„Maischberger“ zu PopulistenBeatrix von Storch lädt Thilo Sarrazin in die AfD ein

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Maischberger Sarrazin

Thilo Sarrazin

  • Das Thema bei Sandra Maischberger lautete „Die Angstmacher: Wie gefährlich sind Deutschlands Populisten?“
  • Eingeladen waren Thilo Sarrazin, Ex-Linken-Fraktionschef Gregor Gysi, die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch, CDU-Politiker Elmar Brok und der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke.

Thilo Sarrazins neues Buch "Wunschdenken" und der Programmparteitag der AfD am kommenden Wochenende bildeten den Rahmen für die aktuelle Ausgabe von "Maischberger" zum Thema "Die Angstmacher: Wie gefährlich sind Deutschlands Populisten?".

Am Beginn der Sendung stand die Frage, ob Thilo Sarrazin mit seinen Thesen aus dem Jahr 2010 ein geistiger Wegbereiter der AfD war. Sarrazin selbst betonte, dass er schon damals auf Probleme mit Einwanderern hingewiesen habe und es deshalb eine Nähe zur AfD gäbe. Wenn er den AfD-Politiker Björn Höcke vor wehenden Fahnen auf Marktplätzen sieht, habe er allerdings unschöne Erinnerungen an vergangene Zeiten der deutschen Geschichte.

Maischberger von Storch

Beatrix von Storch

Beatrix von Storch meinte dazu, dass Sarrazin in der AfD herzlich willkommen sei. Er würde der SPD, die vergeblich versucht hatte ihn auszuschließen, aber sicher auch gut tun. Elmar Brok ergänzte, Sarrazin habe der AfD den Weg bereitet, indem er als damals angesehener SPD-Politiker und Bundesbanker seine abwegigen Thesen in Deutschland salonfähig gemacht habe. Albrecht von Lucke brachte das Thema mit seinem Hinweis auf den Punkt, dass die AfD Thilo Sarrazins Thesen radikalisiert habe. Jüngstes Beispiel dafür sei die Formulierung in Entwürfen zum Parteiprogramm: “Der Islam gehört nicht zu Deutschland”.

Die anschließende Diskussion über das AfD-Parteiprogramm gestaltete sich schwierig, da über Entwürfe gesprochen wurde, über die erst am kommenden Wochenende auf einem Parteitag abgestimmt werden soll. Beatrix von Storch wandte eine bewährte Strategie der AfD an: Radikale Thesen aus Programmentwürfen oder Marktplatzreden in den Medien realativieren. Man müsse zwischen einem politischen Islam unterscheiden, der nicht zu Deutschland gehöre, und dem persönlichen Glauben. Dieser sei von der Religionsfreiheit geschützt. Wie diese theoretische Unterscheidung im Alltag funktionieren soll, erklärte sie nicht. Wurde aber leider auch nicht danach gefragt.

Problem ist Radikalisierung des Islam

Maischberger selber

Sandra Maischberger

Thilo Sarrazin legte als bekennender Atheist Wert darauf: “Was einer glaubt, ist seine Sache.” Das eigentliche Problem sei die Radikalisierung des Islam. Elmar Brok wies darauf hin, dass es in der Vergangenheit sicher Fehler bei der Integration gegeben habe. Die AfD mit ihren Lösungsvorschlägen aus der Zeit um 1900 sei aber keine Alternative.

Im weiteren Verlauf der Sendung konnte Thilo Sarrazin immer wieder seine kruden Thesen verbreiten. So seien Muslime als solche weniger wissbegierig. Die Afrikaner sind nach Sarrazins Ansicht an ihrer Armut selbst Schuld. Sie bekommen einfach zu viele Kinder. Auch Thilo Sarrazin versuchte sich noch im Verharmlosen. Er distanzierte sich von sehr hohen Flüchtlingszahlen, die er in seinen  Büchern beschreibt. Dies seien doch nur Modellrechnungen. Der Zuschauer konte eine deutliche Parallele zur AfD erkennen, die mit ähnlichen Zahlen und Argumenten Ängste schürt und Wahlerfolge erzielt, anstatt aufzuklären und zu erklären.

Maischberger Totale (1)

Die Runde bei Sandra Maischberger

In dieser Hinsicht hätten aber auch die etablierten Parteien, allen voran CDU und CSU versagt, meinte Albrecht von Lucke. Der Aussage “Wir schaffen das!” folgte keine Erklärung, wie das alles geschafft werden kann. Dieses Versagen habe die AfD erst groß gemacht.

Zum Ende dieser “Maischberger”-Ausgabe gab es um kurz vor Mitternacht eine für den Zuschauer nur schwer nachvollziehbare Euro-Debatte. Diese Aussagen blieben in Erinnerung: Thilo Sarrazin glaubt, dass der Euroraum bald zerfällt. Die AfD will noch immer raus aus dem Euro und das Volk darüber abstimmen lassen. Gregor Gysi war am Anfang gegen den Euro, hält einen Ausstieg jetzt aber für falsch. Elmar Broks strikte Ablehnung einer Volksabstimmung sorgte in der Runde für Erstaunen und brachte Sandra Maischberger auf ein Thema für eine kommende Sendung.

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