Neuer BesitzerZwei Jahre Kampf um den Bürgerbusch

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320 Hektar groß ist der Bürgerbusch. (Bild: Ralf Krieger)

320 Hektar groß ist der Bürgerbusch. (Bild: Ralf Krieger)

Leverkusen – Jedes juristische Gezerre hat wohl irgendwann ein Ende. So auch der zweijährige Kampf um die Verkaufsmodalitäten des Bürgerbuschs. Der Porzer Kaufmann und Schachmäzen Wilfried Hilgert wird am 1. März 2011 der rechtmäßige Besitzer des 320 Hektar großen Leverkusener Zentralwaldes sein. Seit Generationen war der Wald im Besitz der Adelsfamilie von Diergardt, zuletzt gehörte er Géza von Diergardt, der in Kanada lebt. Der ist zwar kein Freiherr, weil ihn die von-Diergardts als Baby adoptiert haben, aber er ist der Erbe der Ländereien und des Gut Hummelsheim.

Der Abschluss sei hart erkämpft gewesen, sagt Hilgert im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Vom ursprünglichen Kaufpreis, es waren 2,2 Millionen Euro veranschlagt, erkämpfte sein juristischer Beistand einen „ganz ordentlichen Betrag“ zurück, so Hilgert - ohne jedoch den Wert des Abschlags zu nennen. Dem Vernehmen nach sollen jetzt unter zwei Millionen fließen. Grob gesagt war der Rechtsstreit entflammt, weil sich der Käufer Hilgert über die Ausweisung der Waldflächen in Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete vom Verkäufer getäuscht sah. Zusätzlich ging der Streit noch um eine Parzelle, die von einem Tiefbauunternehmen als Lagerplatz genutzt wurde und die Aushändigung des so genannten Forstbetriebswerks, ein umfangreiches Wald-Kartenwerk.

Hilgert hatte den in Kanada lebenden Géza von Diergardt sogar wegen Betrugs angezeigt. War die Anzeige nun berechtigt oder nicht, ein juristischer Schachzug war sie allemal, denn dadurch wurde der einvernehmliche Geschäftsabschluss offenbar besonders befördert. Dem von-Diergardt-Erben wurde auf diese Weise der Besuch in Deutschland unmöglich gemacht, sagte dessen Verwalterin Christel Bartel, weil er bei der Einreise in arge Schwierigkeiten gekommen wäre. Die Anzeige hat Hilgert inzwischen zurückgezogen. Er sagt: „Ich bin da falsch informiert gewesen.“

Für Hilgerts Waldarbeiter geht jetzt die Arbeit im Bürgerbusch los: „Wir haben einiges aufzuforsten, und es gibt noch alten Windbruch zu beseitigen“, kündigt Hilgert an. Seiner Ansicht nach soll der Wald ordentlich und gepflegt aussehen, dann werfe er auch etwas Geld ab. Derzeit sucht er zwei neue Jagdpächter. Der 77-Jährige will keine Gebiete absperren lassen.

Für Wilfried Hilgert hat die Geschichte erstmal ein „Happy End“, sie könnte finanziell sogar noch der ganz große Wurf werden. Sollte die Autobahnbehörde den Bau der neuen Raststätte an der A 1 in den Bürgerbusch bauen, dann bekäme Hilgert geschätzte fünf Millionen Euro für einen Streifen Waldes an der Autobahn, der gerade einmal ein Zwanzigstel der Bürgerbusch-Fläche misst. Der Wald, grüne Lunge Leverkusens, wurde Ende 2008 zum Verkauf angeboten. Hilgerts Kauf wurde Anfang April 2009 bekannt gegeben, die erste Nachricht über eine mögliche Raststättenstandort im Bürgerbusch - und damit über die möglicherweise enorme Wertsteigerung - vermeldete der „Leverkusener Anzeiger“ drei Monate später am 11. Juli 2009. Während Hilgert beteuert, er habe von dem Vorhaben des Straßenbauamts nichts gewusst, ist es kein Geheimnis, dass die Verwaltung der Diergardt'schen Besitztümer gerade aus diesem Grund den Verkauf gerne rückgängig gemacht hätte. Käme es zur Raststätte Bürgerbusch, die sicher nur gegen den massiven Protest großer Teile der Leverkusener Bevölkerung und gegen den Willen fast der gesamten örtlichen Politik durchgepaukt werden müsste, dann war der holprige Bürgerbusch-Verkauf für den adeligen Erben ein überaus schlechtes Geschäft.

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