Firma „Distribution of Sound“ aus EuskirchenEuskirchener Firma liefert Plattenspieler-Zubehör nach ganz Europa

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Euskirchen – Es ist paradox: Eine Technik, vor Jahrzehnten für tot erklärt, erlebt ein erstaunliches Revival. Während CD-Verkäufe zurückgehen, werden – bei wesentlich geringeren Stückzahlen – immer mehr Schallplatten produziert. In den noch existierenden Presswerken müssen die alten Maschinen Dauerschichten fahren. Bei den Händlern werden wieder Schallplattenregale aufgebaut, manch ein betagter Plattenspieler findet bei Ebay einen Käufer. Und in Euskirchen freut sich Britta Hoffmann von der Firma „Distribution of Sound“, die Händler europaweit mit Zubehör für Plattenspieler beliefert, über den Boom.

Hoffmann ist Spezialistin für Abtastnadeln und Tonabnehmersysteme. 500 Nadeltypen kann sie liefern, 40 Tonabnehmersysteme hat sie auf Lager. Seit vor einigen Jahren Robbie Williams seine neue Scheibe auch auf Vinyl herausgebracht habe, brächten viele Künstler neue Produktionen wieder auf Schallplatte heraus. „Nach Einführung der CD hatte Saturn in Köln nur eine kleine Vinyl-Ecke, jetzt haben die den ganzen Keller voll. Da sage ich: »Leute, endlich!«“, so Hoffmann.

Von Platten fasziniert

Ihre kleine Firma im Industriegelände an der Rudolf-Diesel-Straße 1 beliefert Fachhändler in ganz Europa. Am 21. Januar kann das Unternehmen sogar sein 40-jähriges Bestehen feiern. Denn am 21. Januar 1976 gründete ihre frühere Chefin Ilse Deim die Firma in Düsseldorf-Derendorf. Damals gab es noch keine CDs. Und kein Internet. Nadeln und Tonabnehmer waren ein gutes Geschäft, Plattenspieler, oft von der Firma Dual aus dem Schwarzwald, fanden sich in vielen Haushalten. Im Alter von 21 Jahren half Hoffmann in der kleinen Firma mit fünf Angestellten aus, um ihr Taschengeld aufzubessern. „Schallplatten haben mich schon seit meiner Jugend fasziniert“, sagt sie. Ihr Taschengeld sei regelmäßig dafür draufgegangen. Nachdem sie ihre Lehre als Groß- und Einzelhandelskauffrau im Bereich Werbegeschenkgroßhandel abgeschlossen hatte, fragte ihre damalige Chefin, ob sie bei ihr einsteigen wolle. „Ein Job, der sich um Musik dreht? Auf jeden Fall“, war ihre Reaktion.

„Frau Deim galt als die Koryphäe der Nadeln“, erinnert sich Hoffmann. „Die brauchte nur ein Exemplar zu sehen, da wusste sie, um welches Fabrikat es sich handelte.“ Sie habe sich Preislisten mit nach Hause genommen, um diese auswendig zu lernen. Doch ihre Chefin bremste den Elan: „Das kannst du nicht, das kommt mit der Zeit schon von alleine.“ So sei es gekommen. 1983/84 hatte die Firma 15 Beschäftigte, davon zehn im Außendienst. „Damals gab es noch kein Internet, die Vertreter mussten mit Affenarmen mit unseren Musterkoffern vorstellig werden.“ Als Ende der 80er die CD aufkam, wurde es für das Unternehmen eng: „Wir merkten, dass es rapide bergab mit Nadeln, Tonabnehmern und Zubehör ging.“ Ihre Chefin fand Alternativen: Zunächst wurde ein Vertrieb für Audio-Geräte der englischen Firma adc und des US-Herstellers dbx aufgebaut. Und als Deim Anfang der 90er die Consumer Electronics Show in Las Vegas besucht hatte, wusste sie, dass Auto-Hifi ein Renner werden könnte. Man übernahm den deutschen Vertrieb der Firma „Phoenix Gold“ und lieferte Verstärker, Lautsprecher und Subwoofer für Autos.

Die Firma übernommen

Hoffmann schmunzelt, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt: Dem für NRW zuständigen Vertreter Udo Görz, einem Klassikfan, habe man für die Präsentation auf Messen einen 190er Mercedes umgebaut. Optimierte Höhenwiedergabe und eine angestrahlte Berglandschaft im Kofferraum hätten für Beachtung gesorgt. Doch auch dieses Geschäft wurde Ende der 90er Jahre zur Flaute, als die Autohersteller begannen, selbst solche Anlagen einzubauen.

Plattenspieler-Zubehör hat das Unternehmen auf niedrigem Level stetig weiter verkauft. Plötzlich kamen immer mehr Bestellungen. Darunter waren auch Weiterverkäufer, die bei Ebay & Co damit handelten. Damals habe ihre Chefin, die sich zur Ruhe setzen wollte, gefragt, ob sie das Unternehmen übernehmen wollte. Auf niedrigem Level, mit drei Beschäftigten, übernahm sie die Firma. Nach einem Umzug nach Pulheim zog es Britta Hoffmann, die in Nohn bei Adenau groß geworden ist, wieder in Richtung Eifel. Ein Wohnhaus in Stotzheim wurde erworben. Seit 2009 hat die „Distribution of Sound GmbH“ ihren Sitz in Euskirchen. Expandieren möchte die 54-Jährige trotz des Plattenbooms nicht. „Ich kann gut davon leben. Und den großen Bohei will ich nicht mehr machen.“

Neben dem Verkauf von Nadeln und Tonabnehmern hat sich ihre Firma spezialisiert auf den deutschlandweiten Vertrieb von Jelko-Tonarmen, „Last“-Reinigungsprodukten aus den USA und einer Schablone, die für die präzise Justage von hochwertigen Plattenspielern weit verbreitet ist.

www.dos-hifi.de

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