KunstNew Yorker Tagebuch in Bildern

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Es ist ein New York, das nicht mehr existiert, eine untergegangene Stadt, die dem Betrachter in den Fotografien Jürgen Beckers entgegentritt. 1972 besuchte der Kölner Schriftsteller auf Einladung des Goethe-Instituts die USA und Kanada - im Anschluss an seine Lesereise verbrachte er einige Zeit im Big Apple, im Apartment eines Professors, das ihm der befreundete und damals in New York lebende Schriftsteller Max Frisch vermittelt hatte. Mit einer Rollei führte Becker ein fotografisches Tagebuch, dessen Ergebnisse sein Sohn Boris - selbst ein renommierter Fotokünstler - rund 40 Jahre später als Bildband im Sprungturm-Verlag veröffentlichte. Rund 90 der Aufnahmen versammelt das Museum für Photographie in Braunschweig nun in einer Ausstellung, mit der das Haus Jürgen Becker zu seinem 85. Geburtstag in diesem Jahr ehrt.

Damals wie heute gab es die glamourösen, die hedonistischen Seiten New Yorks, die Becker mit seiner Kamera festhielt, die Musical-Theater, Kinos, Kaufhäuser und Luxuskarossen - doch im Unterschied zu ihrem aktuellen Erscheinungsbild war die Metropole weit weniger aufgeräumt und prunksüchtig, ja, mitunter dokumentiert der Flaneur Ecken, in denen sich der Müll türmt. Und nicht selten erinnern die Schwarz-Weiß-Bilder dabei an die frühen Filme Scorseses und die Milieus der kleinen Leute abseits der Fifth Avenue - diese New Yorker sind in allen Facetten auf den Bildern zu sehen, was Mode, soziale Stellung, Hautfarbe, Religion und Alter betrifft. Becker hat tatsächlich Gesichter einer Großstadt fotografiert.

Jürgen Becker, New York 1972, 11. August - 24. September 2017, Museum für Photographie, Helmstedter Straße 1, 38102 Braunschweig

www.photomuseum.de

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