Google Timeline - die ZeitleisteGoogle weiß, was du letzten Sommer getan hast - und zeigt es dir

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So kann Timeline aussehen für jemanden, der in Köln wohnt.

So kann Timeline aussehen für jemanden, der in Köln wohnt.

Köln – Wissen Sie noch, wo genau Sie am 24. Juli 2014 abends essen waren, wie Sie dort hingekommen sind und ob Sie Fotos gemacht haben? Nein? Nicht schlimm, denn Google hat es sich genau gemerkt. Der Internet-Gigant hat eine neue Funktion auf den Markt geworfen: Timeline, zu Deutsch Zeitleiste. Ganz in Googles gewohnter „Es gibt keine Geheimnisse“-Manier dokumentiert der Dienst anhand von Daten in Smartphone-Apps alle Bewegungen des Nutzers. Informationen, die mit einfließen, sind Standortdaten, Suchanfragen und besuchte Websites. Nutzer des Google Fotodienstes sehen außerdem, wo welche Bilder aufgenommen wurden. Heraus kommt eine detaillierte Dokumentation, die mehr über den Nutzer verrät, als ihm lieb sein dürfte: der Gang in die Eisdiele direkt nach dem Besuch im Fitnessstudio. Die exakte Uhrzeit, zu der täglich das Haus verlassen wird. Der Einkauf bei Saturn, unmittelbar nach dem Geldabheben bei der Sparkasse. Das Neue daran ist nicht, dass Google die Daten speichert, sondern dass der Nutzer zum ersten Mal ein Gefühl für das Ausmaß der gespeicherten Informationen erhält.

Mit Timeline liefert Google das perfekte Tool zur Überwachung - wohlgemerkt zur Selbstüberwachung, wie der Dienst versichert. Die Daten, die mit Google Maps verknüpft sind, sind nur über das Google-Konto einsehbar. „Ihre Timeline ist privat und nur für Sie sichtbar. Sie kontrollieren die Standorte, die sie speichern wollen“, heißt es in einem Blogeintrag des Unternehmens. Der Dienst ermöglicht es dem Nutzer, einzelne gespeicherte Standorte zu löschen, Namen von Orten zu ändern oder ganze Tage aus der Timeline zu entfernen.

Bisher ist die Anwendung am Desktop und auf Android-Smartphones innerhalb von Maps nutzbar. iOS soll folgen - schon jetzt werden die Daten gespeichert.

So schalten Sie die Funktion aus

Wer sich nicht komplett überwachen lasse möchte, kann die Funktion auf allen Geräten deaktivieren. Am Smartphone, sowohl auf Android- als auch auf iOS-Geräten, kann die Funktion innerhalb von Google Maps ausgeschaltet werden. Dazu einfach die App aufrufen und in den Einstellungen festlegen, dass bei Standort „Nie erlauben“ steht.

Am Desktop können Sie den Dienst innerhalb Ihres Google-Kontos deaktivieren. Dazu müssen Sie im Browser „Mein Konto“ aufrufen und in den Einstellungen zu „Persönliche Daten und Privatsphäre“ nach unten scrollen, bis Sie zum Kontoverlauf gelangen. Dort können Sie dann „Ihre Suchanfragen und Browseraktivitäten“ und „Von Ihnen besuchte Orte“ pausieren.

Keine neue Erfindung

Versierten Google-Nutzern dürfte auffallen, dass Google die Timeline nicht komplett aus dem Hut gezaubert hat. Sie ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Standortverlaufs, auf dem unter anderem Dienste wie Google Now basieren. Mit Timeline rückt der Standortverlauf nun mehr in den Fokus und hübscht ihn auf.

Ob die Timeline Googles bisher unheimlichstes Tool oder aber eine visuell gelungene Umsetzung des Tracking-Ansatzes ist, muss jeder Nutzer für sich selbst entscheiden.

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