ProzessBaby wie Müll entsorgt

Lesezeit 2 Minuten
Hier wurde im Dezember die Babyleiche gefunden. (Bild: Krasniqi)

Hier wurde im Dezember die Babyleiche gefunden. (Bild: Krasniqi)

Köln/Bergisch Gladbach – Sie hatte sich hinter den Helferinnen ihres Rechtsanwaltes verschanzt und hinter den Prozessakten, die extra zu diesem Zweck auf dem Schreibtisch vor ihr aufgebaut wurden: Mit leiser Stimme, den Blick nach unten gewandt, beantwortete Laura G. am Montag in Saal 7 des Landgerichtes die Fragen zu ihren Personalien.

Die 20-Jährige aus Bergisch Gladbach ist wegen Totschlags angeklagt. Die gelernte Pferdewirtin, die aus vermögenden Verhältnissen stammt, hatte im Dezember vergangenen Jahres nach einer heimlichen Schwangerschaft im Badezimmer ihres Elternhauses ein Kind zur Welt gebracht.

Die Leiche des Babys war dann auf einer Müllentsorgungsanlage in Humboldt-Gremberg gefunden worden. Nach Überzeugung des Anklägers hat das Baby noch gelebt, als es zur Welt kam und wurde von der Mutter erstickt. Die Verteidigung hingegen hält auch eine Totgeburt des kleinen Jungen für durchaus möglich: „Meine Mandantin hat das Kind nicht getötet”, hatte sich der Anwalt vor Prozessbeginn geäußert.

In einer Erklärung ließ er verbreiten, seine Mandantin bedauere „das Geschehene zutiefst“: „Sie wird mit der Schuld, nicht alles für ihr Kind getan zu haben, immer leben müssen, gleichgültig zu welchem Ergebnis das Gericht letztlich kommt.“

Weil die Angeklagte zum Tatzeitpunkt Heranwachsende war, wurde die Öffentlichkeit am Montag bereits vor der Verlesung der Anklageschrift ausgeschlossen. Ein öffentlicher Prozess hätte „eine Bloßstellung und weitere Traumatisierung“ der jungen Frau zur Folge, hatte ihr Anwalt zuvor argumentiert. Laura G., die sich in psychologischer Behandlung befinde, habe es bisher noch nicht einmal geschafft, mit ihrem Therapeuten oder engsten Verwandten über die Geschehnisse zu reden.

Insgesamt werden in dem Verfahren, das auf acht Verhandlungstage angesetzt ist, mehr als zwanzig Zeugen gehört, Darunter sind fünf medizinische Sachverständige. Nach bisherigen Erkenntnissen will die junge Frau von der Schwangerschaft erst unmittelbar vor der Geburt „völlig überrascht worden sein”.

Über die Beweggründe, wieso sie das Baby anschließend in den Müll geworfen hat, schwieg sie. Auch wer der Vater des Kindes ist, soll sie bisher noch niemandem erzählt haben.

KStA abonnieren