NRW macht „Kassensturz“Waldbesitzer befürchten nach vorläufigem Fördermittel-Stopp ein „Desaster“

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Auch bei Waldbränden wie hier im Sauderland wurden große Flächen in den NRW-Wäldern vernichtet.

Auch bei Waldbränden wie hier im Sauerland wurden große Flächen in den NRW-Wäldern vernichtet.

NRW-Forstministerin Silke Gorißen (CDU) lässt klären, wie viel Geld es noch für die Wiederbewaldung in NRW gibt.

Es war unmissverständlich, was die nordrhein-westfälische Forstministerin Silke Gorißen vor etwa zwei Wochen am „Internationalen Tag des Waldes“ gesagt hat. Der Wald sei „ein wichtiger CO₂-Speicher und unser Klimaschützer Nummer eins“, betonte die CDU-Politikerin: „Er ist ein einzigartiger Raum der Biodiversität und der Erholung und liefert zudem den wertvollen und nachwachsenden Rohstoff Holz.“ Damit dieser „Naturschatz“ für nachfolgende Generationen erhalten bleibe, brauche es „dringend unsere Unterstützung!“, so Gorißen.

Die Wiederbewaldung der durch Stürme, Sommerdürren und Massenvermehrungen von Fichtenborkenkäfern verursachten „großen Schadflächen und der Umbau hin zu klimaresilienten Mischwäldern“ sei deshalb „ein zentrales Ziel der Landesregierung“, ergänzte die Ministerin. Doch ihre Mitarbeiter brachten einen Erlass auf den Weg, der zu Ratlosigkeit und jede Menge Wut führte. Die Förderung der Wiederbewaldung, für die es in NRW drei Programme gibt, werde sofort und „vorübergehend“ eingestellt, heißt es in dem Papier.

136.000 Hektar Wald sind abgestorben

„Wir wurden vollkommen überrascht von der Entscheidung“, kritisiert Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen: „Mit uns hat vorher niemand gesprochen.“ Die in den letzten fünf Jahren verursachten Schäden in den hiesigen Gebieten hätten sich zu einer „zweistelligen Milliardensumme“ aufgetürmt. Rund 136.000 Hektar der insgesamt 935.000 Hektar Waldfläche sind abgestorben, heißt es auch beim nordrhein-westfälischen Landesbetrieb Holz. „Und wenn wir keine Unterstützung mehr bekommen, wäre das dramatisch“, so Buß-Schöne: „Die Fördergelder decken sowieso nur einen Teil der Wiederaufforstung, die Eigentümer der Gebiete müssen vor allem in den Folgejahren noch einen großen Teil der Kosten tragen.“

Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz (CDU), lässt durch einen Kassenbsturz klären, wieviel Geld es noch für die Wiederbewaldung in NRW gibt.

Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz (CDU), lässt durch einen „Kassensturz“ klären, wieviel Geld es noch für die Wiederbewaldung in NRW gibt.

Weil der Abruf der Fördergelder in diesem Jahr das Fünffache im Vergleich zum ersten Quartal 2023 betragen habe, sei sozusagen nur die „Pausetaste“ gedrückt worden, erklärte ein Sprecher des NRW-Forstministeriums. Insgesamt lägen aktuell Förderanträge in Höhe von rund 17 Millionen Euro bei den Regionalforstämtern vor. Im Frühjahr 2023 habe die beantragte Unterstützung lediglich drei Millionen Euro betragen. Bei einem „Kassensturz“ solle nun ermittelt werden, welche Gelder noch zur Verfügung stehen.

NRW hat seit 2019 mehr als 100 Millionen Euro für Aufforstung zur Verfügung gestellt

Im vergangenen Jahr hätten das Land und der Bund etwa 70 Millionen Euro für die Aufforstung zur Verfügung gestellt. An Landesmitteln seien seit 2019 seien bis Ende des Jahres 2023 „weit über 100 Millionen Euro“ geflossen. Man betone, dass es sich bei der jetzt angeordneten Geldsuche „um einen rein verwaltungsinternen Vorgang“ handele, so der Sprecher. Bereits zugesagte Fördermittel würden ausgezahlt, sagte der Sprecher: „Und Waldbesitzende können nach wie vor weiterhin Anträge einreichen.“

Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag kritisierte die „Chaos-Kommunikation“ der Ministerin, in deren Resort es „offenbar keine funktionierende Kommunikation mit der Finanzabteilung“ gebe. Die Sozialdemokraten haben jetzt einen Bericht von Gorißen angefordert, in dem unter anderem erklärt werden soll, wie es „zum plötzlichen Stopp der Waldförderprogramme kommen konnte“, so die SPD-Abgeordnete Julia Kahle-Hausmann.

Wie zu erfahren war, hat sich die CDU-Ministerin Gorißen in Telefonaten mit Waldbesitzern und deren Verbänden zumindest schon einmal darum bemüht, die verfehlte Kommunikation auszubügeln. Und der Kassensturz solle spätestens bis zum 30. April vorliegen, sagte ein Sprecher ihres Ministeriums. Sie hoffe jedenfalls sehr, „dass die Geldzählung möglichst schnell voran geht“, kommentiert Heidrun Buß-Schöne vom Waldbauernverbande Nordrhein-Westfalen den Zeitplan: „Und dass dann noch Mittel gefunden werden, denn alles andere wäre ein Desaster.“

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