Haarwurzel-Studie mit EntdeckungKönnen graue Haare auf natürlichem Weg wieder Farbe bekommen?

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Ein Mann in weißem T-Shirt schaut in einen Spiegel und fährt sich mit der rechten Hand durch seine grauen Haare

Mit dem Alter kommen früher oder später die grauen Haare.

Einige tragen sie mit Stolz, andere schämen sich dafür: graue Haare. Eine Studie macht allen, die das Grau verstecken wollen, nun Hoffnung.

Wenn die Farbe aus den Haaren verschwindet, ist der Mensch alt? Stimmt nicht: Es gibt sehr junge Menschen mit grauen Haaren und sehr alte mit ihrer ursprünglichen Haarfarbe. Natürlich sind einige von den Älteren gefärbt. Übrigens auch einige der Jüngeren: In der Werbung mit Produkten für Ältere werden nämlich Männer gebraucht, die graue Haare haben – und gleichzeitig jung sind. Die also beweisen, dass dieses Pulver oder jene Pille jung halten. Diese männlichen Models werden dann tatsächlich grau eingefärbt – und das soll sehr viel schwieriger sein, als umgekehrt von grau zu blond, braun oder schwarz.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“.

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Einige Faktoren des Ergrauens sind längst bekannt: Stress kann eine Rolle spielen oder auch sehr viel Sonnenlicht. Wie stark sie wirken, ist individuell unterschiedlich. Die Hauptursache dafür, wie früh oder spät oder nie der Mensch graue Haare bekommt, liegt aber auf den Genen.

Wenn Melanin fehlt, werden die Haare grau

Die Faustregel lautet: Mit 50 Jahren hat jeder Zweite mindestens 50 Prozent graue Haare. Man kann sie färben, man kann sie heimlich färben, man kann sie akzeptieren. Wobei Frauen einen Vorteil haben: Bei ihnen sind gefärbte Haare „normal“ und akzeptiert – bei Männern gelten sie als peinlich. Der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich sogar juristisch gegen den Verdacht gewehrt.

Wenn das Ergrauen auf den Genen liegt, was genau passiert denn dann? Die Ursache liegt in den so genannten Melanozyten. Sie produzieren Farbstoff. Wenn die Produktion schwächelt, wenn Melanin fehlt, werden Haare erst grau, später weiß. Es ist aber weit mehr als ein einfacher Alterungsprozess, wie eine Studie zeigt: Der überaus komplexe Vorgang gibt sogar Hoffnung darauf, irgendwann umkehrbar zu sein. Dann könnten Haare ihre ursprüngliche Farbe wieder annehmen – nicht durch Färbemittel von außen, sondern durch Melanin von innen.

Studie: Graue Haare können ihre Farbe wiederbekommen

Die britische Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte eine Studie, in der die Haarwurzeln von Mäusen untersucht wurden. Die Forscherinnen und Forscher hatten eine ungewöhnliche Besonderheit entdeckt: Normalerweise werden aus Stammzellen, aus unreifen „Vorläuferzellen“, spezialisierte Zellen – eine unumkehrbare Entwicklung. In der Haarwurzel entstehen die genannten Pigmentzellen, die Farbstoffe bilden und das Haar färben. Diese Zellreifung setzt aber eine Wanderung dieser Zellen in einen speziellen Bereich der Haarwurzel voraus. Bleiben sie vorher stecken, reifen sie nicht zur Pigmentzelle – und können keinen Farbstoff bilden. Die Maus bekommt graue Haare.

Es sieht ganz so aus, als ob das Ergrauen zumindest unter anderem ein Problem nicht mehr ausreichend mobiler Stammzellen wäre – bei Menschen wie bei Mäusen. Die Herausforderung wäre also, diese Zellen zu mobilisieren, um ihre natürliche Reifung zu ermöglichen – sodass sie die Haare wieder mit der ursprünglichen Farbe versorgen könnten. Dies ist keine Therapie für morgen. Aber eine neue Hoffnung für übermorgen ist es schon.

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