Schlägerei beim SV Welldorf-GüstenJugendleiter: „Es war schockierend"

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Polizeiwagen (Symbolbild)

Polizeiwagen (Symbolbild)

Köln – Die Schlägerei während einer Bezirksliga-Begegnung in der Nähe von Bergheim am Sonntagnachmittag hatte offenbar einen privaten Hintergrund. „Was sich hier zugetragen hat, ist absolut schockierend“, sagte der Jugendleiter des gastgebenden Vereins SV Grün-Weiß Welldorf-Güsten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Aber es ist völlig klar, dass es nichts mit den beiden Vereinen zu tun hat. Der Angriff war auch ganz sicher nicht politisch oder religiös motiviert, sondern eine reine Privatsache.“

25 Männer mit Eisenstangen und Baseballschlägern

Nach Schilderungen des Augenzeugen haben bei der Partie gegen die Sportfreunde Düren in der 70. Minute ohne jede Vorwarnung rund 25 Männer bewaffnet mit Eisenstangen und Baseballschlägern durch den einzigen Eingang das umzäunte Vereinsgelände gestürmt. „Wir waren völlig überrascht. Sie rannten quer über den Platz, suchten sich ihre Opfer gezielt aus und prügelten auf sie ein. Es war einfach unfassbar“, erzählt der Augenzeuge. „Wir haben versucht, unsere Spieler in Sicherheit zu bringen, andere haben sich schnell die Kinder geschnappt. Aber alles ging sehr schnell. Nach zweieinhalb Minuten waren sie auch schon wieder weg.“

Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten rund 200 Zuschauer die Partie verfolgt, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche. Einige Anhänger hätten versucht schlichtend einzugreifen und seien dann selbst Opfer des Gewaltexzesses worden. Insgesamt wurden neun Männer im Alter zwischen 24 und 62 Jahren verletzt, drei davon mussten in Krankenhäusern behandelt werden.  

Nach bisherigen Erkenntnissen der Dürener Polizei habe sich der Angriff gezielt gegen Spieler und Zuschauer mit libanesischer Herkunft gerichtet. Ob diese Spieler nur einem oder beiden Vereinen auf dem Feld angehörten, sei bislang ebenfalls unklar. „Wir haben den Abend über mehrere Kontrollen durchgeführt, vier Personen haben wir auf dem Präsidium vernommen“, sagte sie.  Auf der Homepage und auf seiner Facebook-Seite vermutet der Verein, dass eine Clan-Fehde der Auslöser gewesen sein könnte.

Polizei sucht nach Zeugen

Hinweise darauf lägen laut der Dürener Polizei allerdings bislang nicht vor. Ebenso wenig gebe es Anzeichen auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund oder Bezüge zum Rockermilieu. „Wir suchen dringend weitere Zeugen des Geschehens“, sagte eine Polizeisprecherin.

Dass Spieler seines Vereins in eine Fehde verwickelt sein könnten, kann sich der Jugendleiter des SV Grün-Weiß Welldorf-Güsten kaum vorstellen. „Die meisten Jungs kenne ich seit den Jugendmannschaften. Sie sind voll integriert und haben zum Teil eigene Unternehmen. Ich verstehe das alles nicht.“

In den vergangenen Jahren ist es in Nordrhein-Westfalen immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen libanesischen Clans gekommen. Schauplatz der blutig geführten Familienfehden ist vor allem das Ruhrgebiet. In Dortmund, Duisburg und Essen hatte die Polizei alle Hände voll zu tun, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen.

Im August dieses Jahres rückte plötzlich der bis dahin unauffällige Erkrather Stadtteil Hochdahl in den Blickpunkt der Polizei. Zwei Mal lieferten sich verfeindete Clans Straßenschlachten im Ortskern. Dabei spielte auch das Rockermilieu eine Rolle. Angehörige einer der beiden Familien entpuppten sich als Unterstützer der Hells Angels.

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