Letzte Ehre für Ex-Milieugröße

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Rund 300 Trauergäste nahmen am Mittwoch auf dem Friedhof in Brück Abschied von Senol Ö..

Rund 300 Trauergäste nahmen am Mittwoch auf dem Friedhof in Brück Abschied von Senol Ö..

Vor zehn Jahren war Senol Ö. bei einer Schießerei auf den Ringen verletzt worden und seitdem gelähmt.

Der Leichenwagen und die Sargträger waren bei dieser Beerdigung überflüssig. Die Zahl der Freiwilligen, die den Sarg mit dem Toten am Mittwochmittag vom Eingangstor des Friedhofs in Brück auf ihren Schultern zur Grabstätte bringen wollten, war groß. Rund 300 Trauergäste hatten sich gegen 13 Uhr auf dem Gelände am Lembacher Weg eingefunden, um Senol Ö., einer ehemaligen Größe der Kölner Türsteherszene, die letzte Ehre zu erweisen. Er war vergangenen Donnerstag im Merheimer Krankenhaus gestorben. Möglicherweise erlag er, knapp vier Wochen vor seinem 42. Geburtstag, den Spätfolgen seiner Verletzungen, die er sich bei einer spektakulären Schießerei auf den Ringen im Mai 1996 zugezogen hatte.

Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen damals von einer neuen Welle der Gewalt auf den Ringen. An einem Sonntagmorgen hatten zwei rivalisierende Türsteherbanden an der Ecke Hohenzollerring / Klapperhof fünf Minuten lang aufeinander gefeuert. Im Kugelhagel wurden vier Männer schwer verwundet, darunter Senol Ö. Die Schützen flohen in Autos, wurden aber kurz darauf von der Polizei gestellt.

Seit der spektakulären Ringschlacht vor zehn Jahren saß der damals 31 Jahre alte Ö. querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Die genauen Hintergründe der blutigen Auseinandersetzung sind bis heute nicht aufgeklärt, die Täter nicht identifiziert. Zwar hatten die Ermittler einige Milieugrößen im Auge, es gab aber keine Beweise. „Es war reines Glück, dass keiner der vielen Nachtschwärmer von den Schüssen getroffen wurde“, sagte seinerzeit ein Polizeibeamter.

In einer Todesanzeige vorigen Samstag verabschiedeten die Ehefrau, die fünf Kinder, Eltern und andere Angehörige Senol Ö. mit den Worten: „Eine Stimme, auf die wir hörten und vertrauten, schweigt. Die Hände, die uns beschützten, liegen nun still. Was uns bleibt, sind Liebe, Dank und Erinnerung an einen wunderbaren Menschen.“

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