Michael GeffertEin Planet trägt seinen Namen

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Mit Leib und Seele ist Michael Geffert Astronom und gibt sein Wissen gern an Schulklassen weiter. BILD: TOBIAS CHRIST

Mit Leib und Seele ist Michael Geffert Astronom und gibt sein Wissen gern an Schulklassen weiter. BILD: TOBIAS CHRIST

Bornheim – Manche Kinder aus der Klasse 4c der Kölner Grundschule Langemaß halten sich vor Erstaunen die Hand vor den Mund. Sie können es kaum fassen, was der Mann im karierten Hemd erzählt. Mehrere Billionen Kilometer sollen Planeten von der Erde entfernt sein - unvorstellbar. Die Sonne ein Feuerball, der an seiner Oberfläche mehrere tausend Grad heiß ist? Nicht zu glauben. Wenn Michael Geffert Schüler in die unendlichen Weiten des Weltalls entführt, ist auch die Begeisterung grenzenlos.

Der freundliche Bornheimer ist kein Lehrer, sondern Astronom an der Bonner Universität. Mit Hilfe aktueller und historischer Teleskop-Aufnahmen von Sternen versucht er, Hinweise auf die Entstehungsgeschichte der Milchstraße zu bekommen. In dieser Mission pendelt Geffert zwischen dem Observatorium Hoher List in der Vulkaneifel, wo er sich schon etliche wolkenlose Nächte um die Ohren gehauen hat, und dem Bonner Institut. Gefferts Daten werden von Forschern weltweit verwendet, die Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist lang.

Doch Forschen allein ist Geffert nicht genug. Er will auch den Nachwuchs teilhaben lassen an seinem überirdischen Wissen. Seit 1991 nimmt er deshalb Schulklassen mit auf intergalaktische Reisen. Wie viele Schulklassen er bereits von der Milchstraße, von Sonnenfinsternissen und von verglühenden Meteoriten berichtet hat - Geffert hat es nicht gezählt. „Aber 1000 Schulklassen werden es wohl gewesen sein“, schätzt er. In der Regel ist das Interesse riesengroß. Das liegt nicht zuletzt am pädagogischen Talent des Experten: Gefferts Lektionen sind kindgerecht, aber selbst für Erwachsene hochspannend.

Dass der gebürtige Bonner einmal Physiker werden würde, war nicht unbedingt zu erwarten. „Ich komme aus einem Musikerhaushalt“, sagt der Bornheimer. Er selbst ist der Kunst zwar auch zugetan, leitet einen Posaunenchor und arbeitet als bildender Künstler. Doch die Neigung zur Naturwissenschaft und Planetenforschung war schon von Kindheit an besonders stark ausgeprägt: „Das hatte sicher etwas mit der Raumfahrt der 60er Jahre zu tun.“ Aber auch mit einem astronomischen Sachbuch, das er zur Konfirmation geschenkt bekam. Geffert war begeistert vom „Flair des Geheimnisvollen“ und der Idee, durch Beobachtung eine Lösung für ein Problem zu finden. Er studierte Physik mit dem Schwerpunkt Astronomie und wurde nach seiner Promotion wissenschaftlicher Mitarbeiter am Argelander-Institut für Astronomie an der Universität Bonn.

Vom Entdecker benannt

Mittlerweile trägt sogar ein winziger Teil des Universums Gefferts Namen. Vor fünf Jahren benannte ein Kollege einen kleinen Planeten nach dem Bornheimer: „Michageffert“ hat einen Durchmesser von circa zehn Kilometern und rast in rund 400 Millionen Kilometern Entfernung durch das All. Asteroiden wie dieser sind die einzigen Objekte in der Astronomie, die vom Entdecker selbst benannt werden. Der Name muss allerdings von einer internationalen Kommission genehmigt werden. Geffert selbst hat bisher fünf Asteroiden entdeckt. Er taufte sie Vulkaneifel, Seehaus, KlausTschira, Beiderbecke und Vorgebirge.

Zu Hause hat Geffert kein Teleskop. „Aber ich sitze gern abends auf der Terrasse und gucke bei klarem Wetter in den Himmel“, sagt der Vater dreier Kinder. Man könnte glauben, es wäre ein großer Traum für den Astronomen, den Sternen einmal näher zu kommen. Doch ein Trip mit der Raumfähre liegt ihm fern: „Ich bin kein Astronautentyp“, gibt Geffert zu verstehen. Sein größter Wunsch ist eher bodenständiger Natur und seiner pädagogischen Leidenschaft geschuldet: „Ich möchte zusammen mit Schülerpraktikanten Beiträge für die Wissenschaft leisten“, sagt Geffert: „Die jungen Leute sollen merken, dass sie etwas tun, was der Wissenschaft dient.“ Ein erreichbares Ziel, sollte man meinen. Doch vorerst dürfte dem Bornheimer Astronomen keine Zeit dafür bleiben. Im vergangenen Jahr wurde Geffert zum deutschen Koordinator des internationalen Jahres des Astronomie 2009 berufen. Anlass ist Galileo Galileis Fernrohrbeobachtung des Sternenhimmels vor 400 Jahren. Geffert soll Veranstaltungen vorbereiten und Kollegen dazu begeistern, an Projektwochen in Schulen teilzunehmen. Es wird ihm nicht schwerfallen.

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