Böser FluchTouristen schicken geklaute Steine nach Pompeji zurück

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Zurückgeschickt nach Pompeji – vielleicht weil es Unglück brachte.

Zurückgeschickt nach Pompeji – vielleicht weil es Unglück brachte.

Rom – Manche Touristen lassen sich auf der Jagd nach Souvenirs auch von der Aura jahrtausendealter Monumente nicht einschüchtern. Vor wenigen Tagen erst wurden in Pompeji vier Franzosen ertappt, wie sie versuchten, Stücke eines altrömischen Freskos in den Thermen des Forums abzubrechen.

Andere Besucher alarmierten das Wachpersonal, bei der Durchsuchung fanden sich in den Rucksäcken der vier Gipsteile aus den mehr als 2000 Jahre alten Häusern von Pompeji. Erst im August war ein französischer Tourist mit Freskenstücken erwischt worden.

Untergang der Stadt war Strafe der Götter

Auch auf die Hawaii-Inseln werden immer wieder Steine zurückgeschickt. In den Verwaltungen der Vulkan-Nationalparks kommen viele Päckchen an, begleitet von Briefen, in denen Menschen beschreiben, dass ihnen die Souvenirs Unglück gebracht haben – oder sie ein schlechtes Gewissen bekommen haben. Der Grund ist angeblich „Peles Fluch“. Pele ist die hawaiianische Göttin der Feuers und der Vulkane. Vielleicht ist dieser Fluch eine neuzeitliche Erfindung von Parkrangern, die die Touristen vom Steinesammeln abhalten wollten.

Ein ähnlicher „Fluch“ soll auch auf den Steinen des australischen Uluru („Ayers Rock“) liegen, der den Ureinwohnern heilig ist.

Ganz real ist die Bedrohung, wenn man seltenen Quarzsand von Stränden der italienischen Insel Sardinien mitnimmt. Das ist streng verboten und wird mit Geldstrafen belegt. (cv)

Viele andere Diebe bleiben unbeobachtet, denn die 44 Hektar große antike Ausgrabungsstätte wird bisher nicht lückenlos überwacht. Den einen oder anderen überkommt später aber doch irgendwann die Reue. Der Superintendent und archäologische Leiter von Pompeji, Massimo Osanna, hat jetzt der Zeitung Corriere della Sera gesagt, seine Verwaltung habe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Hunderte Päckchen erhalten, in denen Gestohlenes zurückgeschickt wurde.

Das Repertoire reicht von Amphoren-Scherben über Marmor- und Mosaiksteinchen bis zu Putz im berühmten pompejanischen Rot. In einem Päckchen aus Spanien lag sogar eine Bronzefigur, die Lucius Caecilius Iucundus darstellt, Bankier und Besitzer einer der prächtigen Villen Pompejis. Ein spanischer Besucher hatte sie 1987 im Garten des antiken Hauses gestohlen. Es war allerdings nur eine Kopie.

„In ihren Briefen schreiben die Leute, dass ihnen bewusst geworden sei, einen Fehler begangen zu haben“, erzählt Osanna. „Oder aber, dass sie nach dem Diebstahl nichts als Ärger hatten.“ Auch der spanische Dieb klagte, die Bronzefigur habe seiner Familie einen bösen Fluch eingebracht. „Diese Leute verbinden alle familiären Dramen und Trauerfälle mit dem Diebstahl in Pompeji“, sagt Osanna. Schon der Untergang der Stadt durch den Ausbruch des Vesuvs 79 nach Christus war damals als Strafe der Götter gesehen worden.

„Was ich aus Pompeji mitgenommen habe“

Andere haben einfach ein schlechtes Gewissen. Eine Engländerin schickte kürzlich 25 weiße Mosaiksteine zurück. In ihrem Brief erklärte sie, ihre Eltern hätten sie bei einem Pompeji-Besuch in den 70er Jahren mitgenommen. Vater und Mutter seien nun tot, sie habe dieses Erbe nicht behalten wollen. Man solle aber bitte nicht schlecht denken über ihre Eltern, es seien damals andere Zeiten gewesen. Die Archäologen versuchen nun herauszufinden, aus welchem Mosaik in den vielen Häusern Pompejis die Steine stammen.

Superintendent Osanna denkt inzwischen über eine Ausstellung nach. „Was ich aus Pompeji mitgenommen habe“, soll sie heißen. Einstweilen wird damit begonnen, eine flächendeckende Videoüberwachung zu installieren.

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