HochwasserErneut Überschwemmungen nach Unwetter in der Eifel

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Anwohner kämpfen gegen die Wassermassen.

Mechernich/Nettersheim – Wieder Unwetter in der Eifel. Kurz, aber heftig. „Es hat gerade einmal eine Viertelstunde stark geregnet“, berichtete Georg Leyendecker, Sprecher der Feuerwehr Mechernich. Doch diese Viertelstunde hatte es am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr in sich. „Besonders stark betroffen ist das Feytal“, sagte Leyendecker.

Es folgte ein Großeinsatz der Feuerwehr, bei dem alle Einsatzkräfte im Dienst waren. Die Bilder waren wie schon so oft in den letzten Tagen die gleichen: Überschwemmte Felder, vollgelaufene Keller und Dorfbewohner, die versuchten mit vereinten Kräften ihr Hab und Gut zu retten. Glücklicherweise ist es zu keinem Personenschaden gekommen. Das Gewitter hatte sein hatte sein Zentrum zwischen Nettersheim und Mechernich, dort fielen innerhalb kürzester Zeit 80 Liter Regen pro Quadratmeter.

Auf der A1 stand das Wasser im Bereich Nettersheim zeitweise 30 cm hoch, mittlerweile ist die Straße jedoch wieder frei. Allerdings ist die L115 noch gesperrt, weil der Bereich des Kreisverkehrs nahe Zingsheim überflutet ist.

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Leyendecker: „Wir hatten über 150 Kräfte im Einsatz.“ Unterstützung mit 35 Feuerwehrleuten kam aus dem Zülpicher Stadtgebiet, 25 Einsatzkräfte aus Gemünd. Ein Einsatzleitwagen kam aus Kall. Das Ordnungsamt Mechernich war ebenfalls alarmiert, genauso wie das Technische Hilfswerk. „Es waren Pumpen gefragt“, erklärte Leyendecker. Im Raum Mechernich kam es bis zum Abend zu 54 Einsätzen, 23 Einsätze gab es bisher im Raum Nettersheim. Organisiert wurden die Mechernicher Stadtgebietseinsätze aus dem Feuerwehrgerätehaus in Mechernich, wo eine so genannte Koordinierungsstelle eingerichtet wurde.

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Einsatzkräfte der Feuerwehr pumpen Wasser ab.

„Wir fangen nun an, bergabwärts die Grundstücke leer zu pumpen“, so Leyendecker. Weitere Pumpen rückten vom Schleidener Brandschutzzentrum an. „Wir werden mit Sicherheit bis spät in die Nacht im Einsatz sein.“ Das Rote Kreuz aus dem Kreis Euskirchen verpflegte die Feuerwehr.

Schnelle Reaktion der Anwohner

In Eiserfey, dort, wo der Hauserbach übertrat und über die Straßen lief, reagierten die Anwohner des Wiesenthals schnell. Aus Platten bauten sie zusammen mit 30 Anwohnern einen Hochwasserschutz. Spontan, aber effektiv. „Man muss sich halt zu helfen wissen“, sagte die 72-jährige Christel Bädorf. „Eigentlich wollte ich aus den Platten ein Carport bauen. Jetzt dienen die Platten als Wasserbarriere“, sagte Besitzer Rolf Stracki.

„Es reicht jetzt langsam“, schimpfte Breitenbendens Landwirt Johannes Stollenwerk. Er versuchte, seine Kühe auf eine trockene Wiese zu treiben. „Denen passiert nichts. Die Wiesen sind sowieso alle nass.“

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Anwohner versuchen die Wassermassen mit Stellwänden abzuhalten.

Neben dem Feytal in Mechernich erwischte es auch das Gemeindegebiet Nettersheim, Einsatzschwerpunkte waren Engelgau und Zingsheim. Auch dort wurden Keller überflutet. „Wir haben noch selbst gepumpt. Aber innerhalb von zwei Minuten war landunter“, schilderte Anwohner Holger Betzer, der direkt neben dem Mühlenbach wohnt. „Der ist in über 40 Jahren nicht mehr übergetragen. So viel Wasser habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, sagte Stefan Eß, dessen Garten einer Seelandschaft glich. „Wir nehmen es mit Humor. Was sollen wir auch sonst tun.“ Seine Tochter Sonja brachte indes Familienhund „Fin“ in Sicherheit.

Doch es kam auch zu brenzligen Situationen: In Breitenbenden drohte sich ein Gastank zu lösen, die Bewohner dort mussten kurzfristig in Sicherheit gebracht werden mussten. Der Gastank konnte aber schnell gesichert werden und die Bewohner konnten nach kurzer Zeit zurück in ihre Häuser.

Aktuell ist die Lage unter Kontrolle, vereinzelt kommt es noch zu Notrufen wegen vollgelaufenen Kellern. Die Feuerwehr ist weiterhin im Einsatz. (red)

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