Kunsthof in Honerath„Der Tempel der Diana“

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Römische Zuschauer in Togen hat der Künstler als Reliefs gestaltet.

Römische Zuschauer in Togen hat der Künstler als Reliefs gestaltet.

Honerath – Die „Ausgrabungsarbeiten“ auf dem Kunsthof Greven neigen sich ihrem Ende zu. Im Frühjahr des vergangenen Jahres machte Paul Greven auf seinem Gelände einen sagenhaften Fund, als er auf Überreste eines römischen Tempels und einer Statue der Göttin Diana stieß. Kaum zu glauben? Richtig, denn tatsächlich ist alles nur gemogelt, was die Sache aber nicht unbedingt einfacher macht.

Auf einer Fläche von etwa fünf mal zehn Metern begann er, die vermeintlichen Mauerreste zu bauen, nun geht es an die Feinarbeiten. „Die Römer in Honerath – Der Tempel der Diana“ lautet der Titel des Kunstwerks, in das der Maler und Bildhauer nicht nur viel Arbeit und Fantasie, sondern auch viel Wissen hineinsteckt. „Die Römer, die Lümmels, die haben ja viel kopiert, zum Beispiel von den Griechen“, weiß Paul Greven zu berichten. Daher baute er eine Cella, eine Zelle also, die später einmal die Statue der Göttin beherbergen soll, mit einer kleinen Säulenhalle im dorischen Stil, der ältesten griechischen Bauform. Über den Säulen ziert ein Tympanon das Dach.

Doch mit dem Bau allein ist es nicht getan, denn schließlich ist in einer Ausgrabungsstätte alles alt und marode. „Ich hab das alles etwas kaputt gemacht“, erklärt Paul Greven mit schelmischem Grinsen und deutet auf „Macken“ an den Säulen hin. Zum Glück muss er sich dafür nicht an hartem Marmor betätigen, sondern findet in Holz, Styropor und Unmengen von Pappmaché leichter zu bearbeitende Baustoffe vor. Für die Säulen versah er dicke Rundhölzer mit Dreieck-Leisten, nagelte darauf ein Gitter, um dann zu guter Letzt mit Pappmaché zu modellieren und Säulen zu gestalten, die an manchen Stellen gut und an manchen weniger gut erhalten sind. „Aus Neu mach Alt“ heißt es hier, und tatsächlich hat die griechisch-römische Ausgrabungsstätte ihren ganz besonderen Charme.

Zuschauer sind natürlich herzlich willkommen. So gibt es neben der eigentlichen Eingangstreppe eine Tribüne, die mit kleinen Krüppelkiefern vom Tempel abgetrennt werden soll. Dort sieht es jetzt schon ganz belebt aus, denn die seitlichen Holztafeln zeigen Menschen von damals in ihren historischen Gewändern, die darauf hinweisen, dass es etwas Interessantes zu sehen gibt. Doch auch den leibhaftigen Zuschauern, die regelmäßig in großer Zahl den Kunsthof Greven besuchen, muss der Künstler gerecht werden. Die Bauvorschriften machen auch vor einem Kunstwerk nicht Halt, deshalb mussten die „Römer“ hier eine gewisse Sicherheit gewährleisten.

Würdiger Rahmen für die Göttin

Bevor die Göttin in den Tempel einziehen kann, wird Paul Greven noch Mosaike und Reliefs anfertigen, damit sie einen schönen, würdigen Rahmen bekommt. Aber vor allem die Statue selbst bereitet ihm Kopfzerbrechen, denn die ist noch lange nicht fertig. Auch Diana wurde natürlich nicht an einem Stück gefunden, sondern soll aus sechs verschiedenen Teilen zusammengesetzt werden, die so aussehen müssen, als seien sie in grauer Vorzeit einmal ein Ganzes gewesen.

Eine „zerstörte Einheit“, so Greven, gilt es überzeugend darzustellen. Das Gestell aus Eisen ist bereits fertig und zeigt, wie die Teile am Schluss zusammengesteckt werden. Viel Pappmaché wird auch hier zum Einsatz kommen, um die Göttin individuell zu modellieren. Inspiriert wurde Greven von der „Diana von Versailles“, die im Pariser Louvre steht. Dort ist sie mit einem Köcher über der Schulter und einer Hirschkuh an ihrer Seite zu sehen.

Da der Künstler aber nicht kopieren, sondern einen echten „Greven“ kreieren will, gibt er seiner Diana eine kleine neugeborene Ziege auf den Arm, begleitet vom Muttertier mit schwerem Euter. Das Gewand der Diana im Louvre fasziniert Paul Greven besonders, denn auch dieses muss hier Bruchstellen aufweisen. Man darf gespannt sein, wie die Staue am Ende aussieht.

Am 4. und 5. Oktober soll die künstlerisch wertvolle Tempelanlage mit einem großen Fest eingeweiht werden. Bis dahin gibt es in der „Ausgrabungsstätte“ am Kunsthof Greven noch viel Arbeit. Nicht immer läuft alles glatt, ab und an müssen Änderungen vorgenommen werden, denn Kompromisse geht Paul Greven bei seinen Kunstwerken nicht ein.

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