Landpartie zur Ideenschmiede

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Erfolgreiche Arbeit mit bewegten Bildern: GIDA-Inhaber Konstantin Blome mit Cutter Thorsten Malinowski.

Erfolgreiche Arbeit mit bewegten Bildern: GIDA-Inhaber Konstantin Blome mit Cutter Thorsten Malinowski.

Wirtschaftsfaktor in ländlicher Idylle: Die Filmproduktion GIDA aus Oberodenthal gewinnt ein internationales Filmfestival.

Feld - Die Gegend sieht so aus, wie sie heißt. Wer den schmalen Weg nach Feld einbiegt, stößt zunächst auf saftige Weiden und neugierige Rindviecher, die jedes Auto bestaunen, als sei es ein Relikt aus einer anderen Welt. Trecker erwartet man hier, Misthaufen und Kuhställe und was sonst noch so zum Klischee ländlicher Idylle gehört.

Dass eine weltweit erfolgreich operierende Filmproduktion ausgerechnet hier ihren Sitz hat, verwundert zunächst. „Unsere Mitarbeiter haben jeden Morgen eine Landpartie“, verkündet Konstantin Blome gut gelaunt. Der 45-Jährige ist Geschäftsführer der „Gesellschaft für Information und Darstellung“, kurz „GIDA“.

Sein Vater, von Hause aus Wirtschaftsjournalist und seinerzeit im Beraterstab von Bundeskanzler Ludwig Erhard, hat die Firma vor 40 Jahren gegründet. Konstantin Blome war von Anfang an in verantwortlicher Position mit dabei. Mit fünf Jahren trat er als Kommanditist ins Unternehmen ein, mit dem Patenonkel als Vormund. Als Jugendlicher wurde der „stille Teilhaber“ dann ziemlich aktiv, besserte sein Taschengeld auf, indem er bei Filmproduktionen mitarbeitete, Schnitte machte, Modelle baute und auch mal mit der Kamera über den Boden robbte, um die optimale Perspektive zu bekommen. „Mit dem Abitur hatte ich dann quasi auch meine Filmlehre in der Tasche“, erinnert er sich.

Die Modellbauzeiten sind längst vorbei. Was früher liebevoll, aber mühselig konstruiert wurde, erscheint heute auf Knopfdruck am PC. Fünf Angestellte beschäftigt der gebürtige Bonner in Feld, darunter einen Auszubildenden zum Mediengestalter. Fachautoren, Kameramänner, Sprecher, Programmierer, Bühnentechniker und Toningenieure werden bei Bedarf hinzugezogen.

Mit dem „Filmlexikon der deutschen Wirtschaft“ avancierte die GIDA bundesweit zum Marktführer des Fachbereichs. Hier werden Begriffe wie Steuern und Staatsverschuldung, Fiskalpolitik und Föderalismus erklärt, geht es um Selbstbedienung im Sozialstaat oder um die Aktie als Zockerblatt. Blome und sein Team produzieren Industrie- und Schulungsfilme, TV-Dokumentationen (unter anderem für SAT 1 und n-tv), PR- und Messefilme. Zudem arbeiten sie mit namhaften Unternehmen (von BMW bis Siemens) und zahlreichen Bundesministerien zusammen.

Den bislang größten Erfolg der Unternehmensgeschichte bescherte den Filmemachern aus Oberodenthal ein Auftrag der Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr. Die Produktion „Globaler Einsatz?“ gewann beim Weltfestival des Militärfilms im italienischen Bracciano den ersten Platz in der Kategorie „Aktualität“. Die Jury, der weitere 14 Konkurrenzproduktionen aus aller Welt vorlagen, lobte dabei vor allem die „kreative und künstlerische Umsetzung des eher theoretischen Themas“. Für die politische Bildung in der Bundeswehr stehe damit ein „herausragendes Ausbildungshilfsmittel zur Verfügung, das den Zugang zu einem der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Zeit erleichtert“. Der Auftraggeber in St. Augustin kann sich seitdem mit einem großen Pokal schmücken, „und wir haben die Ehre“, freut sich Blome und greift zur Tasse. „The Boss“ steht auf dem Behältnis, das meist mit Pfefferminztee gefüllt ist.

Oberodenthal mit seiner Nähe zur Medienstadt Köln ist für Blome der ideale Firmenstandort. 30 Jahre hatte das Unternehmen seinen Sitz in Oberwinter. Als Berlin Bundeshauptstadt wurde, widerstand er dem Impuls, an die Spree zu ziehen. Bevor er 2002 mit Firma und Familie einen ehemaligen Bauernhof in Feld bezog, hatte die GIDA kurz in Hoffnungsthal ihren Sitz.

In Feld, in unmittelbarer Nachbarschaft von Kuhweiden, läuft der „geistige Durchlauferhitzer“ auf Hochtouren. Mit der Sicherheit von Tanklastzügen beschäftigen sich Blome und seine Mitarbeiter ebenso wie mit dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan, mit menschlicher Verdauung oder schlichtweg mit dem Lauf der Zeit als Sachkundethema für Grundschüler - Computeranimation und Webdesign inklusive.

Mit Biologie- und Sachkundeproduktionen hat die GIDA gerade ein neues Feld beschritten. Die erste DVD entstand für die Sekundarstufe eins zum Thema „Ernährung und Verdauung“. Da bieten die Oberodenthaler nicht nur Einblick in Kühlschrank und Stoffwechsel eines Architekturstudenten, sondern haben sich auch die Bensberger Studienrätin Erika Doenhardt-Klein als Fachberaterin ins Boot geholt.

„Der ländliche Raum stirbt nicht, er wird nur anders besetzt“, lautet Blomes Theorie, für die er selbst das beste Beispiel ist. In Feld fühlt sich der Filmemacher rundum wohl. „Das ist hier ein sehr angenehmer Lebens- und Arbeitsraum.“ In seiner Freizeit beackert er den Garten, engagiert sich als Schulpflegschaftsvorsitzender an der Grundschule Neschen und bei den Rotariern in Bergisch Gladbach. Im kommenden Jahr möchte der Motorradfreak einen Familienausflug auf zwei Rädern machen. Mit Ehefrau Sophie und den Kindern Isabelle (8) sowie Sebastian (6) soll es dann nach Schottland gehen. Und welche beruflichen Träume hat er? „Mich reizt weder der große Spielfilm noch die teure, aber häufig schicki-mickihafte Werbung“, sagt er und träumt stattdessen von einem „witzigen Trickspielfilm für Kinder“.

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