Pfarrkirche St. Thomas in HouverathDer Eifeldom wird 100 Jahre alt

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Dr. WolfgangHerborn gab den zahlreichen Besuchern interessante Einblicke in die Geschäfte des Kirchengebäudes.

Dr. WolfgangHerborn gab den zahlreichen Besuchern interessante Einblicke in die Geschäfte des Kirchengebäudes.

Bad Münstereifel-Houverath – „Warum sollen wir bis Köln in den Dom fahren? Wir haben doch unseren eigenen Dom direkt vor der Tür.“ Das ist die Meinung von vielen Menschen aus Houverath und den zur Kirchengemeinde gehörenden Dörfern Limbach, Wald, Scheuren, Maulbach, Eichen und Lanzerath.

Sie sind stolz auf ihren „Eifeldom“, wie die Pfarrkirche St. Thomas seit 1935 genannt wird.

Zum 100-jährigen Bestehen der Kirche gab Dr. Wolfgang Herborn während einer Führung Besuchern von nah und fern die Gelegenheit, den schmucken Eifeldom besser kennenzulernen. Gleich zu Beginn verwies er Äußerungen zur Geschichte des Gotteshauses, die vom ehemaligen Pfarrer Thomas Bahne stammen, ins Reich der Fabeln.

„Das war Unsinn, den der Mann nichtsahnend verbreitet hat“, so Herborn. Bahne hatte behauptet, dass die Houverather Pfarrei im 15. Jahrhundert aus den Pfarreien Kirchsahr und Mutscheid gegründet worden sei. Laut Herborn gibt es aber Belege, dass die Pfarre „Obere Sahr“ schon vor 1300 existierte.

Die Geschichte des Eifeldoms begann am 5. März 1906. Pfarrer Josef Errens stellte an das Generalvikariat den Antrag, einen Kirchenbaufonds zu gründen. Sein Nachfolger Alois Ferdinand Küppers nahm den Plan des Vorgängers auf und bat in einem Schreiben vom 13. Juni 1910, den Bau einer neuen Kirche zu genehmigen, weil die Kirche im Tal viel zu klein geworden sei.

Im gleichen Monat begann man mit dem Brechen der Mauersteine, die aus dem pfarreigenen Steinbruch „Am Mühlenberg“ mit Ochsenkarren herbeigeschafft wurden. Den Bauplan für die neue Kirche entwarf der Bonner Architekt Jakob Stumpf. Wahrscheinlich gab das Baumaterial den Ausschlag dafür, dass im romanischen Stil gebaut wurde.

64 000 Reichsmark Baukosten

Fast 64 000 Reichsmark hat der Bau gekostet, nur 6000 Reichsmark steuerte der erzbischöfliche Stuhl bei. Mit Haus- und Kirchenkollekten sowie Theateraufführungen des Marien- und des Jünglingvereins wurde jahrelang das restliche Geld zusammengetragen.

Die feierliche Einsegnung der Kirche fand am 11. Dezember 1913 statt. Entstanden war eine dreischiffige neuromanische Anlage mit einem 36 Meter hohen Turm. Der Fußboden war schwarz-weiß gefliest. Eine in der Mitte angebrachte Fliese erhielt teuflische Fratzen oder Drachen. „Die Absicht war, dass der Gläubige mit den Füßen auf diesen teuflischen Gebilden herumtreten konnte“, wusste Herborn. Der Grundstein auf der linken Seite des Altars trägt die Inschrift MCMXIII, also das Jahr der Fertigstellung in römischen Ziffern. Hinter der Platte wurden die Gründungsurkunde und mehrere Geldstücke aus dem Jahr 1913 abgelegt.

Reliquienschatz eingemauert

Außerdem wurden die Reliquien des Heiligen Benignus, Reliquienpartikel der Heiligen Ursula und der 11 000 Jungfrauen sowie aus dem Reliquienschatz der Thebaischen Legion eingemauert. Eine Reliquie des Pfarrpatrons, des Apostels Thomas, sucht man allerdings vergeblich.

Unbekannt ist sowieso, wann der ungläubige Thomas Maria als Pfarrpatron ablöste. Als besonders kostbar wurden die beiden Chorfenster in der Altarrunde bezeichnet. Die übrigen Fenster zeigen an, welche Heiligen von den religiösen Vereinen und den damals noch weitgehend bäuerlichen Gläubigen besonders verehrt wurden. Ein weiterer Einrichtungsgegenstand der ersten Stunde war das holzgeschnitzte Taufbecken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann Pfarrer Paul Alertz den Kunstmaler Hans Zepter für die gegenständliche Ausmalung der Kirche. Zepter ist für den Kreuzweg und das größte Gemälde im Ostchor verantwortlich.

Ende der 40er-Jahre ließ Alertz vier neue Glocken mit einem Gesamtgewicht von fast 105 Zentnern anschaffen: die Dreikönigs-Glocke, Marien-Glocke, Donatus-Glocke und die Gefallenen-Glocke. Gemeinsam geläutet werden dürfen sie übrigens nicht, weil es Probleme mit der Standfestigkeit des Turmes geben könnte. Bevor Historiker Herborn seine Ausführungen beendete, zeigte Kirchenorganist und Küster Markus Henneböhl noch eine alte und lange auf dem Dachboden des ehemaligen Pfarrhauses verschwundene Monstranz.

Und eine weitere Entdeckung wurde gemacht: Hilde Schorn aus Scheuren wusste, dass die ebenfalls aus alten Kirchengewölben aufgetauchten, verstaubten und auch beschädigten großen Engel irdische Vorbilder haben.

Fotografien der inzwischen verstorbenen Elisabeth Krämer aus Unterdick und der heute 93-jährigen Elisabeth Küster, der Mutter von Hilde Schorn, dienten als Vorlagen für die Figuren. Elisabeth Küster war damals 16 Jahre alt.

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