Karriere in der SackgasseSo schaffen Sie den Neustart im Job

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Egal ob Manager, einfacher Angestellter oder arbeitslos: Zunächst einmal muss jeder überlegen, was seine persönlichen Bedürfnisse sind.

Egal ob Manager, einfacher Angestellter oder arbeitslos: Zunächst einmal muss jeder überlegen, was seine persönlichen Bedürfnisse sind.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie beruflich feststecken? Sind Sie arbeitslos oder fühlen Sie sich in Ihrer aktuellen Position unterfordert? Wünschen Sie sich einen Job, der Sie erfüllt und Ihnen mehr Spaß macht? Viele Menschen würden eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten. Laut einer Studie der Beratungsfirma Gallup haben 24 Prozent der deutschen Arbeitnehmer schon innerlich gekündigt, 61 Prozent der Befragten machen nur noch Dienst nach Vorschrift.

Erschreckende Zahlen, die auch Karriereberaterin Talane Miedaner ins Grübeln gebracht haben: „Es ist schwierig, sich tagtäglich acht oder mehr Stunden mit etwas abzuquälen, das einem nicht gefällt, und trotzdem mit sich, seinem Leben und seinen zwischenmenschlichen Beziehungen im Reinen zu sein. Dann ist es höchste Zeit, daran etwas zu ändern“, so die ehemalige Bankerin, die in New York lebt und arbeitet.

Auswege aus der Karriere-Sackgasse will ihr neues Buch „Coach dich selbst zu einer neuen Karriere: In 7 Schritten zum beruflichen Erfolg“ (Redline) aufzeigen. Bestseller-Autorin Miedaner verspricht ihren Lesern, dass sie mit einem einfachen Sieben-Schritte-Programm ihre Traumkarriere finden bzw. den Weg zum Wunschberuf beschleunigen können. Das Buch ist gespickt mit Selbstfindungstests, Fallbeispielen sowie Kurzinterviews mit Menschen, die ihrem Leben eine komplett neue Richtung gegeben haben. Dadurch wird die Lektüre sehr abwechslungsreich.

Auf den folgenden Seiten stellen wir Schritt für Schritt die wichtigsten Karriere-Tipps von Job-Coach und Bestseller-Autorin Talane Miedaner vor.

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Schritt 1: Perfektionieren Sie Ihr Leben

Wer mit seiner Arbeit unzufrieden ist, lässt die Dinge leicht schleifen. Miedaner warnt aber davor, genau das zu tun: „Sie haben einfach keinen Bock, und vermutlich merkt man Ihnen das allmählich an. Das kann Sie in eine gefährliche Abwärtsspirale treiben – nicht nur beruflich, sondern auch privat.“ Sie rät, erst einmal Ordnung zu schaffen, den Schreibtisch auszumisten und sich von allen überflüssigen Dingen zu trennen.

Und, so schwer es auch fällt - im Job sollte man möglichst noch einmal alles geben: „Auch wenn es noch so paradox klingt: der schnellste Weg aus Ihrer jetzigen Tätigkeit besteht darin, alles zu geben, die Herausforderung zu meistern. Solange Sie sich nicht erklären können, warum Sie in Ihrem Job auf der Stelle treten, gibt es dabei vielleicht einen Aspekt, den Sie noch nicht richtig im Griff haben. Besteht womöglich ein Problem mit einem Kollegen oder Vorgesetzten?“

Gebe es solche Probleme, müsse man sich zuerst die eigenen Bedürfnisse vor Augen führen - und dann das Gespräch suchen: „Wenn Ihr Boss Ihnen jeden Arbeitsschritt bis ins kleinste Detail vorschreibt, müssen Sie ihm Grenzen setzen. Machen Sie ihm klar, dass Sie am besten sind, wenn man Ihnen freie Hand lässt. Fragen Sie ihn, wie viel Feedback er sich von Ihnen wünscht, und achten Sie darauf, seinen Informationsbedarf zu decken“, nennt die Autorin ein Beispiel.

Im Anschluss gibt es es kurzes Quiz, das bei der Selbstanalyse helfen soll: Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen, was tut man für die Gesundheit und sein persönliches Glück, wie ist die Wohnsituation, sind die Finanzen gut geregelt?

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Schritt 2: Lernen Sie Ihre Bedürfnisse kennen

Für Arbeitnehmer, die ihre Stelle verlieren, bricht oft eine ganze Welt zusammen. Job-Expertin Miedaner warnt aber dafür, eine Kündigung persönlich zu nehmen. Denn häufig sei die wirtschaftliche Situation des Unternehmens Grund für den Jobverlust. Den Beruf sollte man nicht überbewerten: „Sorgen Sie dafür, dass Ihre privaten und emotionalen Bedürfnisse außerhalb Ihres Arbeitsumfelds befriedigt werden, erst dann werden Sie der Welt mit kühler, professioneller Gelassenheit begegnen.“ Klar ist: Menschen wirken stets selbstbewusster und anziehender, sie keine unerfüllten Bedürfnisse haben.

Um die wichtigsten Vorstellungen und Wünsche besser kennenzulernen, muss der Leser nun das ziemlich umfangreiche „Persönliche-Bedürfnisse-Quiz“ ausfüllen, zu finden ist es auch in englischer Sprache auf Miedaners Homepage. Um die eigenen Bedürfnisse erfüllen zu können, ist es wichtig, den Mitmenschen klare Grenzen zu setzen - so geht man sicher, auch wirklich respektvoll behandelt zu werden.

Darauf hinweisen. Zum Beispiel: „Merkst du eigentlich, dass du schreist?“ oder: „Ist dir klar, dass du mich mit dieser Bemerkung verletzt hast?“ oder: „Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.“ Falls Ihr Gesprächspartner das unerwünschte Verhalten trotzdem fortsetzt, machen Sie mit Schritt 2 weiter – aber erst, nachdem Sie es mit Schritt 1 versucht haben.

Bitten. Bitten Sie Ihr Gegenüber, mit dem unerwünschten Verhalten aufzuhören. Zum Beispiel: „Bitte hör jetzt auf, mich anzuschreien“ oder: „Ich möchte nur konstruktive Kritik hören.“ Wenn derjenige es trotzdem immer noch nicht begriffen hat und weitermacht, versuchen Sie es mit Schritt 3.

Fordern oder insistieren. „Ich bestehe darauf, dass du jetzt aufhörst zu schreien.“ Falls er oder sie trotzdem weiterschreit, kommt Schritt Nummer 4.

Weggehen (und zwar ohne pampige Antwort oder bissige Retourkutsche). „Ich kann mich nicht weiter mit dir unterhalten, solange du mich anschreist. Ich gehe jetzt hinaus.“

Miedaner rät, eine Liste mit zehn Grenzen aufzustellen, die man gerne um sich herum errichten möchte (zum Beispiel: „Ich lasse mich von niemandem ausnutzen“). Dann kann sich jeder überlegen, wie er die Einhaltung seiner Grenzen auch am Arbeitsplatz durchsetzt.

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Schritt 3: Wie sieht Ihr ideales Leben aus?

Als Nächstes sollen sich die Leser überlegen, wie ihr ideales Leben aussehen würde. „Wo möchten Sie wohnen? Mit was für Menschen hätten Sie gerne zu tun? Womit wollen Sie sich beschäftigen?“ Karriereberaterin Miedaner schlägt vor, alle Wünsche - und seien sie noch so teuer, schwierig oder unrealistisch - zu Papier zu bringen: „Der Sinn dieser Übung besteht lediglich darin, Ihre begrenzten Vorstellungen davon zu überwinden, was Sie in diesem Leben alles erreichen können und sollten. Und die meisten Leute planen ihr Leben eine Nummer zu klein!“

Wem die Lebensplanung nicht so recht glückt, der sollte mit einem einzigen idealen Tag anfangen - vom Augenblick des Aufwachens bis zum Schlafengehen. Oft bemerkt man beim Aufschreiben Dinge, die man schon direkt in die Tat umsetzen kann. Ist das geschafft, geht der Leser mit Miedaners Hilfe einen Schritt weiter und stellt sich so detailliert wie möglich seinen perfekten Arbeitsplatz vor: „Was für ein Arbeitsumfeld bevorzugen Sie? Arbeiten Sie gern in einem Büro, zusammen mit anderen Leuten? Wenn ja, dann beschreiben Sie diese Szene ganz genau in all ihren Details: Wie soll Ihr Büro aussehen? Oder würden Sie lieber den ganzen Tag draußen im Freien arbeiten oder ständig unterwegs sein?“

Wer seine Bedürfnisse kennt, kann auch leichter mit potenziellen Arbeitgebern verhandeln oder eine neue berufliche Laufbahn einschlagen. Manchen Menschen wird vielleicht dabei klar, dass ihr Leben eine Generalüberholung braucht.

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Schritt 4: Was sind Ihre Talente und Fähigkeiten?

In jedem Menschen schlummern - teilweise unentdeckte - Talente, davon ist Talane Miedaner nach jahrelangen Coachings überzeugt. Allerdings bekämen manche Menschen nie die Chance, ihre wahre Begabung zu entdecken: Etwa weil sie einen Beruf erlernt hätten, den sie eigentlich ganz gern ausübten und der auch gut bezahlt sei. Zumindest so gut, dass es sich in ihren Augen nicht lohne, auf eine andere, befriedigendere Arbeit umzusteigen.

Miedaner rät aber, nicht bis zur Pensionierung mit dem Neustart zu warten: „Hören Sie auf die innere Stimme, wenn Sie auch das Gefühl haben, dass in Ihrem Leben irgendetwas fehlt oder dass Sie Ihre eigentlichen Fähigkeiten nicht richtig nutzen.“ Aber wie erkennt man die eigenen Talente? Eine Möglichkeit sind Online-Persönlichkeitstests oder Gespräche mit Freunden, Angehörigen und Kollegen. Dazu hat die Autorin einen kleinen Fragebogen vorbereitet, den man an die Gesprächspartner schicken kann:

Auch sollte man sich erinnern, was man gerne in seiner Kindheit gemacht hat - gemalt, gebastelt, geschrieben? Wichtig ist auch, die eigene Persönlichkeit unter die Lupe zu nehmen: Bin ich eher introvertiert oder extrovertiert, bin ich Praktiker oder Theoretiker? Miedaner empfiehlt: „Nehmen Sie sich genügend Zeit, um Ihre angeborenen Stärken kennenzulernen und diese von Ihren erlernten Fähigkeiten zu unterscheiden.“

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Schritt 5: Erkennen Sie Ihre Werte und Leidenschaften

Mit Fleiß, Interesse und Leidenschaft kann man mangelnde Begabungen kompensieren und trotzdem im Job erfolgreich sein. Für Miedaner steht fest: Hinter vielen Entscheidungen stehen - zum Teil unbewusste - Wertvorstellungen, die so genannten „verborgenen Motive“. Das Wissen um diese Motive kann Menschen helfen, den für sie richtigen beruflichen Weg einzuschlagen. Zu den sechs Triebkräften des Lebens gehören:

Geld/praktischer Nutzen

Macht/Einfluss auf andere

Schönheit/Harmonie

Dienst an anderen

Lebensmodell/Prinzipien

Wissen/Wahrheit

Tipp von der Autorin: „Welche Werte Ihnen wichtig sind, können Sie sehr gut an Ihrem fahrbaren Untersatz erkennen. Einer meiner Klienten fährt einen eleganten alten Jaguar, der alle zwei Wochen wegen irgendeines Problems in die Werkstatt muss. Aber das ist ihm egal, dieses Auto ist sein Ein und Alles. Der wichtigste Wert dieses Mannes ist Schönheit, weshalb es ihm nichts ausmacht, wenn der Wagen als solcher nicht so gut funktioniert.“

Neben den verborgenen Motiven ist es auch wichtig, die eigenen Grundwerte zu kennen, Dinge, die uns am allerwichtigsten sind und die wir mit Begeisterung tun. Um diese zu ermitteln, stellen Sie zum Beispiel eine Liste aller Leute auf, die Sie beneiden. Dann überlegen Sie sich, welche ihrer Eigenschaften oder Fähigkeiten Sie gerne besäßen, und schreiben Ihre Erkenntnisse auf. „Das Geheimnis dauerhaften Glücks besteht darin, Ihre Karriere und Ihr Leben Ihren wichtigsten Werten entsprechend auszurichten. Ideal wäre es, Ihr Leben gänzlich so zu gestalten, dass Sie Ihre Werte darin ständig verwirklichen können, Tag für Tag“, weiß Miedaner.

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Schritt 6: Karriereprofil und Lebensplan erstellen

Im vorletzten Kapitel erklärt Talane Miedaner anhand mehrerer Übungen, wie man das gesamte Puzzle zusammensetzt. Sie rät ihren Lesern, in aller Ruhe Bilanz zu ziehen: „Was haben Sie bisher gemacht, und wo wollen Sie hin? Wenn man gar keine Pläne macht, lässt man sich nur allzu leicht ziellos durchs Leben treiben.“ Zum Beispiel kann man eine Listen mit Dingen aufsetzen, die man unbedingt noch tun möchte, bevor man stirbt. Welche Projekte will man angehen, welche neuen Fähigkeiten erlernen und mit welchen Menschen will man mehr Zeit verbringen?

Außerdem schlägt die Karriereexpertin als Denkanstoß vor, sich fünf Job-Alternativen zu überlegen: „Werfen Sie noch einmal einen Blick auf die Listen Ihrer Talente, Fähigkeiten und Werte, und bringen Sie alle Karriere-Alternativen zu Papier, die Ihnen Spaß machen könnten.“ Helfen kann auch eine kleine Auszeit oder ein Sabbatical, um gründlich über den Lebensplan nachzudenken.

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Schritt 7: So schaffen Sie den nahtlosen Übergang

Zum Schluss des Ratgebers gibt Miedaner Tipps, wie man die Weiche in beruflicher Hinsicht neu stellen kann. Wichtig sei vor allen Dingen, sich zeitlich mehr Freiraum zu schaffen. „Wenn Sie sich selbstständig machen möchten, sollten Sie jetzt gleich die nötigen Vorkehrungen treffen, um Ihr Leben so weit als möglich zu automatisieren, damit Sie sich ganz auf Ihre beruflichen Pläne konzentrieren können.“

Die Autorin empfiehlt hierzu die „80/20-Regel“: Das bedeutet, 80 Prozent seiner bisherigen Ergebnisse zu erzielen, indem man nur 20 Prozent der bisherigen Zeit dafür investiert. Dadurch fallen viele unwichtige Aufgaben unter den Tisch. Die größten Zeitfresser im Job und im Privatleben sollte man wenn möglich ausschalten, etwa indem man Tätigkeiten an andere abgibt.

Äußerst wichtig sei zudem eine ausreichende finanzielle Reserve - insbesondere, wenn man sich selbständig machen möchte. Das bedeutet, zuerst einmal alle Schulden abzubauen und genug Ersparnisse für zwei Jahre anzulegen.

Auch vor einer Umschulung oder Weiterbildung sollten Arbeitnehmer nicht zurückschrecken: „Vorher sollten Sie allerdings genügend Informationsgespräche geführt haben und sich auch über Ihre Werte klargeworden sein, um sicherzugehen, dass Sie Ihre Zeit nicht mit einer Fortbildung verschwenden, die für Ihren beruflichen oder geschäftlichen Erfolg gar nicht notwendig ist.“ (gs)

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