Mutter chancenlos„Ich finde keinen neuen Job. Weil ich Kinder habe?!“

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Entgegen vieler Klischees schaffen es viele Mütter heute, Job und Mutterschaft zu vereinbaren.

Entgegen vieler Klischees schaffen es viele Mütter heute, Job und Mutterschaft zu vereinbaren.

„Ich habe meinen Job verloren und mir war nicht klar, was das mit mir macht. In meinem Kopf sind so viele ungeordnete Gedanken, so viele Zweifel und Ängste. Und so viele Gefühle, die mir fremd sind. Ich, 31 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier Töchter, mit Haus im Grünen.

Auf Herz und Liebe schreibt Jessika, 31, aus Berlin über ihr Leben als Mutter und Powerfrau. Ihre kleinere Tochter kam mit einem komplexen Herzfehler zur Welt. In ihrem Blog schreibt sie über alles, was sie beschäftigt – manchmal zur Seelenhygiene, manchmal um dem Wahnsinn einen Namen zu geben.

Mein Jurastudium habe ich während des Hauptstudiums an den Nagel gehängt und mich stattdessen mit 24 Jahren ins Berufsleben gestürzt. Bis vor einigen Wochen war ich der Meinung, dass es das Beste war, was mir passieren konnte, meinen selbst gezeichneten, geradlinig geplanten Lebensweg zu verlassen.

Den geplanten Lebensweg verlassen

Ich arbeitete hart und lange, oft sieben Tage die Woche. Ich wurde mehr als einmal ins kalte Wasser geworfen und schwamm um mein Leben, um nicht unterzugehen. Es zahlte sich aus. Ich hatte Erfolg. Innerhalb weniger Monate führte ich einen Bereich. Dann ein eigenes Team. Ich wurde schwanger, ging in Elternzeit und musste mir anschließend etwas Neues suchen. War mein Muttersein schuld?

Ich schwamm wieder um mein Leben und gelangte über Umwege zu einer neuen Firma, in der ich eine eigene Abteilung leitete. Da war ich 28. Dass ich ein Kind hatte, spielte für niemanden eine Rolle. Bald verdiente ich den Bärenanteil unseres Lebensunterhalts. Ich bekam ein zweites Kind und wurde abgeworben. Ich sollte meine Erfahrung in einem neuen Unternehmen einbringen. Bis dahin lief es gut – auch als Mutter.

Aus dem Nichts gekündigt

Bis vor einigen Wochen hatte ich einen tollen Job. Dann teilte man mir während meines Urlaubes um kurz vor Mitternacht, rechtzeitig vor Ablauf meiner Probezeit per Email mit, dass ich nicht wieder ins Büro kommen sollte, weil ich offenbar nicht die richtige Besetzung für diese Position sei. Ich wurde sofort freigestellt.

Bis zu dieser sehr schmerzhaften Erfahrung wusste ich nicht, wie tief das Loch sein würde, in das ich falle. Es fühlt sich furchtbar an, seinen Job zu verlieren! So, als hätte ich versagt. Wenn ich allein war, überkam mich ein seltsames Gefühl der Leere. Ich versuchte, mich zusammenzureißen, schließlich war es ja nur ein Job. Ich würde schon schnell etwas Neues finden. Das klappte bisher ja immer.

Warum es dieses Mal mit dem neuen Job aber eben nicht funktionieren will, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Ich finde keinen neuen Job

Diesmal will es mit dem neuen Job irgendwie nicht klappen. Mit jeder Woche werden meine Zweifel und Sorgen größer. Da sind potentielle Arbeitgeber, die nach meiner weiteren Familienplanung fragen und denen ich mit mehr Mut am liebsten sagen würde, dass sie nicht die richtigen Gesprächspartner für einen Exkurs in meine sichere Langzeitverhütungs-Methode sind. Andere äußern Bedenken, wie beziehungsweise ob ich denn trotz zweier Kinder voll arbeiten könne. Und diejenigen, die meine Kinder gar nicht zum Thema machen, sagen plötzlich auf wundersame Weise nach mehreren erfolgversprechenden Gesprächen ab. Was ist nur los?

„Sie haben Kinder?“

Ich hörte in der Vergangenheit Sätze wie „Jemand ohne Kinder wäre vielleicht die bessere Besetzung für diese Position gewesen.“ oder „Uns war nicht klar, dass eine Mutter nicht zwölf Stunden am Tag im Büro sein kann.“ Abgesehen davon, dass ich es die letzten Monate dennoch war – warum dreht sich alles um meine Kinder? Warum werde ich nicht nach dem beurteilt, was ich in den letzten Jahren erreicht habe?

Ich hätte niemals geglaubt, was es mit mir macht, wenn ich meinen Job verliere.“ Der Ursprungs-Artikel erschien im Blog Herz und Liebe.

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