Patienten werden gegen Chefarzt aktiv

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Schon früh Verdacht geschöpft: Rechtsanwältin Maia Steinert

Schon früh Verdacht geschöpft: Rechtsanwältin Maia Steinert

Gegen den Leiter der Unfallchirurgie am Klinikum Leverkusen hat sich eine Patienteninitiative formiert. Dem Chefarzt wird eine Serie von ärztlichen Kunstfehlern vorgeworfen.

Bereits vor drei Monaten hatte die Kölner Rechtsanwältin Maia Steinert (47) im Auftrag einer Mandantin aus Schlebusch öffentlich schwere Vorwürfe gegen den Chef der Unfallchirurgie am Klinikum erhoben. Bei zwei Operationen am Knie der heute 59-jährigen Patienten sollen dem Arzt schwer wiegende Kunstfehler unterlaufen sein.

Inzwischen wurde sogar eine Patienteninitiative gegründet, in der sich sieben weitere Betroffene zusammengeschlossen haben. Erklärtes Ziel der Initiative ist, zu verhindern, dass der beschuldigte Professor weiter operiert. Der Sprecher der Patientengruppe, Jan Herrental: „Wir sind es endgültig leid. Es reicht nicht, dass wir als Einzelne tätig werden.“

Hintergrund der Initiativgründung ist nach Angaben des „Gesundheitsladen e.V.“ in Köln eine Häufung von Verdachtsfällen, in denen dem Chirurgen jeweils schwere und teils irreparable Kunstfehler unterlaufen sein sollen. Die Häufung war zunächst der Kölner Rechtsanwältin aufgefallen: „Als im vergangenen Jahr bereits der dritte Patient gegen den Professor klagte, war mir klar, dass dies kein Zufall sein konnte.“ Mittlerweile vertritt die Juristin, die sich seit 15 Jahren auf dem Gebiet des Patientenrechts und der Arzthaftung spezialisiert hat, schon sieben Patient(inn)en gegen den Leverkusener Chefchirurgen.

Bereits durch die Aktivitäten seiner „PatientInnenstelle“ war das Team des Gesundheitsladens auf den Klinikum-Chefarzt aufmerksam geworden. Doch obwohl nach Worten des Initiativsprechers Herrental „bereits mehrere Fälle dieser Art bekannt wurden“ und der Arzt „in Fachkreisen seit langem als schlechter Operateur bekannt ist“, werde nichts Grundsätzliches gegen ihn unternommen. Damit soll nun Schluss sein: „Wir werden diese Mauer des Schweigens einreißen. Dieser Mann muss weg.“

Dass es sich bei den Behandlungsfehlern um Ausnahmen handeln könnte, spricht nach Auffassung von Gregor Bornes vieles, vor allem dies: Es handele sich dabei offenkundig „um ein Muster: falsche Auswahl der Prothesen und dann auch noch miserabler Einbau“. Bornes vertritt den Kölner Gesundheitsladen, eine aus kommunalen und Bundesmitteln bezuschusste Patienten-Beratungsstelle.

Der Verein setzt sich unter anderem für die Qualitätssicherung in medizinischen Einrichtungen ein, die laut Bornes „häufig nicht funktioniert“. Nachweisbare Fehler würden „als Ausrutscher bagatellisiert, Beinahe-Fehler nicht wahrgenommen und Häufungen von Behandlungsfehlern nicht konsequent ausgewertet und angegangen“.

Der erste Fall einer Leverkusener Patientin, den die Kölner Rechtsanwältin Steinert auf den Tisch bekam und über den der „Leverkusener Anzeiger“ im Mai dieses Jahres berichtete, geht auf den November 2001 zurück. Damals war der Frau ein künstliches Kniegelenk eingesetzt worden. Wenig später musste die Patientin ein weiteres Mal operiert werden.

Beide Male soll der nun von weiteren Patienten beschuldigte Chirurg folgenschwere Fehler gemacht haben, wie im Nachhinein auch zwei fachärztliche Gutachten bescheinigten. Seither liegt der Fall der Schiedsstelle der Ärztekammer vor; eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen.

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