Fernseh-Aus für TheaterWDR verzichtet auf Millowitsch-Schwänke

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„Käsch in de Täsch“ im Millowitsch Theater

„Käsch in de Täsch“ im Millowitsch Theater

Köln – Der Titel scheint mit Bedacht gewählt. „Et hätt noh immer jot jejange“ heißt der neue Schwank aus der Feder von Peter Millowitsch, der am 13. Oktober in der Volksbühne am Rudolfplatz Premiere feiert und dann immer freitags, samstags und sonntags bis Ende März 2017 gespielt wird. Diesen Optimismus kann der Chef des traditionsreichen Volkstheaters gebrauchen. Was sich schon angedeutet hatte, als der WDR im November 2015 die Puppensitzungen des Hänneschen-Theaters ab der Session 2017 aus seinem Programm strich, ist jetzt Realität. Auch die Millowitsch-Übertragungen  werden eingestellt.

Sitcoms beliebter

Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass das Publikum viel stärker an eigens für das Fernsehen hergestellten Sitcoms und Komödien interessiert sei, erklärte Siegmund Grewenig, WDR-Programmbereichsleiter Unterhaltung, Familie und Kinder: „Das Gemeinschaftserlebnis des Theaters ist nicht mehr ins Fernsehen zu übertragen.“ Als Schlusspunkt der Zusammenarbeit zeigt der Sender am 27. November eine Talk-Sondersendung mit prominenten Gästen unter dem Titel „Vorhang auf für Millowitsch und Co. – Volkstheater im Fernsehen“.

Gute Partnerschaft

Grewenig betonte, der WDR habe mit dem Volkstheater Millowitsch und der urkölschen Theaterfamilie über 60 Jahre hinweg eine gute Partnerschaft gepflegt. „Unvergessen sind die Aufführungen vom »Etappenhasen«, von »Schneider Wibbel oder dem »Fussich Julchen« – mit Willy und Peter Millowitsch in Paraderollen“, sagte er. Theaterdirektor Peter Millowitsch bedauerte das Ende der Zusammenarbeit. „Natürlich ist diese Entscheidung ein schwerer Schlag, besonders für ein nicht-subventioniertes Privattheater. Dennoch muss ich akzeptieren, dass sich das Zuschauerverhalten geändert hat und dass das Unterhaltungsbedürfnis heute durch viele Medien und auf vielen Kanälen befriedigt wird.“ Das ehemalige Millowitsch-Theater in der Aachener Straße bietet nach der 1,6 Millionen Euro teuren Sanierung seit September 2015  unter dem neuen Namen Volksbühne am Rudolfplatz ein breites Programm. Das Haus gehört dem Verein Freie Volksbühne e.V., der es in den 1960 Jahren von einer Brauerei erworben hatte. Sechs Monate gastiert Peter Millowitsch an drei Tagen pro Woche auf der Bühne, dazwischen gibt es Gastspiele anderer Künstler. Das Programm bis Februar 2017 mit Auftritten von Knacki Deuser, Herbert Feuerstein, Martin Schopps und Ilja Richter wird am heutigen Mittwoch vorgestellt. Wie lange Peter Millowitsch nach dem Fernseh-Aus noch weitermacht, ist ungewiss. Fest steht: Die Theaterdynastie der Millowitschs, die 1792 dem Puppenspieler Michael Millowitsch begann und seit 1936 mit dem Haus an der Aachener Straße verbunden ist,  wird mit dem Tag beendet sein, an dem er aufhört.

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