Rechtswidrige Preiserhöhungen?So können Sie sich der Sammelklage gegen DAZN anschließen

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Links ist ein Bildschirm mit einer Grafik von DAZN zu sehen, rechts im Hintergrund eine Szene aus einem Fußballspiel

Einige Spiele der Fußball-Bundesliga laufen exklusiv auf DAZN. Das lässt sich der Streaming-Anbieter einiges kosten. Doch die Verbraucherzentrale hält die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre für rechtswidrig.

Die Verbraucherzentrale hat eine Sammelklage gegen Preiserhöhungen beim Streaming-Portal DAZN eingereicht. Kunden könnten davon profitieren.

Die Streaming-Plattform DAZN hat in den vergangenen Jahren nicht nur durch ihre Sportübertragungen und den Erwerb der Übertragungsrechte für Fußball-Bundesliga und Champions League auf sich aufmerksam gemacht. Sondern auch durch Preiserhöhungen. Gegen die Preiserhöhungen aus den Jahren 2021 und 2022 geht der Bundesverband der Verbraucherzentralen nun mit einer Sammelklage vor. Doch wie läuft diese Sammelklage jetzt ab? Und wie können DAZN-Kundinnen und -Kunden davon profitieren?

Was genau ist überhaupt eine Sammelklage?

Im Zuge des Dieselskandals war 2018 die Musterfeststellungsklage eingeführt worden. Ein Verband kann auf dieser Grundlage ein Unternehmen verklagen. Kommt das Gericht zu einer sogenannten Feststellung, können Betroffene die Ansprüche im Anschluss auf der Grundlage dieses Urteils selbst einklagen.

Im Oktober 2023 wurde zusätzlich zur Musterfeststellungsklage die Abhilfeklage – oder auch Sammelklage – eingeführt. Hier kann das Gericht beklagte Unternehmen sogar direkt zu einer Leistung, zum Beispiel einer Zahlung an die Betroffenen, verurteilen. Kläger ist ein Verbraucherverband, Betroffene können sich der Klage anschließen. Sammel- oder Musterfeststellungsklagen sind vor allem dann sinnvoll, wenn ein eigenes Verfahren für einzelne Betroffene zu aufwändig wäre oder es sich nicht lohnen würde.

Worum geht es bei der Sammelklage gegen DAZN?

Gestartet war DAZN im Jahr 2016 zum Preis von 9,99 Euro im Monat. Mittlerweile sind zwar viele Übertragungsrechte und verschiedene Abo-Pakete hinzugekommen, aber auch die Kosten sind deutlich gestiegen. Wer Fußball-Bundesliga und Champions League schauen möchte, zahlt im Jahresabo 34,99 Euro im Monat. Für das Monatsabo werden sogar 44,99 Euro fällig.

Ein rasanter Preisanstieg, den sich auch die Verbraucherzentrale genauer angesehen hat. Die Preiserhöhungen aus 2021 und 2022 für Bestandskunden halten die Verbraucherschützer für rechtswidrig. 2022 zum Beispiel hatte DAZN den Preis für sein Monatsabo verdoppelt – innerhalb von laufenden Verträgen. Ohne Zustimmung der Kundinnen und Kunden sei dies rechtlich unzulässig. Die intransparente Aufklärung mache die vollzogenen Preiserhöhungen daher unwirksam, teilte die Verbraucherzentrale im Zuge der Sammelklage mit.

Was ist im Falle der Sammelklage gegen DAZN bisher geschehen?

Am 5. April hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen die Sammelklage gegen DAZN beim Oberlandesgericht Hamm eingereicht.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Schritt öffnet das Bundesamt für Justiz das Klageregister. „Nach unseren Erfahrungen dauert die Öffnung des Registers nach Einreichung der Klage einige Wochen bis zu einigen Monaten“, schreibt die Verbraucherzentrale. „Da das beklagte Unternehmen in Großbritannien sitzt, erwarten wir keine schnelle Öffnung des Registers.“ Danach wird es zu einer mündlichen Verhandlung am Oberlandesgericht Hamm kommen.

Wie kann ich mich der Sammelklage gegen DAZN anschließen?

Wer betroffen ist, kann sich in das Klageregister eintragen, sobald dieses eröffnet ist. Allerdings nicht über die Verbraucherzentrale, sondern direkt beim Bundesamt für Justiz. Auf ihrer Info-Seite zur Sammelklage gegen DAZN gibt die Verbraucherzentrale Informationen über den aktuellen Stand. Betroffene können auch den News-Alert der Verbraucherzentrale zur Sammelklage abonnieren.

Wer kann sich an der Sammelklage gegen DAZN beteiligen?

Da es konkret um die Preiserhöhungen für Bestandskunden aus den Jahren 2021 und 2022 geht, können sich all diejenigen beteiligen, die zu dieser Zeit schon Kundinnen und Kunden von DAZN waren und die jeweiligen Preiserhöhungen erhalten haben. Der Vertrag mit DAZN muss laut Verbraucherzentrale schon bestanden haben, bevor der Preis erhöht wurde. Zudem dürfen Betroffene der Preiserhöhung oder einem neuen Vertragsmodell nicht zugestimmt haben.

Sobald das Bundesamt für Justiz das Klageregister eröffnet hat, will die Verbraucherzentrale einen Klage-Check zur Verfügung stellen. Mit diesem Check sollen Verbraucherinnen und Verbraucher ganz einfach prüfen können, ob sie sich der Klage anschließen wollen.

Brauche ich einen Anwalt? Oder kostet mich die Teilnahme an der Sammelklage etwas?

Die Anmeldung und auch die Teilnahme an einer Sammelklage kostet Verbraucherinnen und Verbraucher nichts. Auch einen Anwalt brauchen sie nicht.

Was passiert, wenn die Sammelklage gegen DAZN erfolgreich ist?

Ziel der Sammelklage ist es, dass DAZN die Preiserhöhungen an Kundinnen und Kunden zurückgeben muss. „DAZN soll die jeweilige Differenz zwischen ursprünglich vereinbartem Preis und dem neuen Preis zurückerstatten“, teilt die Verbraucherzentrale mit.

Wie viel Geld bekomme ich, wenn die Verbraucherzentrale das Verfahren gegen DAZN gewinnt?

Um wie viel Geld es dabei genau geht, unterscheidet sich von Einzelfall zu Einzelfall. Zum Beispiel, ob die Betroffenen nur bei der zweiten Preiserhöhung aus dem Jahr 2022 oder schon bei der ersten in 2021 Bestandskunden waren. Auch das Abo-Modell, also ob jährlich oder monatlich gezahlt wurde, spielt eine Rolle.

Wer genau wissen möchte, wie viel Geld ihm oder ihr bei einer erfolgreichen Klage zustehen würde, kann die Differenz zwischen dem vereinbarten Abo-Preis vor August 2021 und dem tatsächlich vom Konto abgezogenen Betrag errechnen.

Wie bekomme ich bei einer erfolgreichen Sammelklage mein Geld?

Verurteilt das Gericht ein beklagtes Unternehmen im Zuge einer Sammelklage zu einer Leistung, muss das Unternehmen „den Gesamtbetrag aller einzelnen Zahlungsansprüche an einen Sachwalter zahlen. Dieser prüft für jede angemeldete Person, ob sie berechtigt ist. Außerdem berechnet er, wie hoch der einzelne Anspruch ist und zahlt ihn aus“, erklärt die Verbraucherzentrale. Das geschieht auch bei einem Vergleich.

Bei einer Musterfeststellungsklage kommt das Gericht im für Klagende positiven Fall zu einer Feststellung. Betroffene haben damit eine rechtliche Grundlage, auf der sie selbst gegen das Unternehmen klagen können. Die Verbraucherzentrale geht allerdings davon aus, dass Unternehmen die Forderungen auch bei einer Feststellung begleichen: „Aus Rücksicht auf ihr öffentliches Ansehen und zur Vermeidung weiterer Klagen sollten sie das tun.“

Welche Vorteile hat es, wenn ich mich einer Sammelklage anschließe?

Wer sich im Klageregister einträgt, hat es im Anschluss einfacher, seine Ansprüche geltend zu machen. Bei einer gerichtlichen Entscheidung auf Leistung werden die Ansprüche ausgezahlt. Eine Feststellung ist für alle deutschen Gerichte bindend und kann in einem individuellen Anschlussverfahren im Nachgang genutzt werden, um die eigenen Ansprüche durchzusetzen. Außerdem wird durch die Teilnahme an einer Sammelklage die Verjährung gehemmt.

Hat meine Teilnahme an einer Sammelklage auch Nachteile?

Das Urteil des Gerichts ist auch bindend, wenn es nicht im Sinne der Sammelklage ausfällt. Das bedeutet, dass Betroffene, die sich an der Sammelklage beteiligt haben, im Nachhinein auch individuell keine Ansprüche mehr geltend machen können.

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