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MitgliederrankingDie Volksparteien schrumpfen – AfD legt zu

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Merkel vor Gabriel: Auch was die Mitgliederzahl angeht, rangiert die CDU vor der SPD.

Merkel vor Gabriel: Auch was die Mitgliederzahl angeht, rangiert die CDU vor der SPD.

Berlin – Trotz des parteiinternen Streits über die Flüchtlingspolitik hat die Union in diesem Jahr weniger Mitglieder verloren als die SPD. Mit 446.859 Mitgliedern ist die CDU damit wieder stärkste Partei in Deutschland. Vor drei Jahren waren die Sozialdemokraten in Führung gegangen. Sie zählen nun noch 445.534 Beitragszahler. Dies ergab eine Umfrage der Berliner Zeitung bei den Parteien.

Während die Genossen durch Tod oder Austritt bis Ende November mehr als 14.000 Mitglieder verloren, waren es bei der CDU unter dem Strich etwa 10.000. Hinter diesen Netto-Zahlen verbirgt sich ein größerer Austausch: Seit dem Sommer hätten sich angesichts der Flüchtlings-Debatte „sowohl die Zahl der Eintritte wie auch die Zahl der Austritte im Vergleich zu den Vormonaten erhöht“, heißt es im Konrad-Adenauer-Haus.

Grüne bleiben der Linkspartei auf den Fersen

Beide ehemaligen Volksparteien leiden seit langem unter der massiven Überalterung ihrer Klientel. Bei der deutschen Vereinigung vor 25 Jahren hatte die SPD noch 940.000 Mitglieder gehabt – mehr als doppelt so viel wie heute. In der Folge schrumpfte die Partei stark, lag bis zum Jahr 2007 jedoch immer vor der CDU. Dann kehrte sich das Größenverhältnis für ein paar Jahre um. Seit 2012 war die SPD wieder stärkste Partei in Deutschland gewesen. Damit ist es nun vorbei. Die bayerische CSU, die derzeit auf etwa 145.000 Mitglieder (minus rund 1700) kommt, wird bei diesem Vergleich separat erfasst.

Beim Kampf um den dritten Platz im Parteiengefüge bleiben die Grünen (minus 800 auf 59.526) der Linkspartei (minus 900 auf 59.634) hart auf den Fersen. Im Gegensatz zur Linkspartei haben die Grünen ihre Mitgliederzahl seit der Jahrtausendwende deutlich steigern können. Den aktuellen Einbruch begründet die Öko-Partei mit einem Einmaleffekt. Die Parteitagsdelegierten hatten eine neue Verteilung der Beitragseinnahmen beschlossen, von der die Bundespartei leicht profitiert. Diese Neuerung habe dazu geführt, dass viele Landesverbände ihre Datenbanken bereinigt und zahlreiche Karteileichen aussortiert hätten, heißt es in der Berliner Parteizentrale.

FDP stabilsiert sich

Bei der FDP scheint sich die während der schwarz-gelben Regierungszeit begonnene rasante Talfahrt deutlich zu verlangsamen. Zeitweise hatten die Liberalen 5000 Mitglieder pro Jahr verloren. In diesem Jahr schrumpften sie noch um etwa 900 auf rund 54.000 Unterstützer. „Die Zahlen sind also recht stabil“, betont man im Thomas-Dehler-Haus zufrieden.

Die AfD verzeichnet nach Angaben ihres Sprechers aktuell 18.612 Mitglieder. Hinzu kämen noch etwa 1900 unbearbeitete Anträge, sagte er. Die rechtspopulistische Partei profitiert offenbar von der Flüchtlingsdebatte und nähert sich nun wieder ihrem Mitgliedsstand vor der Spaltung auf dem Essener Parteitag im Juli an. In den Wochen danach war die Zahl der Beitragszahler nach offiziellen Angaben durch Austritte bis auf etwa 16.000 gesunken. Im Oktober hatte AfD-Chefin Frauke Petry dann berichtet: „Pro Tag wollen im Schnitt rund 40 Menschen bei uns Mitglied werden.“

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