seinem neuen Bestseller „Gebrauchsanweisung für das Leben“ (Piper). „Ich will nicht ewig sein, will nur ein Leben, ein ganzes. Will lieben und geliebt werden, will sein. Aber heftig, aber innig, aber sinnlich.“

Das Leben erfahren heißt für den im Wallfahrtsort Altötting geborenen und von seinem Vater, einem Rosenkranzverkäufer, zum „Totalversager“ abgestempelten Altmann: Das Haus verlassen mit Stock und Bündel. Gleich so, wie der Dichter Alfonso Reyes es in dem Gedicht formuliert, das Altmann für seine Flaschenpost aufgeschrieben hat.

ALTMANN - Faksimile

Andreas Altmanns Botschaft

Im Sommer war er in Mexiko, dem wohl gefährlichsten Land der Erde ohne Bürgerkrieg; getrieben von dem, was ihn neben einem Talent, Sätze wie Flammenwerfer zu formulieren, auszeichnet: Neugier. „Ich möchte auf meinen Reisen erfahren, warum der Mensch so gierig ist, warum er der Welt antut, was er ihr antut“, sagt er im Gespräch. Altmann ist auf dem Dach eines Lastwagens von Ägypten bis Kapstadt gefahren, ohne Geld von Paris nach Berlin gewandert, er hat im Greyhoundbus die USA durchquert, ist mit der Eisenbahn durch Indien gefahren, hat bei Bhagwan gelebt und im Zen-Kloster. „Das Leben ist eine Hure“, sagt er. Dem Zufall, mit 37 Reporter geworden zu sein, ist er dankbar. Altmann hatte eine Reportage über eine China-Reise an das Magazin Geo geschickt, der Text war gedruckt worden, plötzlich war der Reisende ein gefragter Autor. Eine Million Bücher hat er seitdem verkauft.

Altmann ist selbst gierig. Lebenshungrig nach einer Kindheit und Jugend, die ihm jeden Lebenshunger austreiben wollte - er hat die Zeit der Pein mit seinem tyrannischen Vater in einem fulminanten Buch beschrieben: „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend.“ Bei ihm, das ist ganz wichtig, war nur die Zeit bis zum Erwachsenwerden „scheiße“, danach hat er sich befreit.

„Bitte keine biografischen Details. Ich bin Schreiber, Reporter, 19 Bücher, davon sechs Bestseller, eine Handvoll Preise, das reicht“, schreibt Altmann. Doch sind seine leidenschaftlichen Texte nicht getrennt von einer schmerzhaften Vergangenheit zu denken.

Als „Fluchtauto und Lungenmaschine“ hat er die Sprache in einem Interview mit dem „Zeit-Magazin“ bezeichnet. Er schreibe auch, um Rache zu nehmen an den Menschen, die ihn so lange demütigten. „Keine Liebe, keine Therapie, keine Lottomillionen hätten mich über ein Leben als Niete hinweggetröstet. Nur die Sprache, war imstande, mich aus dem Sumpf eines ziellosen, eines verlorenen Daseins zu ziehen.“

Mit der Flaschenpost will Andreas Altmann: „dem Finder ein Lächeln schenken“.

Hier gelangen Sie zu unserer interaktiven Flaschenpost-Karte.

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