Köln 50667 — Folge 4Der Krieg und das falsche Kölsch

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Die Wohngemeinschaft von Joleen, Jan, Marvin und Diego.

Die Wohngemeinschaft von Joleen, Jan, Marvin und Diego.

Am Donnerstag lief die vierte Folge von „Köln 50667“ — und so haben wir die Sendung gesehen:

Kölsch-Faktor

Ehrenfeld, Altstadt, Rheinbrücken, dann wieder Ehrenfeld — nur das Kranhaus wurde dieses Mal selten eingeblendet. Langsam (langsam?) werden die Füllbilder einfallslos und eintönig. Der Kölsch-Faktor der Sendung ist aber auch an anderer Stelle enttäuschend — und zwar ausgerechnet beim Kölsch. Welche Sorte des Kölner Nationalgetränks soll das bitte schön sein: orange-braunes Etikett, braune Flasche? Sieht aus wie eine Mischung aus Club Mate und Augustiner. Aber definitiv nicht nach einem Kölsch. Ok, wir geben zu: Produktplatzierung ist nicht erlaubt. Aber vielleicht hätte es andere kreative Ideen gegeben - ein Etikett mit Dom-Silhouette, um mal auf dem 50667-Abstraktionsniveau zu bleiben?

Dramaqueen des Tages

Der etwas rundliche Jan soll ja eigentlich die Wabbelschulter zum Anlehnen sein, doch in Folge 4 zeigt er erstmals sein Drama-Potenzial. Um Kellnerin Joleen, die von Alex erst entlassen und dann doch wieder begnadigt wird, eins auszuwischen, lässt er sich ganz gemeine Sachen einfallen. Dabei steht in seinem Poesiealbum auf rtl2.de doch unter der Kategorie „Kann nicht ausstehen“: Verlogenheit, Unehrlichkeit. Wir hoffen, dass Jan sich jetzt nicht allzu lange selbst nicht ausstehen kann, wenn er realisiert, was er Joleen mit seiner Schwindelei angetan hat — denn: Er wird noch gebraucht. Als ruhender Fels in diesem Haufen von Krawallbrüdern und -schwestern.

Nervensäge des Tages

Zum zweiten Mal in Folge geht dieser Titel an Joleen. Sie hat Mist gebaut, wird von Alex als Kellnerin der „Kunstbar“ gefeuert — und bringt es nicht fertig, sich einfach mal mit einem geraden Satz zu entschuldigen. Stattdessen sagt sie ungerade Sätze wie „Ey hallo, ich spring voll über meinen Schatten.“ Diego bringt es zum Glück recht bald auf den Punkt: „Du nervst.“ Exakt.

Stilfrage des Tages

Gegen den alten Mercedes-Kombi, mit dem Taxifahrer Jan durch Köln schippert, ist ja grundsätzlich überhaupt nichts einzuwenden. Aber ein Hannover-96-Schal über dem Armaturenbrett? Dann hätte man ja gleich einen Gladbach-Wimpel nehmen können.

Zitat des Tages

„Wir sind doch nicht im Krieg.“ (Alex zu seiner Tochter Anna). Das können wir grundsätzlich nur unterschreiben. Aber wenn alle Erwachsenen um sie herum Streitigkeiten und Techtelmechtel so austragen wie Türsteher auf den Kölner Ringen (zumindest verbal) — dann muss sich Papa Alex nicht wundern, wenn Prinzesschen Anna das auch nicht besser lösen kann.

Lichtblick des Tages

Ganz oft wirkt(e) die Hintergrundmusik unpassend (vom Titelsong „It's My Life“ mal ganz zu schweigen), aber dann ertönen in Folge 4 plötzlich die ersten Takte eines Songs von „The Verve“! Wir sind geradezu begeistert. Einer der erfolgreichsten Songs der Britpopper war in den 90er Jahren übrigens „The Drugs Don't Work“. Diese Musikauswahl in einer Folge, in der Diego frisch aus der Ausnüchterungszelle kommt — erkennen wir da einen Anflug von Ironie? Uns befällt auch ein Anflug — von Hoffnung.

Tweet des Tages

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