Deutsche gar nicht sehr böse?So übersetzt Sprecher Spicer Trumps Äußerungen

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Trump Merkel dpa

US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G7-Gipfel in Taormina.

Washington/Taormina – Vor ein paar Tagen erst hat Donald Trump eine Rede über das Böse gehalten und weil der US-Präsident oft drastisch in seinen Urteilen ist, klingt es zunächst nicht unglaubwürdig. Spiegel-Online jedenfalls berichtete am Freitagmorgen, Trump habe bei einem Treffen mit EU-Spitzen gesagt: „Die Deutschen sind böse, sehr böse“.Das wäre schon ein einigermaßen großer Affront, erst recht kurz vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin auf dem G7-Gipfel.

Juncker sah sich zu Äußerung genötigt

Ein so großer Affront, dass EU-Komissionspräsident Jean-Claude Juncker, der bei dem Treffen dabei war, sich nach Ankunft auf Sizilien genötigt sieht, dazu Stellung zu nehmen. Die Worte „bad, very bad“ seien gefallen, sagt er. Allerdings habe sich Trump nicht auf die Deutschen bezogen, sondern auf den deutschen Handelüberschuss. Und Juncker weist auch auf einen Übersetzungsfehler hin: „Bad heißt nicht böse“, sagt Juncker. „Schlecht reicht.“ Und der Präsident sei bei alledem übrigens auch nicht aggressiv gewesen.

Aus den bösen Deutschen ist also ein schlechter – ein sehr schlechter - Handelsüberschuss geworden. Die Kritik an dem Exportplus des wirtschaftlich starken Deutschland ist nicht neu.

Trump redet – Regierung korrigiert

Auch die US-Regierung bemüht sich um Klarstellung. Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn verkündet, Trump habe nicht gesagt, dass er ein Problem mit Deutschland habe. Er habe gesagt: „Ich habe ein Problem mit dem deutschen Handel.“

Auf einer engen Gasse am Gipfelort Taormina bestätigt dies am Nachmittag auch Trumps Sprecher Sean Spicer auf Nachfrage dieser Zeitung. Das Wort „bad“ erwähnt er allerdings nicht. Trump habe von einer „unfairen“ Handelsbilanz gesprochen. Er fügt hinzu: Der Präsident habe „einen riesigen Respekt vor Deutschland“.

Verwandschaft als Beweis zu Trumps Deutschland-Nähe

Eine neue Unklarheit gibt es dann an diesem Freitag. Sowohl Cohn als auch Sprecher Spicer führen als Beleg für Trumps Offenheit gegenüber Deutschland dessen Verwandschaft an: „Er sagte, sein Vater ist aus Deutschland“, sagen beide. Tatsächlich wurde der Vater in den USA geboren, der Großvater kam aus dem pfälzischen Ort Kallstadt. Ob die Verwirrung bei Trump oder bei seinen Beratern liegt, war zunächst unklar. Für den G7-Gipfel wird dieses Detail allerdings keine Rolle spielen.

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