Migration188 zwangsverheiratete Mädchen in Nordrhein-Westfalen

Lesezeit 2 Minuten
Symbolbild

Symbolbild

Düsseldorf – 188 Flüchtlingsmädchen, die minderjährig verheiratet wurden, lebten 2015 nach Behördenkenntnis in NRW. Das geht aus einer Antwort von Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) auf einer FDP-Anfrage hervor. Drei verheiratete Mädchen waren erst 14 Jahre alt.

Zwei von ihnen kamen aus Syrien, eine aus dem Irak. Die Dunkelziffer der Kinderehen könnte weit höher liegen. Laut geltendem Gesetz sind Ehen, die im Ausland zulässig geschlossen wurden, auch hierzulande rechtens – solange die Grundsätze des deutschen Rechts oder die Grundrechte nicht verletzt werden.

Mit wesentlich älteren Männern verheiratet

„Unter dem Aspekt des Kinderschutzes ist dies insbesondere dann fragwürdig, wenn das absolute Alter sehr gering ist oder junge Mädchen mit wesentlich älteren Männern verheiratet sind“, lässt der Justizminister mitteilen. Dies müsse überprüft werden.

113 minderjährige Ehefrauen kamen aus Syrien, 23 aus dem Irak, 21 aus Afghanistan. Andere Herkunftsländer sind Albanien, Mazedonien, Iran, Eritrea, Kosovo, Libanon, Bosnien-Herzigowina, Tadschikistan und Serbien sowie Georgien. Für Susanne Schneider von der FDP, die die Anfrage gestellt hatte, sind die Zahlen besorgniserregend. Sie erwarte, dass die Landesregierung alles tut, um verheiratete minderjährige Flüchtlinge zu schützen. „Des Weiteren ist unverzüglich sicherzustellen, dass Ehen in Deutschland nur nach deutschem Recht geschlossen werden dürfen.“

Suizid und Tod nach dem ersten Kind

Laut Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer brechen betroffene Mädchen häufiger die Schule ab, sind sozial isoliert und oft Opfer häuslicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs durch ihre oft wesentlich älteren Ehemänner. Selbstmord und Tod nach der Geburt eines Kindes sind häufige Todesursachen.

Kindswohlgefährdung in NRW

Mehr als 32.000 Mal hatten  nordrhein-westfälische Jugendämter 2015 einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Fast zwei Drittel der akut gefährdeten Kinder wurden vernachlässigt, ein Drittel wies Anzeichen  körperlicher Misshandlung auf.   Hinweise  kommen  von Polizisten, Nachbarn, Lehrern.

KStA abonnieren