Janosch-Figur wird 40 Jahre alt„Die Tigerente ist Mist“

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Autor und Zeichner Janosch mit Bär und Tiger

Autor und Zeichner Janosch mit Bär und Tiger

Berlin – Der Weg ist das Ziel. Denn Bär und Tiger drehen sich im Kreis und landen letztendlich wieder dort, wo sie hergekommen sind. „Oh, Tiger“, sagte jeden Tag der kleine Bär, „wie gut es ist, dass wir Panama gefunden haben, nicht wahr?“ Erst aus der Distanz gelingt den beiden eine neue Perspektive auf das eigene Zuhause. Janosch erklärt dazu: „Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst.“ So schön kann das Leben sein.

Die bekannteste Figur aus dem im Buch „Oh, wie schön ist Panama“ aber ist nicht der Bär oder der Tiger, sondern die Tigerente, die der Tiger hinter sich herzieht. Am 15. März 1978 hatte sie ihren ersten Auftritt.

Janosch musste sein Studium abbrechen

Auf den Erfolg hatte Janosch, der am 11. März 1931 als Horst Eckert im damaligen Hindenburg in Oberschlesien, dem heutigen polnischen Zabrze, das Licht der Welt erblickte, lange warten müssen.

An seine Kindheit hat er keine schönen Erinnerungen, sein Vater sei häufig betrunken gewesen und habe ihn mit der Pferdepeitsche geschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie nach Deutschland. In der Nähe von Oldenburg fand er einen Job in einer Textilfabrik, in Krefeld besuchte er eine Textilfachschule. Ein 1953 begonnenes Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München musste er wegen „mangelnder Begabung“ abbrechen.

Der Tiger mit der Holzente als treuer Begleiter

Schließlich riet ihm ein Freund, aus seinen Texten und Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen. 1960 erschien „Die Geschichte von Valek dem Pferd“.

Doch erst mit den Geschichten über den Bären, den Tiger und die Holzente als treuem Begleiter gelang Janosch der Durchbruch. Zu der Frage, wie die Tigerente denn entstanden sei, hat Janosch seine eigene Sichtweise: „Vermutlich war da eine Macht aus dem Jenseits, gegen welche wir machtlos sind, mit der Hand im Spiel. Ich ging in den Münchner Zoo, um Elefanten zu zeichnen. Nun stand dort neben den Elefanten eine Tigerente und befand sich beim Zeichnen des danebenstehenden Elefanten automatisch auf meinem Blatt.“ Eine typische Janosch-Erklärung: lustig und ein bisschen verrätselt.

Tigerstreifen als Zeichen von Kraft

Aus der schwarzgelbgestreiften Ente auf Rollen wurde eine mehr als berühmte Marke – neun von zehn Deutschen kennen die Tigerente. Sie ist süß und hilflos, bekommt aber durch die Tigerstreifen Kraft.

Die Tigerente wird 40 Jahre alt.

Die Tigerente wird 40 Jahre alt.

Zu ihrer großen Popularität beigetragen hat ein gewaltiges Merchandising, ihre Streifen tauchen auf T-Shirts, Tassen, Socken und zahllosen weiteren Gegenständen auf. 1985 und 1989 wurden die Geschichten des nun berühmten Autors als „Janoschs Traumstunde“ fürs Fernsehen produziert, seit 1996 läuft im Kinderprogramm mit dem „Tigerenten Club“ eine eigene Fernsehshow.

„Oh, wie schön ist Panama“ kam im Jahr 2006 als Zeichentrickfilm in die Kinos, 2012 gab es mit „Komm, wir finden einen Schatz“ eine Fortsetzung.

„Die Tigerente ist Mist“

Allerdings profitiert Janosch nach eigener Aussage nicht von den guten Einnahmen. Denn er hat sämtliche Nutzungsrechte seiner Werke an die „Janosch AG“ übertragen und die Aktien, die er dafür bekam, sind längst verkauft. Seine Partner hätten ihn über den Tisch gezogen. Vielleicht ist er auch deshalb sauer und schimpft: „Die Tigerente ist Mist. Wenn ich heute ein Bild ohne gelb-schwarze Streifen male, kauft es keiner. Es ist sehr ärgerlich, dass mein künstlerisches Werk darauf reduziert wird.“

Dabei hat er auch andere Figuren wie den Löwen Hans, den Nussknacker Lari Fari Mogelzahn, Schnuddel oder Günter Kastenfrosch erschaffen. Insgesamt schrieb und illustrierte er über 300 Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt und mehr als zwölf Millionen Mal verkauft wurden. Stets prägt sein Werk eine tiefe Sehnsucht nach Harmonie. „Weil ich keine Kindheit gehabt habe, muss ich sie jetzt ewig nachholen. Ich suche immer all das, weil es in meiner Familie nicht vorkam“, sagt er in seiner 2016 herausgebrachten Biografie.

„Ich bin ein sehr zurückhaltender, schüchterner Mensch und stehe nicht gerne im Rampenlicht, denn ich habe großes Lampenfieber. Am liebsten wäre ich unsichtbar.“ Trotz seiner 87 Jahre denkt er noch nicht ans Aufhören. „Ich arbeite täglich an neuen Büchern, weil mein Kopf voller Ideen und die Arbeit wunderbar ist. Sich auf einem Lebenswerk auszuruhen und einfach so in die Leere zu schauen, ist nicht meine Sache.“

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