Nordic WalkingHürther gehen am Stock

Lesezeit 4 Minuten
Matthias Kuath und seine Frau messen nach etwa der Hälfte der Strecke den Puls. Werte unter 120 sind okay, lautet die Faustregel.

Matthias Kuath und seine Frau messen nach etwa der Hälfte der Strecke den Puls. Werte unter 120 sind okay, lautet die Faustregel.

Hürth – Bei Eva Nießen läuft's. Mit schnellem Schritt geht die 53-Jährige der 15-köpfigen Gruppe voran. „Letztens war es so schwül, da kam ich gar nicht vorwärts. Aber heute ist es super.“ Bei dem Schritt mit dem rechten Fuß wird der linke Stock vorgesetzt und umgekehrt. „Den Stock immer schön senkrecht aufsetzen, nur nicht hinterherschleifen lassen“, mahnt Ute Kröhne.

Jeden Mittwoch um 18 Uhr trifft sich die Nordic-Walking-Gruppe auf dem Schulhof der Berrenrather Grundschule, um eine etwa fünf Kilometer lange Runde um den Otto-Maigler-See zu drehen. Männer und

MEIN VEREIN

Frauen jeder Altersklasse machen mit. Die Jüngste ist mit 41 Jahren Mela Küpper, die Älteste mit 76 Jahren Gertrud Lepple, beide Frauen sind erst seit wenigen Wochen dabei, aber genauso wie alle anderen, die der Gruppe schon seit fünf Jahren angehören, vom Walking-Virus infiziert.

„Ich habe früher intensiv Squash gespielt, danach bin ich zwei Jahre gejoggt, danach war der Meniskus kaputt“, erzählt Matthias Kuath (56) - ohne das Tempo zu reduzieren, aber auch ohne außer Atem zu kommen. Man solle nur so schnell gehen, dass man sich noch problemlos unterhalten könne, ist eine der Faustregeln beim Walking.

Danach habe er zehn Jahre gar keinen Sport mehr gemacht, bis er das Walken für sich entdeckt habe. „Jetzt gehe ich am Stock, aber nicht an der Krücke.“

Die Bewegung an der frischen Luft mache den Reiz dieser Sportart aus, sagen die Hürther Walker übereinstimmend. Beim Joggen würden die Gelenke zu sehr beansprucht, erklärt Kröhne. Die 65-Jährige hat früher Leistungssport betrieben und war mehrmals deutsche Jugendmeisterin über 200 und 100 Meter sowie 80 Meter Hürden. „Jupp Pick“ - der verstorbene „Mister Sport“ der Stadt Hürth - habe sie dann zum Hürther Stadtsportverband geholt, wo sie seit über 30 Jahren Übungsleiterin und verantwortlich für das Sportabzeichen sei.

Die meisten Mitglieder sind auch über andere Kurse des Stadtsportverbandes auf das Walking-Angebot gestoßen. Wie beispielsweise Gisela Findeisen, der fünf Bypässe

gelegt wurden und die danach erst mit Gymnastik begann und sich jetzt zusätzlich auch mit Walking fit hält. „Wenn man in einer Gruppe ist, ist es leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden.“

Auf dem Parkplatz des Otto-Maigler-Sees wird ein kleiner Stopp eingelegt und der Puls gemessen. „Alles unter 120 ist okay“, sagt Kröhne. Danach werden Dehnübungen gemacht. Arme, Beine, Rumpf und auch die Hände und Finger werden gestreckt und angespannt.

Nach zehn Minuten geht es zurück. Gut eine Stunde sind die Walker unterwegs. Natürlich wird beim Wandern auch erzählt und gelacht. „Die Geselligkeit spielt auch eine Rolle“, sagt Kröhne. Für die 41-jährige Mila Küpper ist das Walken zugleich Gelegenheit, sich einmal in der Woche mit ihrem Vater zu treffen. Der ist mit 71 Jahren noch ein

regelrechter Sportfanatiker, geht dreimal in der Woche ins Fitnessstudio, walkt mit der Tochter und betreibt dann noch den „Kampfsport mit Messer und Gabel“, sagt Adolf Franzen und deutet auf seinen Bauch.

Abnehmen sei bei den Ällerwenigsten der Grund fürs Mitmachen. „Das ist höchstens ein Nebeneffekt,

klappt aber auch nicht bei allen.“ Sie sei früher auch gejoggt, berichtet Mila Küpper, nach einem mehrjährigen Asienaufenthalt habe sie sich für die sanftere Sportart entschieden. „Das Joggen raubt mir Energie, das Walken hingegen gibt mir Kraft“, hat sie festgestellt. Und es würden Muskeln beansprucht, von denen man vorher gar nicht gewusst habe, dass sie überhaupt existierten.

Und wenn sie sich ihren Vater so betrachte, dann müsse sie früh anfangen, um in seinem Alter später noch so fit zu sein, fügt sie lachend hinzu.

Und schließlich ist da noch Fred Reich (73). Ein Tennisfan par excellence. „Ich hab früher oft gespielt und bin sogar jedes Jahr nach Wimbledon gefahren.“ Seine Gelenke

seien nun auch nicht mehr so strapazierfähig und deshalb sei auch er seit einigen Wochen begeisterter Walker. Den Erfolg könne er jetzt schon feststellen. „Beim Spazierengehen laufe ich jetzt meiner Frau immer davon.“

Alle Folgen unter

 www.ksta.de/meinverein

KStA abonnieren