Forscher warnenDarum gehört das Smartphone nicht ins Bett

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Müde-Macher: Wer kurz vor dem Zubettgehen noch seine E-Mails checkt, wird tendenziell schlechter schlafen.

Müde-Macher: Wer kurz vor dem Zubettgehen noch seine E-Mails checkt, wird tendenziell schlechter schlafen.

Früher sind wir mit dem Partner ins Bett gegangen, oder mit jemand anderem. Wir haben einen dicken Roman mit ins Bett genommen oder einen Stapel Zeitschriften. Heute gehen wir mit der ganzen Welt ins Bett. Das World Wide Web ist immer dabei, dank Smartphone. So muss sich niemand mehr einsam fühlen. Nachdem man sich kurz vor dem Wegschlummern auf sämtlichen Portalen umfassend über die Nachrichtenlage informiert, und seine Meinung dazu auf Twitter kundgetan hat, kann man via Facebook allen Freunden gleichzeitig Gute Nacht sagen. Nur schlafen kann man dann oft lange nicht.

Fehlt nur noch ein Gutenachtkuss fürs Gerät

Denn während das Buch irgendwann ausgelesen und die Zeitschrift ausgeblättert ist, ist das World Wide Web eben nie zu Ende. Es gibt immer einen Artikel, den wir noch nicht gelesen, eine Seite, die wir noch nicht aktualisiert, ein Katzenvideo, das wir noch nicht gesehen haben. Da können wir uns nur schwer losreißen. Darum fällt der - vermeintlich - letzte zärtliche Blick vor dem Schlafengehen auch nicht auf denjenigen, der neben uns liegt, sondern auf „ein Gerät“. Fehlt nur noch ein Gutenachtkuss.

„Die Welt ist noch wach, da kannst Du doch nicht einfach schlafen“

Schließlich blinkt es gerade, wenn wir einschlafen wollen, immer so aufreizend. „Die Welt ist noch wach, da kannst Du doch nicht einfach schlafen“, scheint es uns vorwurfsvoll zu sagen. Also gucken wir nach. Vielleicht eine dringende E-Mail vom Chef? Eine wichtige Push-Up-Nachricht? Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls ist die Welt nicht untergegangen. Ein Glück. In der Gruppe „Spontan-Grillen“ hat jemand gepostet, dass er am Wochenende Kartoffelsalat mitbringt. Ach so. Aber jetzt möchte man auch wirklich in Ruhe gelassen werden, von der Welt via Smartphone, und einfach schlafen. Zapfenstreich.

Nudel- oder Couscous-Salat? Egal, ich will schlafen.

Es blinkt noch mal. Na gut, eigentlich muss man sich ja ohnehin vergewissern, ob der Wecker gestellt ist, lügen wir uns dann vor - und schauen schon wieder aufs Handy. Der Kartoffelsalat-Mensch muss sich korrigieren. 20 Posts früher hatte schon jemand angekündigt, Kartoffelsalat mitzubringen. Wie wäre es mit Nudel- oder Couscous-Salat? Inzwischen ist eine halbe Stunde vergangen und wir sind immer noch nicht eingeschlafen. Komisch, oder?

Das gleißende Licht unterdrückt das Schlafhormon

Ja, man kann da einiges umstellen - Lautlos, Vibration, Flugmodus, wie auch immer - aber irgendwie ist trotzdem nie Sense, wenn das Ding neben dem Bett liegt. Und: Es gibt auch handfeste gesundheitliche Argumente gegen das Smartphone im Bett. Nicht nur, dass das „Abschalten“ und „Runterfahren“ nach der Arbeit tatsächlich auch damit zu tun haben, sämtliche Geräte auszustellen oder zumindest zu ignorieren, wie Experten empfehlen. Das gleißende Licht der Bildschirme von Smartphones und Tablets unterdrückt verschiedenen Studien zufolge auch das SchlafhormonMelatonin, das die Schlaf- und Wachphasen regelt. Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafen sollte man sie deswegen besser aus der Hand legen.

Studie: Je öfter wir aufs Smartphone schauen, desto schlechter der Schlaf

Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie mit knapp 10.000 norwegischen Jugendlichen sprechen außerdem dafür, das Smartphone aus dem Schlafzimmer auszusperren. Die Teenager sollten festhalten, wie oft sie ihre technischen Geräte - unter anderem ihr Smartphone - vor dem Zubettgehen nutzten. Außerdem sollten sie Protokoll darüber führen, wie sie geschlafen hatten.

Das Ergebnis: Wer in der Stunde vor dem Zubettgehen oft auf die Bildschirme von Smartphone, Tablet und Konsorten schaute, schlief deutlich schlechter. Die Wissenschaftler um Mari Hysing von der Univeristät Bergen stellten einen engen Zusammenhang zwischen häufiger Smartphone-Nutzung und Schlaflosigkeit fest. Je öfter die Medien zum Einsatz kamen, desto länger dauerte die Einschlafphase, desto kürzer war der eigentliche Schlaf - und desto größer schließlich das Schlafdefizit.

Wer also tagsüber so viel wie möglich von der Welt mitbekommen möchte, sollte sie nachts tatsächlich aus dem Schlafzimmer verbannen. Sendepause fürs Smartphone. Jetzt aber endlich: Gute Nacht!

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