Leserbriefe zum DFBGeht es im Fußball nur um das große Geld?

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Das Oberteil des neuen Fußball-Nationaltrikots trägt die markenspezifischen drei Streifen des bisherigen DFB-Ausrüsters Adidas auf den Schultern sowie das aus drei Streifen bestehende Adidas-Dreieck unterhalb des rechten Schlüsselbeins.

Der DFB gab bekannt, dass er 2027 vom Sportartikel-Hersteller Adidas zu Nike wechselt.

Über die Entscheidung des DFB, von Ausrüster Adidas zu Nike zu wechseln, wird heftig gestritten – auch unter Lesern. 

Nationalmannschaft spielt ab 2027 in Nike-Trikots – Der DFB trennt sich nach mehr als 70 Jahren von seinem Partner Adidas (22.3.)

Nike statt Adidas: „Es geht nur um das große Geld“

Die großen Dollarzeichen in den Augen der DFB-Spitzenfunktionäre ließen sie übersehen, was in letzter Zeit die Gemüter der Fußball-Fans besonders bewegt hat: 1. Die Vergabe der WM nach Katar, 2. die Diskussion um den Einstieg von Sponsoren in die Liga, und nun 3. auch noch der Austausch von Adidas durch Nike als Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft. Was für ein Signal an die Fans! Wieder geht es nur um das große Geld, das mit Fußball verdient werden soll. Aus den Augen völlig verloren wird die Rolle des Fußballs als emotionales Element im Leben der Fans. Die wollen kein Spektakel sehen, das sich nur noch um Geld dreht.  Wolfgang Reinert Köln

„Entscheidung für Nike war die einzig richtige“

Politiker und Fußball – schon immer ein eigenartiges Gefühl, beide nebeneinander zu sehen. Wäre der DFB pleite gegangen und hätte vom Bund unterstützt werden müssen, hätte gerade Robert Habeck Zeter und Mordio geschrien. Ich bin nicht bekannt dafür, Entscheidungen des DFB a priori gutzuheißen, aber die Entscheidung für Nike war situationsbezogen die einzig richtige! Rolf Havermann Bergisch Gladbach

Wechsel von Adidas zu Nike: Bodenlose Unverschämtheit

Der Wechsel von Adidas zu Nike ist eine bodenlose Unverschämtheit. Ich kann nur hoffen, dass alle Fußballfans den Fußball komplett boykottieren. Ich werde jedenfalls kein Spiel mehr besuchen oder anschauen. H.W.Peters Buchholz

Nike-Deal: DFB trifft wirtschaftlich richtige Entscheidung

Der DFB hat sich für einen neuen Ausrüster entschieden. Ganz allein, ohne vorher in Berlin nachzufragen. Was erlauben DFB? Nike statt Adidas, nach 70 Jahren und vier dreifach-gestreiften WM-Titeln! Und das Geschrei ist groß – vor allem aus der Politik. Dabei haben sich die Herren aus der DFB-Zentrale in Frankfurt völlig korrekt verhalten. Der alte Vertrag läuft Ende 2026 aus, also ist eine Neuausschreibung angemessen, nach den geltenden Wettbewerbsregeln, transparent und fair. Danach gewinnt der beste Bieter, wenn keine rechtlichen, politischen oder moralischen Gründe dagegensprechen wie etwa bei Qatar Airways in München. Und Nike hat gewonnen mit einem Gebot, das doppelt so hoch sein soll wie das des deutschen Mitbewerbers. Alles fein, alles schick?

Nein. Nicht doch bei Robert Habeck, Konstantin von Notz & Co. Von Tradition, Renommee und Schaden für Adidas und die deutsche Wirtschaft ist plötzlich die Rede. Der DFB hat seine Gemeinnützigkeit als Verein verloren wegen der Umstände um das Sommermärchen 2006, war faktisch pleite und musste sehen, wie er finanziell wieder auf die Beine kommt. Was er jetzt macht, machen muss, nennt sich betriebswirtschaftliches Denken und Handeln, das man bei einem Wirtschaftsminister eigentlich voraussetzen darf. Aber wer schon nicht weiß, wie Insolvenz geht, weiß vermutlich auch nicht, wie man aus einer solchen wieder herauskommt.

Ja, ich hätte auch lieber die drei Streifen behalten, aber darum geht es nicht. Die Adidas-Niederlage ist nur ein Synonym mehr dafür, wie schlecht es um die deutsche Wirtschaft bestellt ist, aber auch um die politisch Verantwortlichen, die dazu beigetragen haben. Ein Wirtschaftsminister, der mit seltsamen Ökodiktaten und einseitig verklärten CO₂-Bilanzen den Klimawandel aufhalten will, damit aber eher den Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr bringt wegen seiner Kenntnisfreiheit, wie es Andreas Rettig nennt, sollte tatsächlich besser vorher einmal mehr nachdenken, bevor er sich künstlich aufregt über etwas, das er offensichtlich nicht versteht.  Ingo Karwath Köln

Fußball-EM mit chinesischem Sponsor

Wirtschaftsminister Habeck, der im Juni 2019 „Vaterlandsliebe zum Kotzen fand“, wird jetzt zum Ober-Patrioten und belehrt Wirtschaftsunternehmen. In der Diskussion um den Nike-Deal scheint ein zweiter Deal rund um die EM völlig unterzugehen. Hauptsponsor der EM 2024 ist nicht VW, sondern der chinesische Autokonzern BYD. Dies bedeutet, dass im Land von Mercedes, VW und Porsche wochenlang ein chinesisches Auto rund um ein sportliches Großereignis eine unvorstellbare globale Medienpräsenz erhält. Dies sind nur zwei aktuelle Ereignisse im Segment Sport.

Diese Negativentwicklung findet aber in allen Wirtschaftsbereichen statt. Die Politik sollte endlich die Realität anerkennen, dass Deutschland vom Image und der Leistungsfähigkeit vergangener Jahre zehrt. Erst wenn dies verstanden und akzeptiert wird, ist der Weg frei für ein neues Wirtschaftswunder. Ich wünsche allen an diesem Prozess Beteiligten, den Mut für richtige Entscheidungen und die Kraft, die zu erwartenden Widerstände auszuhalten.  Gerd Olbertz Kerpen

Adidas oder Nike: Beide produzieren in Billiglohnländern

Ja, die Firmenzentrale von Adidas sitzt in Deutschland. Aber nur der allerkleinste Teil der Trikots, Schuhe und Bälle wird auch in Deutschland hergestellt. Ansonsten produziert Adidas genauso wie Nike oder Puma einen Großteil seiner Ware in asiatischen Billiglohnländern, obwohl die hohen Verkaufspreise etwas anderes erwarten lassen. Wo also ist der Unterschied bei diesen international aufgestellten Großkonzernen? Arbeitsplätze hierzulande werden durch den Verkauf der Trikotrechte an den Meistbietenden jedenfalls nicht verloren gehen. Gernot Ratajek-Greier Wiehl

Nike-Deal soll Fehlentscheidungen des DFB ausgleichen

Warum sollte sich der DFB und seine Führungsriege von politischen Parteien und deren Politikern unterscheiden? Man zeigt genauso wenig Transparenz, Kontinuität, Kompetenz, Integrität und vor allem das viel zitierte Fairplay. Wenn nach über 70 Jahren Partnerschaft ein Adidas-Sprecher von den Geschehnissen überrascht ist, dann zeigt dies den wahren Charakter der DFB-Obrigkeit, die ihre eigenen wirtschaftlichen Fehler mit dem Ausrüster-Wechsel kaschieren will.

Man baut in Frankfurt einen überdimensionalen Campus, der über 30 Millionen Euro teurer wird als geplant und der jedes Jahr 19 Millionen Euro kostet. Man verpflichtet einen neuen umstrittenen Geschäftsführer Rettig mit einem Jahressalär von etwa 700.000 Euro. Ansonsten hat sich nicht viel geändert bei dem Selbstbedienungsladen, den hoch bezahlte Fußballweise leiten. 

Die Glaubwürdigkeit der gesamten DFB-Riege ist nun um ein weiteres Kapitel reicher und zeigt auf, dass auch in der Führungsetage die sogenannte Blutgrätsche, genauso wie auf dem Spielfeld, Anwendung findet. Rüdiger Haase Köln

„Ewiggestrige“ deutsche Fußballfans kritisieren Nike-Deal

Die Anhänger der Marke Adidas würden wahrscheinlich am liebsten auch den ehemaligen Bundestrainer Sepp Herberger exhumieren wollen, um ihm dann als Mumie bei jedem Länderspiel huldigen zu können. Merksatz für ewiggestrige deutsche Fußballfans: Wer zu spät kommt, den bestraft das (Fußball-) Leben! Werner Deuß Köln

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