Umstrittener Sichtschutz6 Hecken und Sträucher, die den Kirschlorbeer sinnvoll ersetzen können

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Eine rosa-blühende Heckenrose, daneben hängt ein Vogelhäuschen mit rotem Dach.

Nachhaltig, schön, duftet toll: die Heckenrose.

In der Schweiz ist die Lorbeerkirsche bald verboten, in Deutschland in der Kritik. Dabei gibt es schöne wie ökologische Alternativen für eine Hecke.

Der Kirschlorbeer hat einen schlechten Ruf: In der Schweiz wird die Einfuhr, der Verkauf und auch das Verschenken der Heckenpflanze ab September sogar verboten sein. Neben dem Kirschlorbeer trifft es auch noch andere „invasive gebietsfremde Arten“, so ist es einer Mitteilung des Schweizer Bundesrates zu entnehmen. Denn die könnten „ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen“, lautet die Begründung.

Ansicht einer Kirschlorbeer-Hecke hinter einem Zaun.

Gilt als unverwüstlich, aber auch als wenig ökologisch: der Kirschlorbeer.

Der Kirschlorbeer, eigentlich Lorbeerkirsche, steht auch in vielen deutschen Gärten. Aufgrund seiner immergrünen Blätter und seiner Blickdichte ist er als Sichtschutz beliebt. Der Beschluss der Schweiz hat aus diesem Grund auch hierzulande ein erstaunliches Presseecho ausgelöst, drohe jetzt etwa auch in Deutschland ein Verbot, so die Frage. Ein Spiegel-Journalist berichtete gar, dass er selten so viele wütende Zuschriften bekommen hätte, wie zu seiner kritischen Berichterstattung über die Pflanze. 

Naturschützer kritisieren die unkontrollierte Ausbreitung

Birgit Röttering vom Nabu Stadtverband Köln kann die Einwände gegen den umstrittenen Strauch nachvollziehen. Zwar bieten seine Blüten im Frühjahr Nahrung für Honigbienen und einige Hummelarten. Aber die schwarzglänzende Beeren, die der Kirschlorbeer im August und im September trägt, können zum Beispiel nur von größeren Vögeln wie Amseln verzehrt werden. Für Menschen und auch für Katzen, Hunde und Nagetiere sind die Früchte (vor allem ihre Kerne) und auch die Blätter der Pflanze giftig.

Naturschützer kritisieren zudem, dass sich der Kirschlorbeer durch verschleppte Samen in Wäldern unkontrolliert ausbreiten könne. „Damit ist er also auch nicht mein ökologischer Favorit – auch wenn ich Formulierungen wie ‚invasive Art‘ eher schwierig finde“, sagt Röttering. Sie hat noch einen weiteren Einwand: Der immergrüne Strauch sei eher trist und langweilig, findet die Umweltschützerin. „Es gibt nicht nur ökologischere, sondern auch schönere Alternativen.“

Worauf muss ich bei der Planung einer Hecke achten?

Es gibt einige heimische Straucharten, die sich sehr gut als Hecke eignen. Sie sind robust und kommen gut mit den klimatischen Bedingungen in Deutschland zurecht. Und sie blühen im Frühjahr bzw. Frühsommer und tragen in Herbst und Winter Früchte, liefern also Nahrung für Insekten, Vögel und kleinere Säugetiere. Nicht alle von ihnen eignen sich für eine strenge Formschnitthecke. Wichtig ist es deswegen, sich schon bei der Planung zu überlegen, wie viel Platz für die Hecke zur Verfügung steht. „Bei manchen Sträuchern ist es schön, wenn die Hecke nicht nur aus einer Reihe besteht, sondern aus zwei bis drei“, sagt Röttering. Dafür müssten die Pflanzen etwas versetzt eingebuddelt werden. Wer einen Balkon bepflanzen möchte, sollte Sträucher auswählen, die auch im Topf gut gedeihen und nicht zu schnell wachsen.

Die Hainbuche: der Klassiker unter den Hecken

Ein Gabionenzaun im Wechsel mit einer Hainbuchenhecke als Sichtschutz einer privaten Gartenanlage.

Ein Gabionenzaun im Wechsel mit einer Hainbuchen-Hecke.

Die Hainbuche zählt, anders, als der Name es vermuten lässt, zu der Familie der Birkengewächse. Sie wächst in der Sonne ebenso wie im Halbschatten. Im Winter bleiben die trockenen Blätter am Strauch hängen und bieten so nicht nur einen Sichtschutz, sondern auch einen Rückzugsort für verschiedene Vogelarten. Außerdem ist das abwechslungsreiche Farbenspiel der Blätter über die Jahreszeiten hinweg hübsch anzusehen. Wie der Ahorn trägt die Hainbuche sogenannte Flügelnüsse als Samen, Nahrung für Vögel und Nagetiere. „Eine robuste, anpassungsfähige Hecke, die mit unseren klimatischen Bedingungen bestens zurechtkommt“, sagt Röttering. Wer sich kreativ austoben möchte, kann seine Hainbuchenhecke auch in verschiedene Formen schneiden.

Die heimische Wildrose: so schön wie unkompliziert

Eine rosafarbene Wildrosenblüte in Nahaufnahme.

Wildrosen: im Sommer duftende Blüten, im Winter schmackhafte Hagebutten.

„Es gibt verschiede Arten: Die Hechtrose, die Hundsrose oder die Weinrose“, sagt Röttering. „Was sie alle von den gezüchteten Zierrosen unterscheidet: Sie sind nicht so pflegeintensiv.“ Wild- oder Heckenrosen sind seltener von Blattläusen, Pilzen und anderen Krankheiten betroffen. Man kann die Wildrose auch unkompliziert zusammen mit anderen Wildsträuchern pflanzen. Die Blüten duften wunderbar. Über den Winter verlieren die Wildrosen ihre Blätter, bis ins Frühjahr tragen sie dafür Hagebutten und liefern so nicht nur Vögeln wertvolle Nahrung. Die orange-roten Früchte sind regelrechte Vitaminbomben, eignen sich für Marmelade, Essig oder Tee und können sogar roh gegessen werden. Dafür sollten vorher nur die Samen entfernt werden, umgangssprachlich als Juckpulver bekannt.

Die Kornelkirsche: Botin des Frühlings

Kornelkirschenhecke

Mit dem richtigen Formschnitt ist die Kornelkirsche auch als kleine Hecke planbar.

Sie zählt zu den ersten heimischen Straucharten, die im Frühjahr blühen: feine, gelbe Blüten zieren dann die noch kahlen Äste der Kornelkirsche. „In diesem Jahr war das teilweise schon im Februar zu sehen – in der Regel beginnt die Blüte aber eher ab März und April und bietet Insekten nach dem harten Winter wichtigen Nektar“, sagt Röttering. Nach dem Blühen treiben dann die Blätter aus. Ab dem Spätsommer trägt die Kornelkirsche ihre länglichen, dunkelroten Früchte mit süß-säuerlichem Geschmack. Sie eignen sich für die Herstellung von Marmelade oder Chutney und enthalten sehr viel Vitamin C. Wer eigene Kornelkirschen ernten möchte, sollte nach Fruchtsorten Ausschau halten. Die schmecken süßer als die Wildart und lassen sich auch roh verspeisen. Mit dem richtigen Formschnitt ist die Kornelkirsche auch als kleine Hecke planbar. Sie wächst nicht allzu schnell und eignet sich deswegen als Balkonpflanze. Wer die reifen Kirschen ernten will, sollte eher einen sonnigen Platz wählen, aber die Kornelkirsche wächst auch im Halbschatten noch gut.

Der Gewöhnliche Liguster: guter Sichtschutz

Eine Liguster

Im Sommer trägt die Liguster-Hecke weiße Blütenrispen, im Winter schwarze Beeren.

Der Liguster zählt zu der Familie der Ölbaumgewächse und ist durch seine dicht wachsenden Zweige und kurzen, grünen Blätter ein ähnlich geeigneter Sichtschutz wie der Kirschlorbeer. Im Frühsommer zieren die Hecke feine, weiße Blütenrispen, im Winter verlieren manche Ligusterarten alle Blätter, andere nur einen Teil. Ab August trägt der Strauch erbsengroße, schwarze Beeren, die Vögeln und Säugetieren bis in den Winter hinein Nahrung liefern. Für Menschen sind die Beeren allerdings ungenießbar und können bei Verzehr in größerer Menge giftig sein. Der Liguster kann auch an relativ schattigen Plätzen noch gut gedeihen, obwohl er, wie die meisten Gehölze, einen sonnigen Standort vorzieht. Einen Formschnitt verträgt er problemlos und wächst bei regelmäßigem Heckenschnitt sehr dicht.

Der Weißdorn: stacheliger Schutz für Vögel

Blühender Weißdorn am Wegesrand.

Von Mai bis Juni trägt der Weißdorn weiße Blüten.

Der Weißdorn hat Stacheln. Damit eignet er sich nicht besonders gut als Strauch im Familiengarten. Für Vögel hingegen ist genau diese Eigenschaft gut, weil sie so in einem Weißdornstrauch einen geschützten Brutplatz finden. Die roten Früchte bleiben bis November, manchmal sogar bis Dezember an dem Strauch hängen, weswegen der Weißdorn bis in die Wintermonate eine gute Nahrungsquelle für Tiere bietet. Von Mai bis Juni trägt er weiße Blüten, ideal für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Im Winter verliert er seine Blätter. Der Weißdorn eignet sich auch als Balkonpflanze. Wenn er nicht beschnitten wird, kann er bis zu fünf Meter hoch werden.

Gewöhnlicher Schneeball: die Hübsche unter den Hecken

Der Gewöhnliche Schneeball verziert eine sonst grüne Hecke mit weißen Blüten.

Der Gewöhnliche Schneeball verziert eine sonst grüne Hecke mit weißen Blüten.

Im Mai und im Juni zieren tellerförmige, weiße Blüten die grünen Sträucher, zwischen Herbst und Frühjahr strahlen rote Beeren an den Ästen. Im Winter wirft der Strauch seine Blätter ab. „Die Blüten sind gut für Bienen und Hummeln, die Beeren für Vögel und Säugetiere“, sagt Röttering. Allerdings gelten die Beeren für Menschen als schwach giftig. Der Gewöhnliche Schneeball ist anpassungsfähig, er wächst sowohl in der Sonne als auch im Schatten. Er kann bis zu vier Meter hoch werden, eignet sich also für große Gärten. Einen Formschnitt verträgt er allerdings nicht so gut.

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