MedienberichtCIA soll von ukrainischen Nord-Stream-Anschlagsplänen gewusst haben

Lesezeit 3 Minuten
Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert von dem Satelliten Pléiades Neo.

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert von dem Satelliten Pléiades Neo.

Laut der „Washington Post“ deuten aufgetauchte Geheimdokumente auf eine Beteiligung der Ukraine. 

Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee führen einem US-Medienbericht zufolge weitere Spuren in die Ukraine. Die „Washington Post“ berichtete am Dienstag, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für einen solchen Anschlag erfahren.

Demnach wurde die CIA von einem europäischen Geheimdienst darüber informiert, dass ein Team von sechs Angehörigen einer ukrainischen Eliteeinheit die Erdgas-Pipelines bei einem verdeckten Taucheinsatz sprengen wollten. Der „Washington Post“ zufolge unterstand das Team direkt der ukrainischen Armeeführung.

Geheimdokumente zu Nord-Stream-Explosionen bei Discord-Leak durchgesickert

Die renommierte Zeitung beruft sich auf Geheimdokumente, die mutmaßlich durch den US-Nationalgardisten Jack Teixeira auf der Chat-Plattform Discord geteilt wurden. Teixeira war Mitte April festgenommen worden, nachdem das Durchsickern geheimer Regierungsdokumente international für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Die unter der Ostsee verlaufenden Leitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 für den Transport von russischem Erdgas nach Deutschland waren Ende September 2022 durch Explosionen zerstört worden. In den vergangenen Monaten haben sich die Hinweise verdichtet, dass die Ukraine hinter den Detonationen stehen könnte, unter anderem durch die Ermittlungen deutscher Behörden.

Nord-Stream: CIA soll bereits im Juni 2022 Kenntnis von ukrainischen Anschlagsplänen gehabt haben

Die „Washington Post“ berichtet jetzt, die US-Regierung habe im Juni 2022 durch einen „engen Verbündeten“ von dem mutmaßlichen ukrainischen Plan erfahren. Demnach stammten die Angaben von einem Informanten in der Ukraine. Die USA teilten die Informationen dann mit Deutschland und anderen Europäern, schreibt die „Washington Post“ unter Berufung auf informierte Kreise.

Der Plan soll demnach sehr detailliert gewesen sein – und große Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen Anschlag vom September haben. So sollten dem Plan zufolge sechs Beteiligte mit einem unter falscher Identität gemieteten Boot zu den Pipelines fahren und dann zu den Leitungen tauchen, um Sprengsätze anzubringen.

Deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt nach Nord-Stream-Explosionen

Deutsche Ermittler sind Medienberichten zufolge zu dem Schluss gekommen, dass sechs Angreifer im September genau so vorgingen. Zuletzt sei im Zuge der Ermittlungen die Wohnung einer „nicht verdächtigen Person“ am 25. Mai durchsucht worden, teilte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Anfang Juni mit. Nach Recherchen des NDR, WDR und der „Süddeutschen Zeitung“ soll es sich bei der Person um die ehemalige Lebensgefährtin eines möglichen Attentäters handeln.

Die Beteiligten an dem Anschlag auf die Pipelines sollen den jüngsten Erkenntnissen der „Washington Post“ zufolge direkt an den ukrainischen Armeechef Walerij Saluschnyj berichtet haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei bewusst nicht über die Pläne informiert worden, um dann glaubhaft eine ukrainische Verantwortung zurückweisen zu können. (das/afp)

KStA abonnieren