4D-BilderSo reagiert ein Fötus, wenn die Mutter raucht

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Stress im Uterus: Föten von Raucherinnen (oben im Bild) bewegen häufiger das Gesicht und berühren sich öfter als Ungeborene von Nichtraucherinnen (unten).

Stress im Uterus: Föten von Raucherinnen (oben im Bild) bewegen häufiger das Gesicht und berühren sich öfter als Ungeborene von Nichtraucherinnen (unten).

Ungeborene, die sehr oft den Mund verziehen, und sich mit ihrer kleinen Hand immer wieder durch das Gesicht fahren: Die 4D-Ultraschall-Bilder von Föten, deren Mütter rauchen, machen die verheerenden Auswirkungen von Zigarettenkonsum in der Schwangerschaft deutlich. Englische Wissenschaftler haben die hochaufgelösten Scans kürzlich in der Fachzeitschrift Acta Paediatrica veröffentlicht. Dass Nikotin schwerwiegende Folgen für das Ungeborene haben kann, ist hinlänglich bekannt. Doch dass die Konsequenzen sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt so genau beobachten lassen, ist neu, wie die Forscher der Universitäten Durham und Lancaster in einer Mitteilung erklären.

Gesichtsbewegungen unterscheiden sich deutlich

Das Team um Studienleiterin Dr. Nadja Reissland analysierte für die Pilotstudie achtzig Ultraschallbilder von zwanzig Föten zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche. Vier der Mütter waren Raucherinnen, die durchschnittlich 14 Zigaretten pro Tag konsumierten. Die räumlichen, also dreidimensionalen Bilder, der Babys werden durch das Ultraschallgerät in Echtzeit erzeugt: Man spricht deshalb von 4D-Ultraschall oder Live-3D-Ultraschall, weil die Zeit als vierte Komponente hinzukommt. „Die Gesichtsbewegungen der Föten rauchender Mütter und der ungeborenen Babys der Nicht-Raucherinnen unterscheiden sich deutlich“, erklärt Nadja Reissland auf der Homepage der Universität Lancaster.

Langsamere Entwicklung des zentralen Nervensystems

Die ungeborenen Kinder der Raucherinnen bewegten deutlich öfter den Mund und berührten sich viel häufiger mit den Händen als die der Nichtraucherinnen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ihr zentrales Nervensystem, das Bewegungen im Allgemeinen, aber auch Gesichtsbewegungen, steuert, sich nicht so schnell und nicht auf die gleiche Weise entwickelt hat wie das der Föten, deren Mütter nicht rauchen.

Es drohen Fehlgeburten und Unterentwicklung

Frühere Studie hätten gezeigt, dass Kinder, die während der Schwangerschaft Nikotin ausgesetzt waren, später das Sprechen lernten als üblich, so die Forscher. Nach Angaben der Frauenärzte im Netz drohen bei Nikotinkonsum während der Schwangerschaft Fehlgeburten, außerdem könne es zu einer körperlichen Unterentwicklung des Babys kommen. Langfristig seien kognitive Beeinträchtigungen zu befürchten.

Stress und Depressionen wirken sich auf Fötus aus

Wie vorherige Untersuchungen verdeutlichte die Studie auch, so die Autoren, dass Stressphasen und Depressionen der Schwangeren großen Einfluss auf die Bewegungen der Föten habe. Doch im Vergleich waren die Babys der Raucherinnen am unruhigsten, bewegten den Mund am meisten und berührten sich am häufigsten. Die Forscher betonten allerdings, dass es sich bei ihrer Untersuchung um eine Pilotstudie handele, deren Ergebnisse erst durch größer angelegte Studien belegt werden müssten. Die künftigen Untersuchungen sollten den Forschern zufolge auch einbeziehen, welche Folgen der Tabakkonsum von Vätern für das Ungeborene hat.

Die „Frauenärzte im Netz“ weisen darauf hin, dass die Universität Tübingen ein therapeutisches Online-Beratungs- und Behandlungsprogramm für tabak- und alkoholkonsumierende Schwangere anbietet. Das kostenlose Programm „Iris“ ist für schwangere Frauen konzipiert, die mit dem Rauchen, aber auch mit dem Alkoholkonsum, aufhören möchten. (rer)

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