BluthochdruckGefährlicher Nebenbefund

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Der Mann kam eigentlich wegen etwas anderem. Und er war jung, sportlich, schlank - überhaupt kein typischer Bluthochdruckpatient. Trotzdem hatte er eine, medizinisch gesprochen, ausgeprägte Hypertonie. Der diastolische, niedrigere Wert, lag deutlich über 100 - normal wäre 80, also viel zu hoch. Ein Zufallsbefund, aber einer mit hoher Relevanz: Denn der Bluthochdruck ist einerseits einer der entscheidenden Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Andererseits ist er gut zu behandeln.

Kürzlich erschien ein Artikel in der "Ärztezeitung", in dem betont wurde, dass ein zu hoher Blutdruck fast immer erfolgreich therapiert werden kann. Bei neun von zehn Patienten bekommt man ihn in den Griff. Voraussetzung ist aber, dass der Patient sich an die Empfehlungen hält. In diesem Fall vor allem: dass er die Medikamente zuverlässig einnimmt. Das ist heute leichter als früher, denn heute könnten, so der Autor, neun von zehn Hochdruckpatienten mit einer einzigen Tablett pro Tag eingestellt werden.

Ursache meist unbekannt

Wie entsteht ein zu hoher Blutdruck überhaupt? In 90 Prozent der Fälle handelt es sich um eine sogenannte "essenzielle Hypertonie". Was wie eine klärende Diagnose klingt, ist in Wirklichkeit eine Umschreibung dafür, dass man den Grund nicht kennt. Nur in jedem zehnten Fall findet man eine Ursache, etwa in der Niere, im Herzen selbst oder auch in einer Nebenwirkung verschiedener Medikamente. Oder darin, dass der Patient sehr viel Kaffee oder Alkohol trinkt - oder Lakritz in großen Mengen isst. Auch Dickleibigkeit spielt oft eine große Rolle. Das muss der Arzt abklären. Wenn sich keine Ursache findet - wie in den meisten Fällen -, muss trotzdem behandelt werden.

Wird aber zu selten. In einer älteren Studie waren die Blutdruckwerte bei verschiedenen Altersgruppen in Kanada, den USA und sechs europäischen Ländern verglichen worden. Das Ergebnis: In Deutschland war ein erhöhter Blutdruck am häufigsten, in den USA am seltensten. Ausgerechnet in den USA, wo Fettleibigkeit ein Riesenproblem ist. Es wird daran liegen, dass den Amerikanern häufiger Medikamente verschrieben werden und sie diese auch einnehmen. Und dass in Deutschland die Angst vor Tabletten überwiegt.

Der Königsweg wäre natürlich, den Hochdruck zunächst durch eine Diät zu bekämpfen. Erst der zweitbeste Weg sind Medikamente. Die Angst vor Tabletten aber ist ein sehr schlechter Ratgeber - die Angst vor dem Hochdruck wäre angemessener. Allerdings muss man ihn erst einmal bemerken. Deshalb wäre es nicht falsch, sich einfach ein Blutdruckgerät auszuleihen, oder gar eines zu kaufen. Es gehört in jede Hausapotheke.

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