„Egon“ in der EifelEin halber Meter Schnee – Großes Verkehrschaos blieb aus

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Rund ein halber Meter Schnee lag in der Einfahrt von Ingo Puzalowski in Blankenheim.

Rund ein halber Meter Schnee lag in der Einfahrt von Ingo Puzalowski in Blankenheim.

Kreis Euskirchen – Der Schnee war angekündigt – und er kam.  Auf den Höhen türmte sich die weiße Pracht einen halben Meter hoch. Frühsport in Form von Schneeschaufeln stand an, die Fräsen liefen im Dauerbetrieb. Der Winterdienst bemühte sich  um freie Straßen. Ein Überblick von Ramona Hammes, Franz Küpper,  Christoph Heup, Klaus Pesch und Bernd Kehren. 

Die Lage

Nach Böen der Stärke 8 bis 9 und mit 981,5 hPa sehr niedrigem Luftdruck brachte Sturmtief „Egon“ ab etwa 2.30 Uhr am Freitag den Schnee. Am Morgen hat Wetterexperte Karl-Josef Linden die höchsten Schneehöhen seit Dezember 2010 hat festgestellt. Jedoch schränkt er ein, dass die Messungen wegen der Verwehungen schwierig waren. In Udenbreth lagen 52 Zentimeter Schnee, in Hollerath 45. Kaum etwas fiel in den Niederungen: In Sinzenich waren es nur zwei Zentimeter.

Die Winterdienste

Alle Mann im Einsatz, alle Fahrzeuge auf der Straße hieß es seit der Nacht bei den Winterdiensten. Der Landesbetrieb Straßen NRW brachte aus der Straßenmeisterei Gemünd laut Dieter Mertens elf Fahrzeuge und eine 25-köpfige Mannschaft an den Start. Für ihre Kollegen in Blankenheim meldete Berthold Plützer zehn Fahrzeuge und 20 Fahrer. Alle sind auch am Wochenende im Zweischicht-Betrieb rund um die Uhr im Einsatz. Die Besatzungen von sieben Fahrzeugen des Kreis-Bauhofs und zehn von Fremdfirmen kümmern sich laut Guido Schmitz um die Kreisstraßen. Der Kreisbauhof setze, so Schmitz, bei diesen enormen Schneemengen eine zweiköpfige Besatzung pro Fahrzeug ein. Zum einen könnten sich die Fahrer abwechseln. Zum anderen komme es auf den engeren Kreisstraßen immer wieder zu schwierigen Situationen, wenn andere Fahrzeuge steckenblieben und die Räumdienste sie umkurven, schlimmstenfalls sogar rückwärts fahren müssten.

Die Straßen

An den neuralgischen Punkten kam es – wie bei jedem Wintereinbruch – zu Behinderungen. Meist lag es daran, dass Lkw nicht mehr voran kamen. Und das wiederum lag daran, dass manch ein Brummifahrer auf Sommerreifen versuchte, durchzukommen. Alle Steigungen waren betroffen, auf der B51 ging zeitweise nichts mehr. „Wir wären noch schneller, wenn wir denn durchkämen“, beschreibt Berthold Plützer die Probleme.

Zu erheblichen Behinderungen kam es auch auf der A1. Sebastian Kraft, als Masterleiter zuständig für die Straßenmeistereien Bonn, Weilerswist und Overath: „Obwohl die Straßenmeisterei Weilerswist sieben Fahrzeuge im Einsatz hatte, hatten wir bis 10.30 Uhr Riesenprobleme.“ Zeitweise sei es wegen des Schnees und der Verwehungen auf 20 Kilometern zwischen Blankenheim und Wißkirchen nur im Schritttempo oder gar nicht weitergegangen. Der sich stauende Verkehr habe auch dazu geführt, dass die Räumfahrzeuge nicht durchgekommen seien. Um die Auf- und Abfahrten räumen zu können, wurden zeitweise die Zufahrten zur Autobahn gesperrt, so etwa im Zingsheimer Kreisverkehr. Nach 10.30 Uhr normalisierte sich die Lage auf der A1 wieder.

Die Abfallbeseitigung

Auch die Müllabfuhr kam mancherorts nicht durch. Der Restmüll blieb etwa in Gemünd, Olef, Wolfgarten, Scheuren und Ettelscheid stehen. Er wird am Montag abgeholt. Die Altpapiersammlungen in Hellenthal und Rescheid fallen am heutigen Samstag aus. Die neuen Termine sind am 21. Januar in Hellenthal und 28. Januar in Rescheid.

Die Schulen

An den Schulen im Südkreis waren die Flure leer – viele Busse kamen nicht durch. Von den rund 900 Schülern des Schleidener Clara-Fey-Gymnasiums trafen nach Auskunft von Roswitha Schütt-Gerhards, der stellvertretenden Schulleiterin, 120 ein. Auch wenn es fast alle der 67 Pädagogen bis zur Schule schafften, sei der Schulbetrieb eingestellt worden. Es sei eigentlich ein Unding, dass die Landesregierung angesichts eines solch vorhersehbaren Wetterereignisses keine klare Regelung treffe und Schulen schließe.

Am Städtischen Gymnasium Schleiden trafen nur rund ein Drittel der Schüler, aber fast alle der knapp 40 Lehrer ein. Schulleiter Georg Jöbkes sagte, die Busversorgung in den Höhengebieten sei schwierig gewesen. Am Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld fand kein geregelter Unterricht statt. Von den 600 Schülern kamen 23. Die Eltern wurden gebeten, die Kinder abzuholen. In der Zwischenzeit wurde den Kindern ein Film vorgeführt.

Bernd Hoss berichtete, dass in der Hauptschule Hellenthal von 250 Schülern immerhin 90 ankamen, so dass dort Unterricht stattfinden konnte. Zumal es fast alle 17 Lehrkräfte geschafft hatten.

Nach Auskunft des Kreises blieb die Nikolaus-Schule in Kall geschlossen. Die RVK in Köln habe mitgeteilt, dass 80 Prozent der Busse im Südkreis nicht gefahren seien.

Die Einsatzkräfte

Ab 8 Uhr und bis gegen 14 Uhr, als sich die Lage entspannte, wurden laut Kreisbrandmeister Udo Crespin 60 Rettungseinsätze gefahren. Mit eingerechnet sind dabei internistische Einsätze, aber auch Fahrten zu gestürzten Personen und zwei Verkehrsunfälle. Für den Fall, dass Rettungswagen die Einsatzorte nicht hätten erreichen können, wurden ein Unimog für den Bereich Blankenheim und ein Quad für die Hellenthaler Höhengebiete in Bereitschaft versetzt. Um acht Uhr wurde der Rettungsdienst verstärkt durch zusätzliche Wagen des Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdienstes in Blankenheim, Vogelsang, Kall und Euskirchen. Das Personal der Leitstelle wurde von drei auf fünf Personen verstärkt. Zusätzlich wurde ein weiterer Notarzt in Tondorf stationiert, der für Einsätze im Höhengebiet bereitstand.

Die Feuerwehr rückte im Raum Schleiden und Hellenthal zu acht Einsätzen aus, um Bäume und Äste von den Straßen zu räumen.

Ein Ausblick

Es kommt mehr Schnee. Und es wird kalt. Übers Wochenende rechnet Karl-Josef Linden für die Höhenlagen mit 20 bis 25 Zentimetern Neuschnee. Auch im Flachland könnte es weiß werden. 10 Zentimeter seien drin. Für die kommenden sieben Tage rechnet Linden mit klirrender Kälte: Auf minus 10 Grad im Flachland und bis zu minus 20 Grad auf den Eifelbergen könnte das Thermometer sinken. „Die Schlitten können parat gemacht werden“, sagt Linden.

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