Rechtsstaatlichkeit in GefahrEuroparat fordert von Großbritannien Rücknahme des Asylpakts mit Ruanda

Lesezeit 2 Minuten
Michael O'Flaherty, Menschenrechtskommissar des Europarats, kritisiert Großbritannien scharf.

Michael O'Flaherty, Menschenrechtskommissar des Europarats, kritisiert Großbritannien scharf.

Großbritannien hat den Weg für das Vorhaben frei gemacht, Migranten nach Ruanda abzuschieben. EU-Menschenrechtskommissar O'Flaherty übt Kritik.

Der Europarat hat Großbritannien wegen seines umstrittenen Asylpakts mit Ruanda scharf kritisiert. „Die Regierung des Vereinigten Königreichs sollte von der Abschiebung von Menschen im Rahmen der Ruanda-Politik absehen und die tatsächliche Verletzung der richterlichen Unabhängigkeit durch das Gesetz rückgängig machen“, sagte der Menschenrechtskommissar des Europarats, Michael O'Flaherty, am Dienstag in Straßburg. Das Gesetz werfe Fragen zu den Menschenrechten von Asylbewerbern und zur Rechtsstaatlichkeit im Allgemeinen auf.

Der Entwurf, dem das britische Oberhaus in der Nacht zum Dienstag nach langem Widerstand zustimmte, erklärt Ruanda per Gesetz zum sicheren Drittstaat. Damit will die Regierung Einsprüche vor britischen Gerichten gegen Abschiebungen verhindern. Der Asylpakt mit Ruanda sieht vor, dass irregulär eingereiste Migranten in Großbritannien keine Gelegenheit mehr zum Antrag auf Asyl erhalten sollen. Sie sollen stattdessen nach Ruanda gebracht werden und dort Asyl beantragen. Eine Rückkehr nach Großbritannien ist nicht vorgesehen.

Mit der Regelung sollen Menschen von der gefährlichen Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal abgehalten werden. Gegner bezweifeln aber, dass das Gesetz Migranten abschrecken wird.

Europäische Gerichtshof für Menschenrechte stoppte Flieger von Großbritannien nach Ruanda

„Die Verwaltung von Asyl und Migration ist zweifellos ein komplexes Unterfangen für Staaten, aber sie muss stets in voller Übereinstimmung mit internationalen Standards erfolgen“, sagte O'Flaherty.

Der Europarat ist von der EU unabhängig und wurde 1949 zum Schutz von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat in Europa gegründet. Der zum Europarat gehörende Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGRMR) hatte 2022 Großbritannien daran gehindert, Asylsuchende verschiedener Nationalitäten per Flieger nach Ruanda zu schicken, wo sie stattdessen einen Asylantrag stellen sollten. (dpa)

KStA abonnieren