Hinter den Kulissen von VikingSo hart sind Jobs auf Kreuzfahrtschiffen

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Die Arbeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffes ist hart.

Die Arbeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffes ist hart.

„Eng“, sagt Christian Haferkorn, als er während der Schiffsführung mit hochgezogenen Augenbrauen aus der Kombüse kommt. „Aber so ist das.“ Haferkorn ist gelernter Koch und kennt viele Küchen. Der 30-Jährige hat in Deutschland und im Ausland gearbeitet, zuletzt in einem Bergrestaurant in der Schweiz. Nun zieht es ihn auf ein Schiff. Genauer gesagt auf ein Kreuzfahrtschiff.

Dort sind Fachkräfte wie er begehrt. Es wird mit allen Mitteln um sie gerungen. So wie kürzlich in Magdeburg. Da war der Berliner einer von 70 Männern und Frauen aus ganz Deutschland, die einen Bewerbertag an Bord der „Theodor Fontane“ genutzt haben, um sich für die große Fahrt zu empfehlen - als Kabinensteward, Koch oder Rezeptionistin. Organisiert und initiiert haben den Aktionstag die Arbeitsagentur Suhl und Viking Cruises, nach eigenen Angaben der weltgrößte Anbieter von Flusskreuzfahrten.

Auch Simone Zufferey ist gekommen. Angereist aus Heiligenhafen an der Ostsee hofft die 48-Jährige auf die Verwirklichung ihres „Traums von der Seefahrt“. Wie Christian Haferkorn hat auch sie in der Schweiz gearbeitet - seit September sucht die gelernte Tourismusassistentin und Hotelfachfrau einen Job. Dafür ist sie mehr als 300 Kilometer nach Magdeburg gefahren. „Tja, hier ist die Elbe und hier ist das Schiff“, sagt sie.

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Viele Entbehrungen – Schiffsleben wird oft unterschätzt

Die Lounge des Vier-Sterne-Flusskreuzfahrtschiffs „Theodor Fontane“ wird an diesem Tag zum Interviewzimmer. Erst wenige Stunden zuvor sind die Gäste von Bord gegangen, das Flusskreuzfahrtschiff ist bis März in der Winterpause. An den kleinen runden Tischen sitzen aufgeregte Bewerber auf gepolsterten Stühlen und warten nach der englischsprachigen Schiffsführung auf jemanden, dem sie sich präsentieren können. Da kommen Qualifikationen, Erfahrungen und Erlebnisse auf den Tisch - und die nackte Wahrheit. Denn die Arbeit auf einem Schiff hat nur am Rande mit der persönlichen Befriedigung von Reise- und Abenteuerlust zu tun.

Melanie Meyer weiß das ganz genau. „Das Schiffsleben wird sehr oft unterschätzt“, sagt die 31-Jährige, die bei Viking Cruises im Bereich Personalwesen arbeitet. „Es bedeutet: Acht bis zehn Monate getrennt von Freunden und Familie zu sein, einen Zehn- bis Zwölfstundentag und kein Wochenende zu haben und sich eine zehn Quadratmeter große Kabine mit Doppelstockbett mit jemanden zu teilen, den man mag oder eben auch nicht“, sagt sie.

Ihren Angaben zufolge hat man bei Viking den Horizont und den Radius bei der Mitarbeitersuche in den vergangenen Jahren erweitert. „Bei uns muss fließend Englisch gesprochen werden“, sagt Meyer. Personal rekrutiere man auch in Asien und Südosteuropa.

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Doch beim Globalplayer Viking schätzt man die gute, deutsche Ausbildungsqualität. Deshalb ist die Fachvermittlungsstelle für Hotel- und Gaststättenpersonal der Arbeitsagentur Suhl erster Ansprechpartner. Dort gibt es ein „maritimes Kompetenzzentrum“, das seit 2005 Fachkräfte und Auszubildende in die Kreuzfahrtbranche vermittelt - in dieser Form einmalig in Deutschland. Grundlage ist das Projekt „MeerArbeit“.

„Die Branche ist geprägt von wandern, wechseln und wachsen“, sagt Agentursprecher Frank Fleischmann. „Wer gut ist, rückt schnell auf.“ Von der Vermittlungsstelle werden pro Jahr etwa 100 Menschen auf Vier- und Fünf-Sterne-Schiffen in Lohn und Brot gebracht. Mit anderen Arbeitsagenturen gibt es über ein Netzwerk einen regen Austausch und eine enge Zusammenarbeit.

Insgesamt konkurriert die Flusskreuzfahrt in Deutschland auf einem schwierigen und hart umkämpften Reisemarkt. Laut einer Studie des Deutschen Reiseverbandes und der Interessengemeinschaft RiverCruise wurden 2013 in Deutschland 406.614 Flusskreuzfahrten verkauft - knapp sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Grund sei das Hochwasser gewesen. Am beliebtesten seien die Flüsse Donau, Rhein und Nil gewesen. (dpa)

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