Kriminalitätsstatistik der PolizeiAnzahl der Gewaltverbrechen deutlich gestiegen

Lesezeit 3 Minuten
Schlägerei

Schlägerei am Bahnsteig. (Symbolbild)

Berlin – Die Hemmschwelle für Gewalttaten in Deutschland sinkt offenbar wieder. So ist die jahrelang rückläufige Gewaltkriminalität deutlich gestiegen, um 6,7 Prozent auf 193.542 Fälle im vergangenen Jahr. Das geht laut „Welt am Sonntag” aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2016 hervor, die am Montag von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) offiziell präsentiert wird.

Ein Hauptgrund für den Anstieg ist, dass gefährliche und schwere Körperverletzungen erheblich zugenommen haben, um 9,9 Prozent auf 140033 Fälle. Insbesondere Jugendliche fallen häufiger bei Gewaltkriminalität auf, die Kriminalstatistik verzeichnet bei ihnen einen Anstieg um zwölf Prozent auf 22646 Tatverdächtige. Bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung wurde ein Plus um 16,5 Prozent auf 18156 jugendliche Verdächtige registriert.

174.438 tatverdächtige Zuwanderer

Aber auch Zuwanderer haben einen Anteil daran. In dem Kapitel „Im Fokus“ beschäftigt sich die Kriminalstatistik ausführlich mit dem Thema „Kriminalität und Zuwanderung“. Demnach gab es im vergangenen Jahr 174438 tatverdächtige Zuwanderer. Das ist gegenüber 2015 ein Anstieg von 52,7 Prozent. Dabei wurden Straftaten wie unerlaubte Einreisen, die nur Zuwanderer begehen können, nicht berücksichtigt.

Nach der Statistik fallen Zuwanderer in einigen Kriminalitätsfeldern besonders auf: So stellen sie beim Taschendiebstahl einen Anteil von 35,1 Prozent aller gut zwei Millionen Tatverdächtigen in Deutschland. Bei Wohnungseinbrüchen sind es 11,3 Prozent. Und bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung sowie Vergewaltigung und sexuellen Nötigung sind es jeweils 14,9 Prozent.

Allerdings gibt es einige Faktoren, die die Zahlen auf diesem Gebiet relativieren. So wurden dem „Spiegel” zufolge 60 Prozent der Körperverletzungen, die auf das Konto von Flüchtlingen gingen, in deren Unterkünften begangen. Sie richten sich also nicht gegen Deutsche und waren teilweise der großen Enge und der langen Aufenthaltsdauer in Massenunterkünften geschuldet. Überdies ist ein Drittel der Asylsuchenden unter 30 Jahre.

Unterschiedliche Reaktionen aus Berlin

Junge Männer nehmen unabhängig von ihrer Nationalität stets einen führenden Platz in den Kriminalitätsstatistiken ein. Das gilt auch für die Urheber von Gewalt gegen Migranten. Und schließlich lebten 2016 durchschnittlich deutlich mehr Menschen in Deutschland als 2015. Damit stieg absolut die Kriminalität.

Die Reaktionen auf den Bericht fallen deshalb unterschiedlich aus. Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer, sagte dieser Zeitung: „Deutschland ist nach wie vor ein sicheres Land. Aber wir haben Veränderungen, die durchaus Besorgnis erregend sind. Und die feststellbare Zunahme bei den ausländischen Tatverdächtigen ist eine Tatsache, die man ernst nehmen muss – ohne dabei einen Generalverdacht zu erheben.“

Natürlich sei dies nicht zuletzt auf die höhere Zuwanderung von Migranten und Flüchtlingen zurück zu führen. Und auch wenn ein Großteil der Straftaten in den Unterkünften stattfinde, betonte Mayer, so würden die Polizisten dadurch doch gleichermaßen gebunden.

Kritik von Irene Mihalic (Die Grünen)

Die innenpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, erklärte hingegen: „Für mich ist dieser Anstieg nicht wirklich überraschend. Und die Bundesregierung muss sich fragen lassen, ob sie mit ihrem Kurs gegenüber Flüchtlingen nicht mehr Probleme schafft als sie vorgibt, lösen zu wollen.“

Sie fügte hinzu: „Junge Männer sind in den Statistiken immer führend. Und wenn man diese Männer ohne Perspektive und stabiles soziales Umfeld lässt, dann muss man sich nicht wundern.“ Die große Koalition müsse dringend den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt verbessern und den Familiennachzug wieder ermöglichen. Das würde helfen,  der Kriminalität vorzubeugen. „Die Bundesregierung handelt dem ständig zuwider.“

De Maizière tritt am Montag um 13 Uhr gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), vor die Presse, um die Zahlen zu präsentieren und zu kommentieren.

KStA abonnieren