Trotz UnterbrechungZehntausende feiern mit den Toten Hosen bei Rock am Ring

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Der Sänger der Toten Hosen, Campino, während des Auftritts bei Rock am Ring 2017.

Nürburg – Noch einmal soll ordentlich gefeiert werden: Sonntagnacht geht das dreitägige Musikfestival „Rock am Ring“ zu Ende. Ein Terroralarm hatte den Beginn der Veranstaltung am Freitagabend überschattet. Doch Bands und Fans machten klar: Sie lassen sich nicht unterkriegen

Zum Abschluss des dreitägigen Festivals „Rock am Ring“ wollen die Fans noch einmal richtig feiern. Für den Sonntag waren unter anderem die Gruppen Airbourne, Prophets of Rage und System Of A Down angekündigt.

Headliner am Samstagabend waren die Toten Hosen. Der Sänger der Band, Campino, lobte die Menge für ihr besonnenes Verhalten am Vorabend. „Ihr wart absolut großartig, Leute, da könnt ihr euch was drauf einbilden“, rief er am Samstagabend. Die Menge antwortete darauf; „Wir sind der Ring, wir sind der Ring.“

Ermittlungen dauern weiter an

Nach dem Terroralarm und der anschließenden Unterbrechung des Musikfestivals „Rock am Ring“ laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen weiter. Im Visier der Behörden stehen drei Männer aus Hessen. Über mindestens einen der Verdächtigen liegen laut Ermittler „deutliche Erkenntnisse im Bereich des islamistisch geprägten Terrorismus“ vor.

Gegen die drei Männer wurden Ermittlungsverfahren wegen der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens eingeleitet. Die Großveranstaltung in der Eifel mit fast 90.000 Fans geht in der Nacht zum Montag zu Ende.

Am Freitagabend war das Festival wenige Stunden nach Beginn wegen möglicher Terrorgefahr zunächst ausgesetzt worden. Auslöser für den Alarm seien Unstimmigkeiten zwischen den registrierten Namen und den tatsächlichen Personen auf Zugangsausweisen für sicherheitsrelevante Bereiche gewesen, teilten die Ermittler mit.

Festgenommene Männer wieder freigelassen

Es gab Durchsuchungen von Wohnungen und Beschlagnahmungen. Die Männer wurden vorläufig festgenommen, sind seit Samstagmorgen aber wieder auf freiem Fuß. Ein konkreter Tatverdacht hatte sich laut Polizei zunächst nicht erhärtet. Womit der Vorwurf der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens begründet wird, führten die Behörden auch auf mehrfache Nachfrage nicht aus. Auch ob bei den Durchsuchungen Sprengstoff gefunden wurde, war zunächst nicht bekannt.

Nach einer umfassenden Untersuchung des Geländes wurde die Veranstaltung am Samstagmittag wie geplant fortgesetzt. Teilweise wurden die ausgefallenen Auftritte nachgeholt, die mit Spannung erwartete Show der Band Rammstein, die für Freitagabend angesetzt war, musste jedoch entfallen. Das enttäuschte viele Fans, die Stimmung auf dem Gelände war dennoch ausgelassen. „Rock gegen Terror“, war auf einem der vielen Plakate zu lesen, die aus der Menge vor der Hauptbühne in die Höhe gehoben wurde.

Aussagen des Veranstalters wurden kritisiert

Der Veranstalter von „Rock am Ring“, Marek Lieberberg, bekräftigte seine Forderung nach einem öffentlichen Bekenntnis von Muslimen gegen Terrorismus. „Ich erwarte von allen Beteiligten eine eindeutige Gegnerschaft zu Gewalt und Terror. Nach meiner Wahrnehmung haben es die Menschen muslimischen Glaubens bisher leider weitgehend versäumt, dies auch in entsprechenden Demonstrationen zu artikuliere“, sagte Lieberberg der „Süddeutschen Zeitung“.

Der 71-Jährige hatte in einer sehr emotionalen Erklärung unmittelbar nach der Evakuierung des Festivalgeländes unter anderem gesagt: „Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen die Gewalttäter richten. Ich hab' bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben: Was macht ihr da eigentlich?“

Für diese Äußerung wurde er kritisiert, erhielt aber auch Lob etwa von der AfD. „Keiner ist davor gefeit, von der falschen Seite vereinnahmt zu werden“, sagte Lieberberg dazu der „Bild am Sonntag“. (dpa)

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