Unsichere VerbraucherWas bedeutet das Mindesthaltbarkeitsdatum wirklich?

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Viele Lebensmittel sind problemlos auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrbar.

Viele Lebensmittel sind problemlos auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrbar.

Tonnen von Lebensmitteln landen im Müll, obwohl sie gar nicht schlecht sind. Deshalb soll auf Nahrungsmitteln wie Kaffee oder Nudeln kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr stehen. Welche Produkte Sie noch Tage, Wochen oder sogar Monate nach Ablauf der Frist essen können. Viele Lebensmittel sind problemlos auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrbar. Geschätzte 89 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Europa jedes Jahr verschwendet. In Deutschland sind es elf Millionen. Doch jeder Einzelne kann Lebensmittelverschwendung vermeiden. Wer Bescheid weiß, welche Produkte auch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums bedenkenlos verzehrt werden können, schmeißt weniger weg.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt lediglich an, bis wann Lebensmittel in einwandfreiem Zustand sein sollten.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt lediglich an, bis wann Lebensmittel in einwandfreiem Zustand sein sollten.

Was besagt das Mindesthaltbarkeitsdatum?

Im Umgang mit Lebensmitteln sind die Deutschen verschwenderisch. Doch nur wenige Lebensmittel, die im Abfall enden, gehören auch dorthin. "Der Müllberg wäre kleiner, wenn die Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum – kurz MHD – nicht als Wegwerfdatum missverstehen würden", sagt Melanie Bauermann, Lebensmittel-Expertin bei TÜV Rheinland. Viele verwechseln den Hinweis "Mindestens haltbar bis..." mit dem Verbrauchsdatum. Letzteres bezeichnet auf verpacktem Frischfleisch den Termin, bis wann ein Produkt mikrobiologisch unbedenklich und ohne gesundheitliches Risiko genießbar ist.

Wie wird das Mindesthaltbarkeitsdatum festgelegt?

Festgelegt werden Mindesthaltbarkeitsdaten durch standardisierte mikrobiologische Untersuchungen und Geschmackstests auch von TÜV Rheinland. Viele Lebensmittel, vor allem solche mit geringem Wasseranteil, sind nach Ablauf des MHD aber noch genießbar.

Bis zum Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sollte ein Produkt normalerweise in Top-Zustand sein – also seinen vollen Geschmack behalten oder nicht matschig werden. Das setzt natürlich sachgemäße Aufbewahrung und eine intakte Verpackung voraus. Vor allem langlebige Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Tee und Kaffee können aber auch weit über das MHD hinaus noch ohne Bedenken genießbar bleiben. Auch noch Monate nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums gut sind Konserven, Tütensuppen und Getränke wie Mineralwasser, wenn sie kühl und trocken gelagert werden.

Was gibt es bei Kühlwaren zu beachten?

Bei Kühlwaren wie Wurst, Käse und Milchprodukten bleibt das Mindesthaltbarkeitsdatum ein wichtiger Richtwert. "Gibt es nach dem Ablaufdatum Zweifel an der Qualität des Produkts, sollte man es sicherheitshalber entsorgen", rät die Expertin. Als Beispiel nennt sie die Speiseeis-Familienpackungen: "Durch das häufige Antauen und wieder Einfrieren leiden nicht nur Geschmack, Konsistenz und Optik. Es bilden sich auch Bakterien, die Magen-Darm-Infektionen auslösen können." Verbraucher sollten Eiscreme nach dem Einkauf kühl transportieren und nach dem ersten Öffnen möglichst schnell aufessen.

Wann sollte man Lebensmittel besser wegwerfen?

Wenn das Verbrauchsdatum erreicht ist – Kunden erkennen es am Aufdruck „zu verbrauchen bis“. „Das Verbrauchsdatum haben wir auf solchen Produkten, die sehr sensibel sind, weil sie aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihrer Herstellungsweise für mögliche Keimbelastung anfällig sind“, erklärt Christian Böttcher vom Handelsverband HDE. 

Eine EU-Initiative möchte das Mindesthaltbarkeitsdatum für Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Kaffee abschaffen.

Eine EU-Initiative möchte das Mindesthaltbarkeitsdatum für Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Kaffee abschaffen.

Bei welchen Waren ist besondere Vorsicht geboten?

Als Beispiele nennt Böttcher frisches Geflügel- oder Hackfleisch. „Das Verbrauchsdatum sollte der Kunde auch wirklich sehr ernst nehmen und diese Produkte nach dem Verbrauchsdatum nicht mehr verwenden.“ Wie erkennt man, ob Lebensmittel noch gut sind? „Testen Sie selbst“, rät die Verbraucherzentrale Hamburg. „Prüfen Sie das Lebensmittel mit allen Sinnen. Hat es sich verfärbt, hat sich Schimmel gebildet, riecht es komisch, hat eine Gasbildung stattgefunden: Dann seien Sie besonders achtsam und werfen es im Zweifelsfall lieber weg.“

Kann man Schimmel oder faule Stellen wegschneiden?

Schimmelige Lebensmittel gehören in den Müll. Eine Ausnahme ist Marmelade mit einem Zuckergehalt von mehr als 50 Prozent. Hat sich Schimmel gebildet, kann man die Stelle großzügig entfernen und das Produkt weiter essen. Auch bei Hartkäse gilt: Schimmelige Stellen sollte man großzügig abschneiden. (dpa/ef/spe)

Sollen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte möglichst lange frisch bleiben, kommt es auch auf die richtige Lagerung an. Welche Nahrungsmittel in den Kühlschrank gehören und welchen das nicht bekommt, lesen Sie in der Bilderstrecke.

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