Roman „Unterleute“Juli Zehs Spiel mit virtuellen Welten

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Juli Zeh

Die Schriftstellerin Juli Zeh

Juli Zeh hat jüngst den Roman "Unterleuten" veröffentlicht, der viel Aufmerksamkeit und auch Lob erfahren hat. Manfred Gortz hatte zuvor den Ratgeber "Dein Erfolg" veröffentlicht, dem hingegen weder viel Aufmerksamkeit noch Lob zuteil geworden ist. Das heißt: In "Unterleuten" wird das Gortz-Werk durchaus gewürdigt. Was einen guten Grund hat, wie die Autorin am Mittwoch offengelegt hat: Sie selbst stecke hinter dieser Ratgeber-Veröffentlichung. Gortz ist Zeh - sozusagen.

Ein literarisches Spiel, das die Buchdeckel des Romans sprengt und sich auf den Buchmarkt ausdehnt. Und Weiterungen findet im Netz, wo man auf Seiten zu einem Vogelschutzbund oder zum Restaurant "Märkischer Landmann" stößt, die offenbar ebenfalls - so man einer Pressemitteilung des Luchterhand Verlags vom Mittwoch vertrauen darf - Kreationen der Autorin sind. Auch fiktive Facebook-Posts sind im Programm. So ist der Roman plötzlich mehr als nur ein Buch.

Da mag sich mancher Käufer des Ratgebers geprellt sehen. Aber geschenkt. Zeh geht es ja um eine neue Dimension: "Weil die Gesellschaft nicht mehr so funktioniert wie zu Zeiten von Balzac, Thomas Mann oder John Updike", erklärt sie laut Verlag, "ist »Unterleuten« als Gesellschaftsroman des 21. Jahrhunderts ein literarisch-virtuelles Gesamtkunstwerk." Bei diesem Roman ist also nach seinen 640 Seiten noch nicht Schluss.

Die Frage, wo das Spiel endet und der Ernst beginnt, hat sich jüngst erst bei Jan Böhmermanns Erdogan-Satire aufgetan. Nun fordert uns auch Juli Zeh heraus: Die Frage, was echt und was erfunden ist, stellt sich umso schärfer. Nicht nur für Manfred-Gortz-Leser.

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