BRAVO-Studie 2016Selfies, Sex und Schlankheitswahn – so ticken Teenager heute

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Es geht um die Außendarstellung: Selfies im Netz.

Es geht um die Außendarstellung: Selfies im Netz.

Wie ticken die 11- bis 17-Jährigen heute? Welchen Einfluss haben YouTube, Youporn, Instagram, Snapchat und Co. auf ihr Erwachsenwerden, ihren sexuellen und emotionalen Erfahrungshorizont?

Für die neue neue BRAVO „Dr.-Sommer-Studie“ wurden insgesamt 2492 Mädchen und Jungen im Alter zwischen elf und 17 Jahren online über das Marktforschungstool „Youth Insight Panel“ (YIP) von BRAVO sowie bevölkerungsrepräsentativ über das Institut respondi befragt. Und das ergab die spannende Umfrage:

„Das erste Mal“ mit 17

Die erste Erkenntnis: Die „Generation Selfie“ lässt sich Zeit für die erste sexuelle Erfahrung: Erst 27 Prozent der befragten 16-Jährigen und 47 Prozent der 17-Jährigen hatte schon einmal Geschlechtsverkehr.

Dabei fühlen sich die Jugendlichen gut informiert in Sachen Liebe und Sexualität. Als Verhütungsmethode lagen Kondom und Pille im Ranking vorn.

Die Ergebnisse der Studie widerlegen also die These, dass Jugendliche immer früher sexuelle Erfahrungen machten und durch Porno-Portale wie Youporn freizügiger und frühreifer würden.

Unzufrieden mit dem Körper

Der brisanteste Fakt: Das Gewicht spielt in der Wahrnehmung der Befragten eine enorme Rolle. Die Mehrheit meint, dass es einen Zusammenhang zwischen Beliebtheit und „Dünn sein“ gibt.

Nur etwa die Hälfte der 12-jährigen Mädchen ist mit ihrem Gewicht zufrieden. Viele Mädchen, und bereits jedes dritte ab 13 Jahren, kontrollieren regelmäßig das Gewicht. Diäten spielen deshalb auch früh eine Rolle: Schon jede zehnte Elfjährige und jede vierte Zwölfjährige sagt, sie habe eine Diät gemacht, um abzunehmen. Nur die Hälfte der Mädchen (52 Prozent) und 67 Prozent der Jungen sind mit ihrem Körper zufrieden.

Im Selfie-Fieber

Die Neuheit durch's Netz: Ihre Außenwirkung und der Vergleich mit anderen sind Jugendlichen heute extrem wichtig. Schon fast die Hälfte der 12-jährigen Mädchen nutzt Social Networks wie Instagram, Facebook und Co., um Selfies zu posten und sich das (gewünscht positive) Feedback einzuholen. Mädchen sind dabei aktiver als Jungen, ihre Fotos öffentlich zu machen.

Im Alter ab 13 Jahren sagen im Durchschnitt 67 Prozent der Mädchen und 49 Prozent der Jungen, sie posteten Selfies im Netz. Das Erstellen von Nackt-Selfies oder Bildern in erotischen Posen sind für einen Teil der Teenager ein Thema, jeder zehnte Jugendliche im Alter von 14 Jahren hat solche Fotos schon von sich gemacht.

Die Jungen sind mit 17 Jahren aktiver als die Mädchen. Dass nicht nur das sogenannte „Sexting“ (= Verschicken von Nacktbildern), sondern Postings oft eine Eigendynamik entwickeln, mussten einige Jugendlich schon am eigenen Leib erleben: 23 Prozent der befragten Mädchen und 16 Prozent der Jungen wurde schon mal wegen ihrer Fotos/ihres Aussehens gemobbt.

Alles Porno?

Die beruhigende Information: Pornografie spielt für die Mehrheit der befragten Mädchen und die Hälfte der befragten Jungen keine Rolle. Mehr Jungen als Mädchen haben Interesse an pornographischen Inhalten: Die Hälfte der 15-jährigen Jungen und ein Drittel der Mädchen im selben Alter hat schon „echte Pornos“ gesehen: die große Mehrheit im stationären (85 Prozent) sowie im mobilen Internet.

Und das sagt BRAVO-Chefredakteurin Nadine Nordmann zur Studie: „Der Wunsch nach Orientierung ist eins der stärksten Bedürfnisse der jungen Erwachsenen. Die aktuelle Erhebung unterstreicht, welchen enormen Einfluss digitale Netzwerke auf Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein von Teenagern haben.“

Und bei Thema Digitales sind Eltern wie Jugendliche Anfänger. Die Jugend von heute ist die erste, die mit Smartphones und sozialen Netzwerken aufwächst. Eine Herausforderung, der sich Eltern wie Jugendliche gemeinsam stellen sollten, um Wege zu finden, die für alle passen. (ots/lis)

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