Meine 34 MitbewohnerZehn Jahre WG-Erfahrung

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Mit 34 verschiedenen Menschen hat unsere Autorin Kathy Stolzenbach schon gemeinsam in WGs gewohnt. In ihrer Kolumne berichtet sie von ihren Mitbewohnern und dem WG-Alltag.

Mit 34 verschiedenen Menschen hat unsere Autorin Kathy Stolzenbach schon gemeinsam in WGs gewohnt. In ihrer Kolumne berichtet sie von ihren Mitbewohnern und dem WG-Alltag.

Köln – 34 Mitbewohner können ganz schön anstrengend sein. Aber auch sehr bereichernd. 34 verschiedene Persönlichkeiten mit ihren eigenen Macken und Liebenswürdigkeiten. 34 – auf so viele Mitbewohner komme ich. Natürlich nicht zur gleichen Zeit. Aber der Reihe nach.

Eine Wohngemeinschaft erschien mir als ideales Wohnmodell, als ich mein Studium in Köln angefangen habe und es nach einem Semester satt hatte, aus einem kleinen Dorf im Bergischen Land nach Köln zu pendeln. Alleine wohnen kam schon aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Außerdem suchte ich Anschluss in der Großstadt.

Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich einmal ins Studentenwohnheim ziehen würde. In meiner Vorstellung wohnte man dort mit mindestens zehn Leuten auf einem Flur, der mit fleckigem Teppich oder PVC-Boden ausgelegt war. Man teilte sich eine Küche mit vier Herdplatten und einem viel zu kleinen Kühlschrank, in dem Schimmelpilzkulturen in allen erdenklichen Farben vor sich hin wuchsen. Morgens stand man mit fünf anderen Mitbewohnen Schlange vor der Dusche im Jugendherbergen-Stil. Doch als ich das erste Mal eine Kommilitonin im Studentenwohnheim in Lindenthal besuchte, warf ich all meine Vorurteile über Bord: Hell, sauber und geräumig fand ich die 5er WG mit einer riesigen, gefliesten Küche und zwei Bädern. Und viel näher an der Uni konnte ich kaum wohnen.

Mein WG-Leben, das bis heute andauert, begann. Zehn Jahre ist das inzwischen her. Zeit also, Revue passieren zu lassen. Mittlerweile wohne ich in der vierten WG. Drei waren in Köln, eine in Irland. Nie habe ich mit weniger als drei Mitbewohnern zusammengelebt, nie mit mehr als vier (Partner oder Familienangehörige, die sich mal länger oder kürzer bei uns einquartiert haben, nicht mit gerechnet). Zweimal habe ich jeweils ein halbes Jahr lang zur Zwischenmiete gewohnt.

Mit 34 verschiedenen Menschen habe ich in dieser Zeit zusammen gelebt. Manche sind meine Freunde geworden, mit anderen habe ich keinen Kontakt mehr. Wir haben gemeinsam gekocht, geputzt, eingekauft, gelacht, gestritten, uns gegenseitig Essen geklaut, Nächte durchgefeiert, über die Nebenkostennachzahlung geflucht, neue Mitbewohner gecastet, uns über den Vermieter geärgert, Geburtstage gefeiert, einander für die Prüfung abgefragt, Abende durchgequatscht, hinter dem Rücken der anderen gelästert und und und…

Bei manchen kann ich mich nicht einmal mehr an ihren Nachnamen erinnern. Zu anderen könnte ich abendfüllende Geschichten erzählen. Einige dieser Anekdoten möchte ich in dieser Kolumne teilen.

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