Levano hat endlich einen Grabstein

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Rabbiner Engelmayer singt das Gebet zum Andenken an Levano.

Rabbiner Engelmayer singt das Gebet zum Andenken an Levano.

Mechernich-Kommern - „Es heißt: wenn du den Namen eines Verstorbenen aussprichst, holst du ihn wieder in die Gemeinschaft der Lebenden zurück“, sagte Herbert Rubinstein gestern im katholischen Pfarrheim Kommern. Dort hatten sich Gäste versammelt, um eines Menschen zu gedenken, dessen Name sich nun, 69 Jahre nach seinem Tod, auf einem Grabstein auf dem jüdischen Friedhof findet. Eduard Levano wurde 1937 dort beigesetzt, doch die Nationalsozialisten verwehrten es seinen Angehörigen damals, ihren Verstorbenen mit einem Grabstein zu würdigen.

Projekt der Hauptschule

Rubinstein kam als Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Nordrhein zu der denkwürdigen Feierstunde nach Kommern. Die Setzung des Grabsteins geht auf ein Geschichtsprojekt zurück, das die Lehrerin Gisela Freier gemeinsam mit der Klasse 7 a der Hauptschule in Satzvey betreibt. Ziel ist es, die Familiengeschichten jüdischer Bürger in der Gemeinde aufzuarbeiten.

Freier und ihre Schüler waren gestern auch aktiv an der Feierstunde beteiligt. Als weitere Gäste nahmen unter anderen Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der Kommerner Ortsvorsteher Johannes Ley und Pfarrer Jakob Biester von der Kommerner Pfarrgemeinde an der Einweihung des Grabsteins teil.

Aus England kam Adrian Levano, ein Neffe des verstorbenen Eduard. Aus Aachen waren Wilfried Johnen und der Rabbiner Jaron Engelmayer von der dortigen jüdischen Gemeinde in die Eifel gereist. Engelmayer war es auch, der das Gebet auf dem Friedhof sang und damit der Tradition gemäß den jüdischen Namen des Verstorbenen hervorhob.

Eduard Levano wurde am 26. Februar 1885 in Kommern geboren. Dort wuchs er gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern auf. Später wurde er Mitglied der Getreidebörse in Köln und übernahm von seinem Vater Marcus die Firma Landhandel M. Levano. Nach der Hetzkampagne der Nazis 1933 und der Zwangsverpachtung seiner Firma 1936 an „Arier“ folgte Mitte 1937 der Zwangsverkauf des Unternehmens. Die Firma wurde später in Kornhaus Kommern umbenannt. Eduard Levano starb sehr plötzlich am 15. November 1937.

An der Beisetzung nahmen seinerzeit neben der Familie auch etliche Ortsbewohner und Freunde des Verstorbenen teil, die als „arisch“ galten, sich aber nicht darum scherten. So auch die damals 16-jährige Gertrud Pick, die gemeinsam mit ihrer Mutter Franziska Münch dem Begräbnis beiwohnte. Deren Ehemann, Karl Münch, war ein Freund Levanos und kannte ihn nicht zuletzt von gemeinsamen Abenden im Kegelklub.

Gertrud Pick, heute 84 Jahre alt, hatte sogar Fotos aus jener Zeit mitgebracht, die sie dem Neffen Levanos nach der Einweihung zeigte.

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