Kommentar zur Sexismus-DebatteÄußerungen über Güler – kein Skandal, aber beunruhigend

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serap güler

Serap Güler

Gesetzt den Fall, eine Ministerin würde über einen Abgeordneten Folgendes sagen: „Der gut gebaute Blonde der Opposition, dessen Pressemitteilungen Gott sei Dank niemand abdruckt.“ Denkbar ist so ein Satz. Er wird nur höchstwahrscheinlich niemals zu hören sein. Denn Frauen benutzen in der Regel keine Altherren-Rhetorik.

Mit seiner Äußerung über die Kölner CDU-Abgeordnete Serap Güler, „die gut aussehende schwarzhaarige Dame“, hat NRW-Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) eine Debatte ausgelöst. Man muss daraus nicht gleich einen Sexismus-Skandal machen. Trotzdem sind die Einblicke in das Frauenbild des Ministers ziemlich beunruhigend.

Denn er hat eben nicht nur eine Äußerlichkeit, die Haarfarbe, festgestellt, sondern damit eine politische Wertung verbunden: Schön mag sie sein, die CDU-Frau Güler, aber eben auch schön nervig oder blöd. Und spätestens da hört die Beschreibung, ja selbst das Kompliment auf. Nicht nur Politiker sollten im professionellen Kontext Bemerkungen über Äußerlichkeiten vermeiden, zumal wenn ein Machtgefälle besteht.

Entschuldigung von Schmeltzer macht die Sache nicht besser

Schmeltzers Entschuldigung macht die Sache nicht besser, im Gegenteil. „Fühlen Sie sich jedoch durch meine Beschreibung Ihrer Person herabgewürdigt, entschuldige ich mich dafür in aller Form bei Ihnen.“ Das heißt übersetzt: „Jetzt regen Sie sich auch noch darüber auf, wenn man etwas Nettes über Sie sagt? Seien Sie mal bloß nicht so verklemmt!“

Zurecht hat Serap Güler solch eine „Entschuldigung“ nicht angenommen. Schmeltzers Bemerkungen seien „deplatziert und ministerunwürdig“. Das ist das Mindeste, was sich darüber sagen lässt.

Güler hätte sich aber auch wehren können mit dem Satz: „Auf peinliche Bemerkungen des untersetzten Herrn mit der hohen Stirn kann ich verzichten.“ Hat sie aber nicht gemacht. Das wäre Altherren-Rhetorik.

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