Umgang mit AfD-PolitikerinFair bleiben, auf Augenhöhe kritisieren

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Afd-Chefin Frauke Petry

  • Die Kritik von Frauke Petrys ehemaligen Lehrer ist unangebracht, weil er ein längst vergangenes Machtverhältnis betont.
  • Man muss Frauke Petry nicht mögen, trotzden sollte man sie fair und auf Augenhöhe kritisieren.

Berlin – Nein, man muss die AfD-Vorsitzende Frauke Petry nicht mögen. Ganz sicher nicht.  Man muss weder gutheißen, dass ihre Partei die jahrzehntelange harte  Arbeit von Feministinnen und Frauenrechtlerinnen  niederreißen möchte, indem sie das Abtreibungsgesetz und Scheidungsrecht verschärfen und die Frauenquote abschaffen  will - noch muss und sollte man ihre flüchtlingsfeindliche und rechtspopulistische Asylpolitik im Ansatz billigen. Man darf sogar ihre schnippische und hochnäsige Art kritisieren, wenn sie anderen Talkshowgästen über den Mund fährt und diese nicht ausreden lässt.

Was man aber außerdem unbedingt tun sollte: Fair bleiben und auf Augenhöhe  kritisieren – und  auf keinen Fall in patriarchalische – oder gar sexistische – Kommunikationsmuster zurückfallen, um eine erfolgreiche Frau, deren Meinung (oder Frisur) einem nicht passt, zu degradieren.  Petry hin, von Storch her.

Kritik von Lehrer unangebracht

Dass Petrys früherer Religionslehrer  Heinrich Peuckmann sich über seine ehemalige Schülerin bei Facebook öffentlich zu Wort meldet, ist daher unangebracht.  Denn er betont ein längst vergangenes Macht-und Beziehungsverhältnis zweier Personen: Hier: der wissende Lehrer. Da: die kleine, wissbegierige  Schülerin.  „Unprofessionell“ und „ethisch fragwürdig“ nennt es der CDU-Abgeordnete Philipp Lengsfeld bei Twitter.

Peuckmann kritisiert in seinem Posting Petrys Äußerungen über Bergkamen -  ein Ort, in dem die 40-Jährige lange gelebt hat. In bestimmte Wohnviertel würde sich die Polizei nicht mehr trauen, sagte Petry auf einer Pressekonferenz. „Anderen Lügenpresse vorwerfen und selber lügen, wenn es darum geht, sein verschroben undifferenziertes und verachtenswertes Welt- und Menschenbild zu begründen, ist schon schäbig“, schreibt Peuckmann auf seiner Facebookseite, wohlwissend, dass man sich als Lehrer nicht am „Schülerbashing“ beteiligen sollte, wie er auch  selbst zugibt. „Als kluges Mädchen“, hatte Peuckmann sie in einem früheren Interview mit der „Zeit“ bezeichnet. Das wolle er nun richtig stellen: Denn klug sei sie nun doch nicht, so der Lehrer, nur intelligent. Da wolle er nachträglich „begrifflich genau sein“.

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Es ist altbekannt, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, von Verflossenen, Wegbegleitern oder Lehrern im Nachhinein beurteilt - und das von den Medien aufgenommen wird. Im Fall von erfolgreichen Frauen vielleicht sogar noch ein wenig bereitwilliger.  Petrys Ex-Lehrer Peuckmann hat seine Bemerkungen sogar auf einem öffentlichen Facebook-Profil mitgeteilt. Man kann also davon ausgehen, dass er eine gewisse Reichweite (knapp 10.000 Gefällt-mir-Angaben) erreichen wollte.  Peuckmann ist Schriftsteller, das erwähnt er ganz lapidar auch noch in seinem Facebook-Beitrag. Ein Schelm, wer Wichtigtuerisches dabei denkt.

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