Neu im LandtagDie auffälligen Vorgeschichten der Mecklenburger AfD-Abgeordneten

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Berlin – Der Wahlerfolg der Alternative für Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern bringt der Partei 18 Sitze im neuen Landtag – drei davon gehen per Direktmandat an die künftigen Berufspolitiker, die teils pikante Biografien haben. Aber auch unter den neuen Abgeordneten, die über Listenplatz einziehen, gibt es auffällige Vorgeschichten.

Ralph Weber (55) gewann im Wahlkreis Wolgast/Usedom eins der drei AfD-Direktmandate. Der Greifswalder Juraprofessor war zuvor in die Schlagzeilen geraten, weil er im Dienst Kleidung der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar getragen hat, bis seinetwegen 2010 das Rektorat die Kleiderordnung änderte. Bevor er der AFD beitrat, hegte Weber Sympathien für Pegida und forderte, nicht integrierte Flüchtlinge abzuschieben – notfalls auch ins Bürgerkriegsland Syrien, schreibt Zeit Campus. 

Weber setzt sich dafür ein, dass Deutschland auch in 20 Jahren noch von deutscher Kultur, deutschen Traditionen und der deutschen Sprache geprägt ist, heißt es auf seiner AfD-Homepage. „Also auch in Zukunft deutsch bleibt und nicht multikulturalisiert wird.“

Für Quarantäne-Inseln

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Holger Arppe

Holger Arppe (42), AfD-Listenplatz 3, war der Landeschef seiner Partei. Er wurde wegen Volksverhetzung verurteilt und er muss eine Geldstrafe von 2.700 Euro zahlen. Arppe hatte im Jahr 2010 die britischen Inseln als einen Ort bezeichnet, der für die in der EU lebenden Muslime als Quarantäne-Insel benützt werden könne.

Die Wiederbelebung, Bewahrung und Stärkung der deutschen Identität seien die wichtigsten Ziele seiner politischen Arbeit, teilt er in seinem AfD-Profil mit. Laut der Zeitung „Der Freitag“ teilt Arppe auf Facebook neben seinem eigenen Blog gerne auch Beiträge der rechten „Jungen Freiheit“ und der „Sezession“. Der gebürtige Rostocker war zuletzt selbständiger Betreiber einer kleinen Galerie  und sein „Herz schlägt schwarz-rot-gold“.

Gegen Gender-Wahn und Frühsexualisierung

Thomas de Jesus Fernandes (41), Schweriner AfD-Kreisvorsitzender, stand auf Listenplatz 10 und wird nun Landtagsabgeordneter. Im Wahlkampf wetterte er gegen Gender-Wahn und Frühsexualisierung in den Schulen. Anfang dieses Jahres hat das Schweriner Schwulen- und Lesben-Kommunikationszentrum dem Mann – der nach eigenen Angaben selbst „seit acht Jahren glücklich verpartnert“ ist – Hausverbot erteilt. De Jesus Fernandes habe in sozialen Netzwerken schwulen- und lesbenfeindliche Positionen seiner Bundespartei unterstützt, lautete die Begründung. Außerdem lauft nach Angaben des NDR gegen den gelernten Maurer,  der eine Firma für Gerüstbau betrieben hat, ein Insolvenzverfahren.

De Jesus Fenrnandes hatte außerdem bundesweit von sich reden gemacht, als er 2015 zu einem Boykott von Rewe-Produkten aufrief, da Fans des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln den damaligen AfD-Chef Bernd Lucke angepöbelt hatten, Rewe ist Hauptsponsor.

Dank an die „1. Kreuzzugsarmee“

Nikolaus Kramer (39), AfD-Listenplatz 8, ist beruflich Polizist, fällt aber vor allem durch seine Facebook-Posts auf: Er bedankt sich etwa bei der „1. Kreuzzugsarmee“ für die „Rettung des Abendlandes“ vor den „moslemischen Feinden“. Er schreckt auch nicht vor islamfeindlichen und sexistischen Bildcollagen zurück. Laut „Zeit“ hat er neben seinem AfD-Profil ein zweites Profil unter erfundenem Namen, auf dem Seiten von rechtslastigen schlagenden Burschenschaften folgt und Aktionen der vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ befürwortet. 

Einst rechter FDP-Flügel

Enrico Komning (47), der auf Platz vier der Landesliste steht, setzt sich für Schaffung von „Sonderdezernaten Ausländerkriminalität“ bei Polizei und Staatsanwaltschaften ein. Der Rechtsanwalt fordert verstärkte Rückführung und Ausweisung illegal eingereister, abgelehnter und krimineller Zuwanderer. Vor der AfD war der vierfache Vater Mitglied von Ronald Schills Partei Rechtsstaatliche Offensive, in der FDP gehörte er später zum rechten Flügel. Komning ist zudem „mit Leib und Seele“ Mitglied der Burschenschaft Rugia, der ein unklares Verhältnis zum Rechtsextremismus vorgeworfen wird. 

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