„BibisBeautyPalace“Bibi produziert das meistgehasste deutsche Musikvideo

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Köln – Habt Mitleid mit Bianca Heinicke! Millionen minderjähriger Youtube-Nutzer kennen sie als die dauergrinsende Bibi H. von ihrem Youtube-Kanal „BibisBeautyPalace“. In dem gibt Heinicke jungen Mädchen Schminktipps oder spiegelt zusammen mit ihrem Freund Julian Claßen das Alltagsleben ihrer Zielgruppe in selbst gefilmten Laientheaterszenen wider. Durch mehr oder weniger verdeckte Produktwerbung verdient Heinicke damit einen dicken Batzen Geld, ihr Kanal hat fast 4,5 Millionen Abonnenten. Da mag man neidisch werden. Aber mitleidig?

Hass ist die stabilste virtuelle Währung

Vergangenen Freitag hat Bibi das Musikvideo zu ihrem ersten Song veröffentlicht. Auch „How it is (wap bap…)“ hat bereits mehr als 20 Millionen Aufrufe generiert, der Erfolg, möchte man meinen, bleibt der sympathischen, wenn auch talentfreien jungen Frau treu. Allerdings haben bereits 1,6 Millionen Nutzer den Gefällt-nicht-Knopf gedrückt und das Erstlingswerk damit zum meistgehassten deutschen Musikvideo gekürt. Das wahre Mitleid kommt spätestens dann auf, wenn man die abertausende Kommentare zum Lied liest, in denen die Menschenverachtung ihr hässliches Haupt erhebt und mal wieder beweist, dass Hass die stabilste virtuelle Währung ist.

Die Grenzen des Mitleids

Was man dagegen tun kann? Da sind wir ratlos. Gegen allzu großes Mitgefühl gibt es jedoch ein todsicheres Mittel: Einfach einmal „How it is (wap bap…) anklicken, das pseudo-niedliche, werbisch klingende Pianogeklimper über sich ergehen lassen, sich wechselweise über Bibi‘s dünnes, tonhöhenkorrigiertes Stimmchen, ihren beinharten teutonischen Akzent oder den unfassbar unbedarften Text wundern. Der erreicht locker den Dümmlichkeitsgrad von Rebecca Blacks „Friday“, dem meistgehassten Song des Jahres 2011. Aber die Amerikanerin war gerade einmal 13 Jahre alt, als sie von so aufregenden Dingen wie die Treppe hinuntersteigen und Müsli essen sang.

Bianca Heinicke ist 24 und sollte wissen, dass man in einer Aufzählung von Missgeschicken nicht einen angehauenen Zeh mit dem Verlust der Arbeitsstelle verknüpfen kann während man dazu ein Bällebad in einem rosaroten Schloss nimmt. Da stößt das Mitleid an seine Grenzen.  

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